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0870 - Tabitas Trauerhalle

0870 - Tabitas Trauerhalle

Titel: 0870 - Tabitas Trauerhalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte an dieser Leere liegen, die mich irgendwie einsam machte. Aber ich fuhr weiter und sah auch die Kurve vor mir. Die normale Straße machte diesen Bogen. Sie gehörte zu den einfachen Durchfahrten, und nicht mal ein Mittelstreifen zeichnete sich ab.
    Ich erreichte die Kurve - und mein Herz schlug in diesen Augenblicken schneller.
    Da stand ein Fahrzeug, ein Rover.
    Ich bremste dicht dahinter, ließ die Scheibe hochfahren und stieg aus. Ein Rundblick zeigte mir, daß niemand da war, der mich beobachtete. Ich stand einsam neben dem leeren Fahrzeug. Jane Collins hatte den Rover verlassen. Um allen Eventualitäten vorzubeugen, schaute ich auch im Kofferraum nach.
    Langsam drückte ich die Haube wieder nach unten. Ein in der Nähe liegendes Ziel sah ich nicht und fragte mich, aus welchen Gründen Jane den Wagen hier hatte stehenlassen. War sie möglicherweise gestoppt worden? Hatte sie nicht ganz freiwillig ihr Fahrzeug verlassen? Oder hatte sie etwas entdeckt?
    Ich blieb am Rand der Straße stehen und ließ meinen Blick über das Feld hinweggleiten. Mir fiel das Wäldchen auf, hinter dem sich ein Gebäude halb versteckte. Ein Schuppen, ein altes Bauernhaus, so gelegen, daß es durchaus als Versteck dienen konnte.
    Das war doch was!
    Ich hielt mich nicht mehr lange am Rande der Straße auf. Auch Jane mußte ein Ziel gehabt haben, und ich konnte mir vorstellen, daß es eben dieser Bau am Wald gewesen war.
    Ich suchte nach Spuren, die Jane eventuell hinterlassen haben konnte. Vergeblich. Im Gras war nichts zu entdecken.
    Dem Haus mußte ich mich deckungslos nähern. Dabei ging ich über einen schmalen Pfad. Zu hören war nichts, zu sehen ebenfalls nicht, aber meine Ahnung sagte mir, daß ich Jane bald finden würde.
    Hoffentlich lebendig…
    ***
    Jane Collins hatte Tabitas Drohung genau verstanden. Sie hatte von ihrem Freund gesprochen, von dem sie nicht wußte, wer er war, aber er sollte sie töten. Die Luft zwischen ihnen hatte sich verdichtet. Zumindest kam es Jane so vor. Sie roch den Ruß der Dochte.
    »Warum soll ich getötet werden?«
    »Weil ER es will.«
    »Liebt er Leichen?«
    »Er braucht sie!« flüsterte Tabita.
    »Ist er ein Ghoul?«
    Tabita lachte schrill. »Ein Leichenfresser, meinst du? Nein, das ist er nicht.«
    »Ghoul brauchen Leichen und…«
    »Ich weiß es, ich weiß es.« Sie war hektisch geworden. »Du hast mich beleidigt, Jane. Wie kannst du nur behaupten, daß er ein Ghoul ist. Glaubst du, daß ich mich mit so etwas abgebe?«
    »Pardon, aber du hast die eine Tote vom Unfallort geholt.«
    Der Schleier vor Tabitas Gesicht wellte sich nach vorn, als sie ihren Atem dagegen geblasen hatte.
    »Ich habe die Toten nicht für einen Ghoul geholt, sondern für ihn. Er will sie auch nicht fressen. Er braucht nur etwas, um stark zu werden.«
    »Die Leichen?«
    »Ihre Seelen. Die Restenergie, die noch in ihnen steckt. Einen Teil der Aura.«
    »Und was will er damit?« fragte Jane.
    »Stark werden.«
    »Dann ist er nicht stark?«
    »Noch nicht so, wie ich es mir vorstelle.«
    »Darf ich endlich erfahren, wie er heißt, wie er aussieht, wie du zu ihm stehst?«
    »Nein, ich bestimme es.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Nein, das glaube ich nicht. Ich werde mir deine Trauerhalle genau anschauen, Tabita. Ich bin nicht hier erschienen, um so ohne weiteres wieder zu verschwinden. Ich bin es gewohnt, Erfolge zu erzielen.« Jane drehte sich und streckte den Arm aus. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete sie gegen das von der Decke herabhängende Netz, dieses dünne Gespinst, das mehr zu ahnen, als zu sehen war. »Ist das Tuch die Grenze, Tabita? Teilt es diesen Raum in zwei Welten?«
    »Ja.«
    »Und dahinter?«
    Tabita lachte. »Das ist sein Reich, meine Liebe. Einzig und allein sein Reich.«
    »Darf ich es betreten?«
    »Nein!«
    »Warum nicht?«
    »Du würdest es nicht überleben«, erklärte die Frau im Brustton der Überzeugung. »Es ist ein Gebiet, das für Menschen nicht geeignet ist. Ich weiß es genau, ich bin… ich bin…«
    »Ich werde es trotzdem tun, denn ich will wissen, wer ER ist, von dem du immer gesprochen hast. Ich hatte schon an den Teufel gedacht, aber das stimmt wohl auch nicht.«
    »Wie recht du hast, wie recht du hast«, keifte die bleiche Tabita. Sie wirkte wie ein Schatten ihrer Selbst. Aus der dunklen Kleidung schaute sie hervor wie ein Gespenst, und auch jetzt nahm sie ihren schwarzen Gesichtsschleier nicht ab. Auf Jane machte sie den Eindruck

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