0872 - Der Templer-Friedhof
hatten.
Bloch machte seine Sache gut. Er bewegte sich locker und lässig auf die beiden Aufpasser zu, als hätte er nie zuvor etwas anderes getan. Er war einfach cool, er ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, und plötzlich geriet Bewegung in die beiden.
Ich konnte sie gut beobachten. Sie stießen sich zuerst an, dann sprangen sie plötzlich hoch, und ich entdeckte die ersten Waffen. Beide trugen Lanzen, die sie in Stellung brachten.
Sehr gut. Es lief prächtig. Mich sahen sie nicht. Ich stand langsam auf, die beiden Wächter gingen vor und lösten sich vom Rand der primitiven Koppel.
Ich befand mich noch in der Hocke. Einer löste sich vom anderen. Der letzte Wärter blieb zurück, schaute aber ebenfalls dem herankommenden Abbé entgegen.
Die Szene prickelte vor Spannung. Bloch und ich wußten, daß wir uns keine Fehler erlauben durften. Wir waren für die beiden Aufpasser die nicht sichtbaren Regisseure, aber sie mußten sich so verhalten, wie wir es wollten.
Der Templer ging. Ob er seinen Revolver gezogen hatte, wußte ich nicht. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt, eine friedliche Geste. Die Hände steckten in den Ärmeln der Kutten.
Er wurde angesprochen. Die Stimme des Wächters klang kehlig. Er selbst war stehengeblieben, ein Bein vorgeschoben, das andere zurückgedrückt.
Wie auf dem Sprung war er, bereit, sofort einzugreifen und seine Lanze zu schleudern.
Wieder sprach er. Diesmal klang seine Stimme schon ungeduldiger. Er lenkte auch seinen Kumpan ab, der überhaupt nicht nach hinten schaute, was mein Glück war.
Ich hatte die Beretta gezogen. Wie eine Gazelle huschte ich auf ihn zu. Er hörte mich, als es zu spät war. Während er sich umdrehte, erwischte ihn mein Schlag.
Es gibt gewisse Stellen bei einem Menschen, die man kennen muß, um ihn kampfunfähig zu machen. Ich kannte sie, und ich traf mit dem Griff der Beretta haargenau.
Er gab nicht einmal einen Laut ab, als er vor meinen Füßen zusammensank. Ich schaute sofort nach rechts. Dort hatte sich die Lage in den letzten Sekunden verändert. Der Abbé war stehengeblieben, aber nur, weil ihn die Spitze der Lanze dazu zwang. Über seine verschränken Arme hinweg zielte sie und berührte seinen Körper.
Ich bewunderte die Ruhe des Templers, aber der Abbé war eben ein Mann der Tat, der sich durch nichts so leicht erschüttern ließ. Er ruhte in sich selbst.
Der Fremde sprach laut. Aus seinem Mund drangen kehlige Worte. Das konnte Arabisch sein, wie auch immer. Es war für mich wichtig, ihn zu erledigen.
Ich huschte auf ihn zu. Seine Stimme übertönte meine Geräusche. Jetzt sprach auch der Abbé, und er blickte an der Schulter des Wächters vorbei.
Dann blieb ich stehen und lachte.
Gleichzeitig sprang Bloch zurück, überraschte den Wächter zum zweitenmal, denn durch mein leises Lachen war er ebenfalls aus dem Konzept gebracht worden.
Bevor er sich zu einer Handlung entschieden hatte, sauste wieder der Berettagriff nach unten. Das leise Klatschen kannte ich schon und auch die dabei entstehende Bewegung. Der Typ schraubte sich vor meinen Füßen zusammen.
Bloch nickte mir zu und deutete ein Klatschen an. Mir war aufgefallen, daß beide Wächter neben ihren Lanzen noch Krummsäbel als Waffen trugen. Das wiederum deutete auf Muselmanen hin. Ich flüsterte dem Abbé zu, einen der Säbel an sich zu nehmen. Ich lief zurück und holte mir die zweite Schlagwaffe.
Die Klinge war ungefähr armlang und leicht gebogen. Dabei relativ breit und aus bestem Stahl gefertigt. Ich war zwar kein Krummsäbelkämpfer, aber verteidigen würde ich mich damit schon können.
Der Abbé allerdings schaute sich die Waffe schon skeptisch an. Er hatte die Stirn gerunzelt und die Lippen zu einem leichten Grinsen verzerrt.
»Was ist los?« flüsterte ich.
»Das ist nicht meine Welt.«
»Was?«
»Diese Waffe hier.«
Ich winkte ab. »Vergiß es, vergiß es wirklich. Übrigens, du warst sehr gut.«
»Ach ja? Dabei haben mir vor Angst die Knie geschlottert.«
»Das wußte doch der Knabe nicht.« Ich schaute auf ihn nieder. Die Menschen damals waren tatsächlich kleiner gewesen. Dieser Aufpasser hatte die Größe eines Kindes, allerdings eines sehr kräftigen.
»Das wäre erledigt«, stellte Bloch trocken fest. »Und wie geht es weiter?«
Ich deutete mit meiner Hand auf das große Feuer. »Jetzt werden wir uns das Lager anschauen.«
Bloch schaute mich an.
»Ist was?«
»Nein, im Prinzip nicht, aber wir sollten auch damit rechnen, daß uns
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