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0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderen Seite?«
    »Wie meinst du?«
    Sie trank erst einen Schluck. »Schmeckt gut, das Bier aus dem Kloster.« Dann kam sie zum Thema.
    »Ich meine, es gibt doch immer Ying und Yang. Wo Licht ist, da fällt auch der Schatten hin. Wo das Gute ist, lauert auch das Böse.«
    »Ich verstehe.«
    »Dann sag es.«
    »Einmal Gott, dann der Satan.«
    »Ja, genau.«
    Marty lächelte. »Das Böse hat keine Chance hier oben. Nein, das kommt nicht durch. Nicht hier oben.« Er betonte den letzten Satz besonders, was Julie aber nicht weiter auffiel. Sie fand es nur schade, daß dies so eingeteilt war.
    »Warum denkst du so?«
    »Kann ich dir auch nicht sagen. Wäre die andere Seite hier, gäbe es noch einen stärkeren Kick.«
    Marty beugte sich ihr entgegen. »Wer sagt denn, daß das andere nicht hier ist?«
    »Das hätte ich gesehen.«
    »Glaube ich nicht«, flüsterte Marty. »Du mußt davon ausgehen, daß es unsichtbar ist. Es kann sich versteckt halten und zum richtigen Zeitpunkt vorkommen.«
    »Meinst du?«
    »Aber sicher.«
    Julie leckte über ihre Lippen. »Weißt du denn mehr über die Schattenseiten?«
    Er hob die Schultern. »Kaum. Ich habe mich dafür eigentlich nie interessiert.«
    »Das glaube ich dir nicht«, flüsterte sie.
    »Wieso…?«
    »Du kennst dich aus.« Julie umfaßte Martys Arm. »Das sehe ich dir an. Hier in dieser Disco ist die Atmosphäre ganz anders als in den Schuppen, die ich kenne. Hier hat man Stil. Man benimmt sich, man schreit nicht herum. Obwohl ich fremd bin, habe ich das Gefühl, schon immer hiergewesen zu sein.«
    »Das ist möglich.«
    »Deshalb will ich mehr wissen. Hier lauert etwas unter der sichtbaren Oberfläche.«
    »Kann sein.«
    »Nein, das ist so.«
    »Weiß nicht.«
    »Du kennst es.«
    »Bist du sicher?«
    Julie Jenkins nickte heftig. »Und ob ich sicher bin.« Sie wurde konkret.
    »Hat diese Disco eigentlich auch einen Keller?«
    Marty Stone runzelte die Stirn. »Das weiß ich doch nicht. Ich habe mich bisher nur hier oben aufgehalten. Über einen Keller weiß ich wirklich nicht Bescheid.«
    »Noch ist Zeit…«
    »Moment, Julie. Soll das heißen, daß du dich auf den Weg machen willst, um ihn zu suchen?«
    »Das könnte mir einfallen.«
    »Aber ohne mich, Julie. Ich bin nicht dabei, verstehst du? Ich will hier meine Stunden genießen. Ich habe keine Lust, durch irgendwelche Kellerräume zu schleichen.«
    »Damit hast du zugegeben, daß es einen Keller gibt.«
    »Habe ich nicht. Ich kann es mir nur vorstellen. Außerdem möchte ich sie gleich sehen.«
    Julie hatte gut zugehört. »Sie? Du hast das so komisch betont. Wer ist das?«
    »Eine Frau.«
    »Habe ich mir gedacht.«
    »Aber eine besondere. Sie wird heute ihren Auftritt haben. Niemand kennt sie richtig«, murmelte der Junge. »Man nennt sie nur die Königin der Nacht, denn sie ist ganz in Schwarz gekleidet. Sie ist wie eine Laufsteg-Nonne, trägt als Outfit ein Modell von Vivienne Westwood, aber sie zeigt nie ihr Gesicht.«
    »Dann ist sie maskiert?«
    »Nein, auch das nicht. Schleier hängen vor dem Gesicht.«
    Julie staunte. »Hört sich ja toll an. Und sie hat die Schleier nie gelüftet?«
    »Nicht hier.«
    Julie hüstelte. »Wann kommt sie?«
    »Keine Ahnung, denn an Zeiten hält sich die Königin der Nacht nie. Aber sie wird schon hier auftauchen.«
    Julie schaute den Schaumstreifen zu, die an der Innenwand des Glases herabliefen. »Die Königin der Nacht«, sinnierte sie hörbar, »das ist eine Figur aus der Oper ›Die Zauberflöte‹. Ich kenne das Stück. Die Königin der Nacht verkörperte darin das Böse, die Schattenseiten, die sich gegen die Liebenden stellen. Wie ist das denn hier? Wird sie auch hier als das Böse anerkannt?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Ich habe sie nie gefragt. Du kannst es ja versuchen, aber ich glaube nicht, daß sie dir eine Antwort geben wird. Die Königin ist sehr eigen, wie es sich eben für eine Königin gehört, denke ich.«
    Julie holte tief Luft. »Stark, unheimlich stark. Was macht sie denn, wenn sie erscheint? Hofhalten?«
    Er lachte leise. »So kann man es auch nennen. Jedenfalls gibt sie sich selten mit dem gemeinen Volk ab. Viele lassen sich von ihr Kerzen weihen. Sie hat einen bestimmten Platz hier im Raum, man bedient sie, und man verehrt sie. Wenn jemand das Glück hat, von ihr mitgenommen zu werden, ist das das Höchste überhaupt.«
    »Wohin denn?«
    »Das weiß man nie vorher.«
    »Was geschieht mit dem, der von ihr mitgenommen wurde?«
    Marty lächelte. »Es wird

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