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0874 - Das Tier

0874 - Das Tier

Titel: 0874 - Das Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Flüchtlinge einen großen Vorsprung hatten, und den einzuholen, war so gut wie unmöglich.
    Uns blieben der Frust und die Spurensuche. Wir leuchteten die Umgebung nahe der Tür ab. Dabei sahen wir auch Spuren auf dem feuchten Untergrund. Es waren verschwommene Fußabdrücke, die zu einer Rinne führten.
    Da in den letzten Wochen kaum Regen gefallen war, waren die Kanäle fast ausgetrocknet. Aber eben nur fast, und das wenige stank dafür um so mehr.
    Bill war bei seiner Frau an der Tür zurückgeblieben. Er brauchte nur in unsere Gesichter zu schauen, um die Frage schlucken zu können, die ihm auf der Zunge lag.
    »Nichts«, sagte ich leise. »Es ist wirklich nichts zu machen.« Ich hob die Schultern.
    »Wo ist Johnny?« murmelte Sheila.
    Ich hätte ihr für mein Leben gern eine Antwort gegeben, aber ich wußte es nicht.
    Sie schloß für einen Moment die Augen, dann drehte sie sich um und ging zurück in den Keller.
    Auch wenn wir nur gegen ihren Rücken schauten, sahen wir, daß sie weinte.
    »Hast du diesen Altar gesehen?« fragte Bill.
    »Ja.«
    »Und auch das Blut?«
    Ich legte meinem Freund die Hand auf den Arm. »Bill, das werden wir untersuchen, und ich bin davon überzeugt, daß es nicht deinem Sohn gehört hat. Glaub es mir.«
    »Weiß nicht, John.«
    »Doch, es muß anderes Blut sein!« Trotz meiner optimistischen Antwort klang meine Stimme kratzig.
    Suko verließ uns. Er tröstete Sheila. Dann ging er die Treppe hoch, um die Kollegen von der Spurensicherung zu alarmieren.
    Wir aber konnten wieder von vorn anfangen.
    ***
    Johnny Conolly wurde getragen wie ein Baby. Der Vergleich stimmte sogar. Er fühlte sich so hilflos und unsicher zugleich. Man hatte ihm seine Grenzen aufgezeigt. Die Fluchtversuche waren gescheitert, und an einen weiteren wollte Johnny vorerst nicht denken.
    Das Wesen war ein Kraftpaket und spielte mit ihm. Es hielt Johnny unter den Arm geklemmt oder hob ihn, wenn es ihm einfiel, über den Köpf, so daß die Decke der stinkenden Gänge oft sehr nahe an das Gesicht des Jungen herankamen.
    Der Körper des Gefangenen schwankte im Rhythmus der Bewegungen. Übelkeit wollte in Johnny hochsteigen. Er hatte den Treffer in den Magenbereich noch längst nicht überwunden. Wenn er noch lange so geschaukelt wurde, konnte er für nichts mehr garantieren.
    Susan Stone kannte sich aus. Es wirkte schon überzogen lächerlich, wie sie in ihrem langen Seidentaftkleid durch die Kanalisation streifte. Aber sie wußte sehr genau, wo sie hingehen wollte. Der tanzende Lichtstrahl zeigte ihr den Weg und zeichnete schließlich einen hellen Kreis gegen eine Tür in der linken Wand.
    Sie hatten mittlerweile den Kanal gewechselt, befanden sich in einem breiteren, der auch an den Rändern noch so hoch war, um aufrecht gehen zu können.
    Die Kloake floß träge im Schein der kleinen Deckenleuchten dahin.
    Das Wesen bekam einen knappen Befehl und drehte Johnny herum. Dann wurde der Junge auf die Füße gestellt. Er konnte sich kaum halten, schwankte, und hatte Glück, von Marty abgestützt zu werden, sonst wäre er in den Kanal gerutscht.
    Marty zog ihn auch wieder vor. Als er hörte, wie Johnny sich bedankte, grinste er nur. Das verging ihm rasch, als mehrere Ratten zwischen seinen Beinen hindurchrutschten.
    Das Wesen spielte mit seinen Händen. Es dehnte und knetete die dünnen Finger, als bestünden sie aus Gummi. Mrs. Stone machte sich an dem schmalen Schloß der Tür zu schaffen. Es konnte nur mit einem Vierkantschlüssel geöffnet werden, und den besaß sie.
    Immer wieder rollten wahre Schmerzwellen durch Johnnys Kopf. Sie brachten auch die Übelkeit mit, und sein Kreislauf war ebenfalls angeschlagen. Manchmal hatte er den Eindruck, daß sich die schrecklich riechende Umgebung um ihn herum drehte. Deshalb hatte er sich auch mit dem Rücken gegen die Wand gestützt. Er wollte keine Schwäche zeigen und zusammenbrechen.
    Susan Stone bekam Schwierigkeiten mit dem Fluch, sonst hätte sie nicht geflucht. Johnny hörte das Kratzen, dann die leise Stimme der Frau, und schließlich lachte Susan.
    »Wir können!«
    Das Wesen streckte die Arme aus. Es pflückte Johnny von der Wand weg. Bevor dieser sich versah, schwebte er schon mit beiden Beinen über dem Boden. Er wurde wie eine Puppe über die Schwelle gedrückt und fand sich vor einer geländerlosen schmalen Eisentreppe wieder, die in die Höhe führte.
    Susan schickte das Tier, und Johnny zuerst los: Der Lampenstrahl begleitete sie bis an das Ende der Treppe, wo sie

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