Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht darüber gesprochen. Aber es muß toll sein, sie hat einen irren Körper.«
    »Sex - wie?«
    »Kann sein.«
    Julie trommelte mit den Fingerkuppen auf den dunkel gebeizten Handlauf. »Das ist eine Schau«, sagte sie, »damit hätte ich ja nie im Leben gerechnet. Ich kann nur hoffen, daß sie auch heute abend hier erscheint. Was meinst du?«
    »Ja, sie kommt.«
    »Klasse.«
    »Aber glaube nur nicht, daß du so einfach zu ihr hingehen kannst. Sie läßt niemand an sich heran. Sie sucht die Leute aus, mit denen sie verschwindet.«
    »Auch mit Frauen?«
    »Das habe ich noch nicht erlebt.«
    »Schade.« Julie wechselte das Thema. »Aber dich hat sie auch noch nicht mitgenommen - oder?«
    »Nein.«
    »Wünschst du es dir denn?«
    »Jeder wünschst es sich. Bei ihr sollst du den Himmel auf Erden haben.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Julie drehte sich auf dem Hocker, und der Hocker drehte sich mit. Sie wollte sich einen besseren Überblick verschaffen und mußte feststellen, daß sich in der vergangenen halben Stunde einiges getan hatte. Die Disco füllte sich. Es gab keine freie Sitzbank mehr. Auch an den Beichtstühlen leuchteten jetzt Kerzen, als Zeichen, daß sie mittlerweile besetzt waren. Was dort genau ablief, war wegen der vorgezogenen Tücher nicht zu erkennen.
    Julie wurde unruhig. »Wir hätten in einen der Beichtstühle gehen sollen, als sie noch leer waren.«
    »Ach - und dann?«
    »Na ja.« Sie lächelte. »Gefalle ich dir denn nicht?«
    »Schon…«
    »Aber du wartest auf die Königin, wie?«
    »So ist es.«
    Julie spielte mit ihrem Rosenkranz. »Sind ja tolle Typen hier«, sagte sie und lächelte einem »Mönch« zu, der sogar barfuß, gebückt und mit einem leidenden Ausdruck im Gesicht auf die Theke zukam, wo er sich festklammerte und mit beinahe ersterbender Stimme nach einem Drink mit dem Namen Nonnenblut verlangte.
    »Was ist das denn?« wollte Julie wissen.
    »Rotwein. Schwer und süß. Der haut dir in die Birne, kann ich dir sagen.«
    »Sollte ich mal probieren. Du auch?«
    »Nein.«
    »Spielverderber.«
    »Vielleicht später.«
    »Ich aber nicht«, sagte Julie und bestellte den Drink. Der »Meßdiener« schob ihr das Glas zu und flüsterte dabei. »Sie ist unterwegs. Sie hat sich angemeldet.«
    »Wer denn?«
    »Die Königin der Nacht.« In seiner Stimme schwang ein Hauch von Ehrfurcht mit.
    »So früh schon?«
    »Auf Zeiten läßt sie sich nie festlegen.«
    »Danke«, Julie trank einen Schluck, nickte zufrieden und wandte sich an ihren Begleiter. »Hast du das gehört?«
    »Habe ich.«
    »Sie erscheint früher, als ich gedacht habe.«
    »Jedenfalls kann ich sie gleich sehen.«
    Auf einmal verlor die Musik an Lautstärke. Es wurde zwar nicht völlig still, aber die Klänge blieben mehr im Hintergrund und schienen von den Vorhängen aufgesaugt zu werden.
    Das war ihre Schau!
    Und dann erschien sie.
    Es gab wohl keinen, der nicht für einen Moment den Atem anhielt…
    ***
    Dunkel - es war wieder dunkel. Und Johnny Conolly war plötzlich froh darüber. Er empfand die Finsternis als gnädig, denn was er da für einen Moment gesehen hatte, war scheußlich gewesen.
    Unter dem Gabentisch des Grauens war ein Arm hervorgekrochen. Er hatte eine dünne Hand gesehen und auch die Farbe der Haut erkennen können. Sie war hell gewesen, leicht rosa, wie bei einem jungen Ferkel.
    Ein Mensch?
    Johnny wußte es nicht genau zu sagen. Die Form der Hand jedenfalls hatte auf einen Menschen hingewiesen, die schlimmen Geräusche allerdings nicht.
    Johnny war so weit zurückgetreten, daß er sich an der Wand abstützen konnte. Er fragte sich, aus welch einem Grund ihn dieser Moment des Erkennens so aufgeregt hatte. Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, mußte er zugeben, schon schlimmere Erscheinungen gesehen zu haben, deshalb war es ihm beinahe unbegreiflich, daß er derartige Furcht hatte empfinden können.
    Es konnte auch daran liegen, daß er diesen Anblick in einem Zusammenhang mit dieser gesamten Atmosphäre sah. Da waren auch seine Nerven überreizt, und er konnte sich zudem vorstellen, daß dieses Etwas zu dem Gabentisch des Grauens paßte.
    Er dachte an das Blut und auch an die Tierkadaver unter dem Tisch. War dieses andere Wesen jemand, das sich von Blut ernährte? Johnny wußte, daß es Vampire gab, und vielleicht hielt man in diesem Verlies sogar einen Vampir versteckt.
    Wieder mußte er sich schütteln. Er besaß keine Waffe gegen einen Blutsauger. Da er die Kräfte dieser Wesen kannte, wußte er auch, daß

Weitere Kostenlose Bücher