0874 - Das Tier
sich in einem kleinen Häuschen wiederfanden, in dem einige Geräte standen und auch Werkzeug vorhanden war.
Johnny sah zwei Schweißbrenner. Er entdeckte Schaufeln und Spaten, die an den Wänden lehnten, und die schmutzigen Fensterscheiben wurden durch Gitterstäbe geschützt.
Mrs. Stone rauschte als letzte heran. Es rauschte wirklich, denn der Stoff rieb gegeneinander.
Draußen lag die Dunkelheit der Nacht. Die Tür des Hauses mußte von innen entriegelt werden, dann hatten sie freie Bahn und traten auf einen Hof hinaus.
Mauern schützten sie zusätzlich. An der ihnen gegenüberliegenden Seite sahen sie einen breiten Bahndamm, über den mehrere Gleise führten. Es war die richtige Gegend, um nicht entdeckt zu werden. Ein Zug näherte sich im Augenblick nicht, dafür bot eine lange Schlange Güterwagen Deckung.
Johnny war froh, die Unterwelt verlassen zu haben. Er konnte durchatmen, auch wenn dies schmerzte, aber die Luft in dieser Umgebung war viel besser. Mit der frischen Luft kehrte auch die Hoffnung zurück, und er sprach Susan Stone an.
»Was haben Sie jetzt mit mir vor?«
Sie drehte sich um. Die rechte Hand hatte sie in der rechten Tasche vergraben. »Das wirst du gleich merken.«
»Wir fahren weg«, sagte Marty.
»Und wohin?«
»Stell keine Fragen!« flüsterte der Junge. »Das mag meine Mutter überhaupt nicht.«
Susan grinste. »Er hat recht, Johnny. Sei still und genieße dein Leben, solange es noch dauert.« Sie drehte sich um, und Johnny bekam die Hände des Wesens zu spüren, das ihn vor sich herschob.
Den Weg zeigte ihnen Susan Stone. Sie ging auf einen kantigen Gegenstand zu, der unschwer als Auto zu erkennen war. Der war ein dunkler Kombi der Marke Volvo, ein schon älteres Baujahr, von dem sie sich nicht trennen konnte.
Johnny mußte zugeben, daß Martys Mutter alles bis ins Kleinste hinein vorbereitet hatte. Sie öffnete die Türen, und Johnny mußte sich zuerst durch die Heckklappe schieben. Ihm folgte das Wesen, dessen schiefes Gesicht zu einem Grinsen verzerrt war.
Vom Gabentisch des Grauens hatte Susan das Buch und die Papierrolle mitgenommen. Beide Dinge hatte sie in den Gürtel am Kleid gesteckt. Jetzt drapierte sie die Beute auf den Rücksitz und nahm selbst hinter dem Lenkrad Platz. Ihr Sohn stieg auf der Beifahrerseite ein.
Johnny lag mehr, als daß er auf der Ladefläche saß. In seiner Nähe das Tier. Es hockte so, daß dem Jungen der Weg zur Heckklappe versperrt war. Noch einmal drehte sich die Frau um. Ihr Lächeln war kalt wie Eis. »Wir werden jetzt fahren, Johnny, und ich sage dir, daß du dich an Martys Bruder gewöhnen wirst.«
Der Angesprochene schwieg. Er schielte auf das Tier. Es hockte da und machte einen versonnenen Eindruck, als es mit den Handflächen über seine glatte Haut streifte. Die schabenden Geräusche hörten sich an, als wäre jemand dabei, einen Tisch zu putzen.
»Freust du dich auf ihn, mein Lieber?«
Die Kreatur hob den Kopf. Susan wiederholte die Frage. Das Tier nickte.
Johnnys Furcht aber stieg…
***
Wir hatten die Kollegen herbeigerufen, und die Kirchen-Disco war abgesperrt worden. Niemand durfte hinein, niemand kam heraus, so daß wir uns mit den Verhören beschäftigen konnten. Dabei war uns Julie Jenkins eine große Hilfe, denn sie hatte mir zwei Gäste gezeigt, die schon mit der Königin der Nacht verschwunden waren.
»Ich weiß selbst nicht, weshalb ich dir helfe, John, aber ich tue es einfach.«
Ich lächelte sie an. »Den Grund kann ich dir nennen.«
»Ach ja?«
»Du bist irgendwo noch Mensch geblieben, Julie. Was hier geschieht, ist einigermaßen okay. Es ist eine Mode, ein Trend. In drei Jahren spricht niemand mehr von Lokalen dieser Art. Da hört ihr auch wieder andere Musik und lacht über irgendwelche Choräle aus früheren Zeiten. Das hier kannst du überblicken, aber nicht die Dinge, die hinter den Wänden geschehen. Wenn du ehrlich bist, fürchtest du dich ein wenig davor. Habe ich recht?«
»Könnte so sein«, gab sie schmerzlich grinsend zu. »Eben.«
Ich beteiligte mich an den Verhören der beiden jungen Männer und mußte erkennen, daß sie nichts wußten. Sosehr ich auch bohrte und nachhakte, es war sinnlos. Sie konnten sich nur daran erinnern, daß sie mit der Königin der Nacht gegangen waren. Was anschließend folgte, war im Nebel des Nichterinnerns verschwunden.
Auch von den anderen Gästen erfuhren wir nicht mehr, als wir schon wußten.
Die Kollegen führten noch eine Razzia durch. Harte Drogen fanden
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