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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Boden und uns von der Seite her an das Zentrum heranrobben. Der Platz wurde nur an der Rückseite von Zelten begrenzt. Die anderen lagen frei, und auch unser Blick wurde durch nichts mehr getrübt. Endlich freie Sicht, aber was wir zu sehen bekamen, war schockierend.
    Mir kam es so vor, als würde sich das Gesamtbild erst allmählich zusammenschieben. Wie ein Puzzle sah es aus. Die Einzelheiten drängten sich von allen Seiten zusammen. Stück für Stück wurde aus der Dunkelheit gerissen, so daß ich die Bühne des Schreckens sehen konnte.
    Sie war zweigeteilt.
    In der einen Hälfte herrschte das normale Lagerleben der Soldaten vor. Da hockten oder standen sie um das große Feuer herum, warfen hin und wieder Holzscheite in die Flammen, um die Umgebung zu erhellen. Über einem kleinen Feuer hing die Pfanne mit dem Essen. Sie war an einem eisernen Dreispitz befestigt. Hin und wieder rührten die beiden Pfannenträger das Essen durch.
    Das sah ich nur am Rande. Als ich den Kopf weiter drehte, da fiel mir jemand auf, der die anderen im Sitzen überragte. Da er, mir die linke Seite zuwandte, konnte ich von ihm nicht viel sehen, aber ich erkannte doch seinen haarlosen Kopf, über dessen Fläche hin und wieder die Schatten des Feuers huschten.
    Das mußte Mleh sein.
    Es saß günstig, denn sein Blick fiel auf den zweiten Teil dieser Szene, und er machte mir angst.
    Die Muselmanen hatten Gefangene gemacht. Kreuzritter, wenn ich mich nicht irrte. Sie hatten sie ausgezogen und an in den Boden gerammte Pfähle gebunden. Die Männer berührten mit ihren Füßen nicht den Boden. Sie konnten sich nicht abstützten, ihre Körper wurden einzig und allein von den Stricken gehalten.
    Ich zählte nach.
    Acht Pfähle.
    Acht Gefolterte.
    Man war brutal mit ihnen umgegangen. Es gab keinen, dessen Körper nicht von Wunden bedeckt war. Einige bewegten sich hin und wieder zuckend. Andere hingen apathisch in den Stricken, und das alles wurde von diesem armenischen Prinzen mit Wohlgefallen beobachtet. Er verließ sich dabei auf die beiden Folterknechte. Starke Männer, die aussahen wie Ringer. Ihre Oberkörper waren nackt. Sie trugen nur Hosen und nicht mal Schuhe an den Füßen. Die Haut war rauchgeschwärzt, und einer von ihnen hielt ein Brandeisen in der Hand. Der andere verließ sich auf eine Peitsche, an der kleine, scharfe Nägel schimmerten.
    Neben mir atmete der Abbé scharf aus. Dann flüsterte er: »Es ist die nächste Partie, John. Diese acht Männer, diese Templer und Kreuzritter, werden als nächste Ladung zum Friedhof gebracht. Sie lassen sie langsam sterben, sie schauen zu, sie essen dabei, sie trinken, und wir stehen hier und sind hilflos.«
    Ich schwieg.
    Er hatte im Prinzip recht, denn wir waren hilflos. Meine Gedanken drehten sich fieberhaft. Ich wollte und mußte mir etwas einfallen lassen, aber wie sollten wir beide die acht Templer von ihren Qualen erlösen und sie befreien?
    Es war im Prinzip unmöglich. Ich hatte unsere Gegner nicht gezählt. Auch wenn wir vier oder sechs von ihnen ausgeschaltet hatten blieben noch genügend übrig, um uns vernichten zu können. Es sah also bitter für uns aus.
    Als sich der Abbé bewegte, wurde ich aufmerksam. Der Waffenstahl schimmerte in seiner Hand.
    Bloch hatte die Lippen hart zusammengepreßt. Sein Gesicht zeigte einen mir unbekannten Ausdruck.
    »Nicht schießen«, warnte ich ihn.
    »Keine Sorge, John, ich halte mich schon zurück. Aber was willst du tun?«
    »Sie müssen befreit werden.«
    »Soll ich lachen?«
    »Nein.«
    »Dann sag mir, wie du es machen willst.«
    »Es ist schwer«, murmelte ich, »aber nicht unmöglich. Ich will an Mleh heran.«
    In den folgenden Sekunden schwieg der Templer. »Gesetzt den Fall, du schaffst es. Wie geht es dann weiter?«
    »Da habe ich dann eine Geisel.«
    »Und wie kommen wir mit ihr hier weg?«
    »Keine Ahnung.«
    »Eben.«
    »Du wirst nicht an meiner Seite bleiben. Du bist im Besitz einer Waffe, und ich möchte, daß du mir den Rücken deckst. Wenn es hart auf hart kommt, überwinde dich und schieße.«
    »Darauf kannst du dich verlassen, John.«
    Im selben Augenblick stand der Prinz auf, und ich befürchtete, daß meine Pläne zerstört waren. So wie er sich in die Höhe schob, bewegte sich nur ein Sieger. Ich wußte nicht, ob er auch andere Kleidung besaß, aber in diesem Fall trug er genau die lange Kutte, die er auch auf der Zeichnung angehabt hatte. Sie reichte ihm bis zu den Knöcheln und schwang bei den ersten Schritten hin und

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