0874 - Das Tier
Entführer als Testperson benutzen werden?«
Mein Freund ließ sich mit der Antwort Zeit. »Testperson? Für was?« fragte er.
»Ich weiß es auch nicht. Es war nur so eine Idee. Außerdem denke ich an diesen Altar unten im Keller. Dort ist etwas weggenommen worden. Zwei wichtige Dinge, wenn mich nicht alles täuscht. Wir haben die hellen Flecken gesehen, aber frage mich nicht, was sie weggenommen haben. Ich kann dir keine Antwort geben.«
»Wen soll ich denn fragen? Die Stones?«
Ich hob die Schultern. »Wir werden bei Sheila und Bill etwas länger bleiben, denke ich.«
»Wie du willst.«
»Marty Stone ist der Beginn. Du warst dabei und hast gesehen, wie er auf den Anblick meines Kreuzes reagierte. Er brüllte das Wort Tier. Darum wird es sich drehen. Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht.«
»Laß hören!«
»Wenn wir den Begriff mythologisch sehen, müssen wir einfach zu dem Entschluß kommen, daß es schon in den ältesten Zeiten verwendet wurde. Man hat die Tiere verehrt als Götter, man hat sie auf der anderen Seite aber auch geopfert. Selbst in den Schriften Hesekiels kommen die Tiere vor, das ist überliefert. Ich weiß im Moment keine Einzelheiten, aber er hat sie als stark gesehen.«
Suko gab mir durch sein Nicken recht. Obwohl wir zügig fuhren, stockte unsere Unterhaltung nicht.
Suko war ein sehr sicherer Fahrer. »Es gibt zudem noch eine andere Deutung, sage ich mal. Wurde das Böse nicht auch mit dem Begriff Tier bezeichnet?«
»Ja.«
»Die Hyäne ist- ein Tier. Hyäne gleich Teufel oder Antichrist.«
»Stimmt.«
Suko sinnierte weiter. »Über dem Keller ist die Disco. Zwar keine Kirche, aber es gibt doch eine gewisse Ähnlichkeit. Im Keller fanden wir diesen Gabentisch. Er wies auf das Böse hin, auf das Tier. Wurde dort der Satan angebetet?«
»Alles ist möglich«, flüsterte ich.
»Wenn ich weiter vor mich hinspinne, John, könnte es doch so gewesen sein, daß dieses Tier oder das Böse versucht hat, den anderen Dunstkreis zu zerstören. Das ist zwar Spekulation, aber möglicherweise nicht so weit hergeholt.«
»Ja, das könnte stimmen.«
»Und welche Rolle würde Johnny spielen?«
Ich antwortete ziemlich spontan. »Im schlimmsten Fall würde er geopfert werden.«
Suko zeigte sich nicht geschockt, wies mich aber darauf hin, nur nicht mit Sheila darüber zu reden.
»Ich werde mich hüten.«
Unser Gespräch schlief ein. Suko konzentrierte sich auf die Rücklichter des vor uns fahrenden Porsche. Als ich auf die Uhr blickte, da stellte ich fest, daß die zweite Morgenstunde längst angebrochen war. Allmählich machte sich auch die Müdigkeit in mir breit, aber ich würde und ich mußt durchhalten.
In der Gegend, in der die Conollys wohnten, war der Verkehr um diese Zeit gänzlich verschwunden.
Wir fuhren durch die einsamen Straßen, glitten hin und wieder in helle Flecken hinein, die von Straßenlaternen geschaffen worden waren, sahen rechts und links die oft dunklen Vorgärten und nur selten Lichter, die an oder in den Häusern auch in der Nacht ihren Schein abgaben.
Bill fuhr langsamer, als er in die Straße einbog, an der auch die Stones wohnten. Auch meine Müdigkeit war schlagartig verschwunden. Wir wußten selbst nicht, was wir zu sehen erhofften, vielleicht einen Hinweis, eine Bewegung, ein Licht, das uns einen Grund gab, auf die Klingel zu drücken.
Der Reporter bremste.
Suko hielt dicht hinter ihm.
Das Haus lag an der linken Seite. Es gehörte zu denen, die im absolut Dunkeln lagen. Es leuchtete kein Licht draußen, auch innen war nichts zu sehen. Kein heller Schein hinter der Scheibe. Der Bau wirkte tot und verlassen.
Ich war ebenso ausgestiegen wie die beiden Conollys. Auf dem Gehsteig trafen wir zusammen.
Sheila hatte ihren Arm angehoben. Sie wies über den Grundstückszaun hinweg. »Da befindet sich Johnny. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber er ist dort.« Sie fror plötzlich und schmiegte sich an ihren Mann.
»Was macht dich so sicher?« fragte ich.
»Es ist einfach das Gefühl.«
»Du willst hinein, nicht?«
Sie nickte heftig.
»Das geht nicht, Sheila. Wir haben keinen Grund. Und nur auf einen Verdacht hin können und dürfen wir nicht einbrechen, das weißt du selbst.«
»Sicher, John, ich weiß es. Ich bin in diesem Fall aber persönlich betroffen, und da kann ich nicht rational denken. Da spielt das Gefühl eine große Rolle. Es peitscht mich hoch. Es ist einfach der pure Wahnsinn, wenn ich mir vorstelle, daß wir hier draußen stehen und auf
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