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0875 - Die Rückkehr des Jägers

0875 - Die Rückkehr des Jägers

Titel: 0875 - Die Rückkehr des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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registrierte Jean, wie Toulon zusammenzuckte. Der für seinen Zynismus gleichermaßen geliebte wie gefürchtete Late-Night-Talker hatte die Spitze durchaus zu Recht auf sich gemünzt.
    »Er schlägt sich gut«, sagte Nicole Duval. Die schöne Französin hatte nicht viel übrig für Gérard Toulon, der je nach Tagesform seinen Gästen lobhudelte oder sie mit sadistischer Freude öffentlich auseinandernahm. Doch als sie gelesen hatte, dass Jean Fournier der Stargast des Abends sein würde, hatte sie sofort den geplanten Einkaufsbummel nach Lyon abgesagt.
    »Wer hätte gedacht, dass Jean tatsächlich ein Comeback schafft?«, murmelte Zamorra. Der Parapsychologe hatte es sich neben seiner Lebensgefährtin auf dem Sofa bequem gemacht und verfolgte nicht weniger gebannt den verbalen Schlagabtausch.
    »Wenn man etwas zu sagen hat«, nahm Toulon den Faden auf. »Interessant. Woran haben sie in den letzten Jahren doch gleich gearbeitet? Waren es nicht…«
    »Pornos«, sagte Jean ohne Umschweife. »Wir müssen schließlich alle von etwas leben. Nicht jeder von uns hat einen Millionenvertrag, auf dem er sich ausruhen kann.«
    Fournier war in Form, doch sein Gegenüber ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Kalt lächelnd ging er zum Gegenangriff über. »Einige Leute Ihres alten Teams sind damals unter recht dubiosen Umständen verschwunden. Es gab polizeiliche Ermittlungen…«
    »Die alle im Sande verlaufen sind. Es gab nicht den geringsten Hinweis auf ein Verbrechen.«
    »Wo sind Ihre Leute jetzt?«
    »Auf den Bahamas und erfreuen sich bester Gesundheit.«
    Das war eine glatte Lüge, doch Jean konnte kaum zugeben, dass Berakaa seine Kampfgefährten getötet hatte. Zamorra hatte damals all seine Verbindungen bei der Pariser Polizei spielen lassen müssen, um den TV-Star vom Verdacht des Mordes reinzuwaschen.
    Schnell wechselte Toulon das Thema: »Die Welt ist in den letzten Jahren ganz gut ohne Sie ausgekommen. Warum glauben Sie, dass die Welt wieder einen Jäger braucht?«
    »Weil die Welt nach wie vor ein Schlachthaus ist, das von Mächten beherrscht wird, die Menschen wie Sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen.«
    »Und Sie wollen uns davor beschützen - mit einer Fernsehshow?«
    Ein kaltes Lächeln umspielte Jean Fourniers Lippen. »Es wird viel mehr als eine Show, Gérard. Alles, was Sie bisher gesehen haben, war nur ein harmloses Vorgeplänkel.«
    »Was heißt das? Gibt es jetzt noch mehr Blut und Effekte?«
    »Keineswegs. Was wir diesmal machen, wird alles in den Schatten stellen, was es je im Fernsehen gegeben hat.«
    Zamorra spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufrichteten. Er kannte Jean Fournier gut genug, um zu wissen, dass er nicht bluffte. Der Jäger hatte mit so ziemlich jedem Tabu im Fernsehen gebrochen. Wenn er jetzt eine wirkliche Sensation ankündigte, konnte das eigentlich nur eins bedeuten. Fast unhörbar flüsterte der Parapsychologe: »Nein, bitte, sag es nicht…«
    »Das kann er nicht machen«, keuchte neben ihm Nicole. Auch sie hatte instinktiv erkannt, worauf der Jäger hinauswollte. Und seine nächsten Worte bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen.
    »Diesmal beweisen wir der Menschheit ein für alle Mal, dass die Hölle tatsächlich existiert.«
    ***
    Irgendwann Mitte der 60er Jahre
    Die Hölle war eine instabile Welt. Und sie war definitiv kein Ort, an dem sich ein Kind aufhalten sollte. Doch Paul Gautard hatte es irgendwie geschafft, in dieser Sphäre zu überleben. Oft genug war er den räuberischen Kreaturen dieser Welt nur mit letzter Not entkommen. Doch viele Höllenbewohner beachteten ihn auch einfach gar nicht. Offenbar war er viel zu klein und unbedeutend, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Selbst Stygia hatte nach dem Tod seiner Eltern jedes Interesse an ihm verloren. Sie hatte einfach seine Fesseln gelöst und gesagt: »Geh!«
    Paul hatte erwartet, dass ihn jeden Moment ein magischer Blitz treffen und auch seine Existenz auslöschen würde. Doch nichts war geschehen. Also war er einfach gegangen. Hinaus in eine Welt, die grausamer und bizarrer war, als die apokalyptischen Visionen des Johannes, aus denen sein Vater der Familie abends oft vorgelesen hatte, um sie daran zu erinnern, dass das Ende der Menschheit nah war.
    Wochenlang war Paul durch endlos erscheinende Wüsten und karstige Gebirge gewandert, immer darauf vorbereitet, dass sich die Welt um ihn herum total verändert hatte, wenn er aus einem unruhigen Schlaf wieder in die grausame Realität

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