0875 - Die Rückkehr des Jägers
vielleicht auch für uns ein neues Zuhause sein kann.«
Ungläubiges Gemurmel war die Folge. Die Batui sahen sich verwirrt an. Dann fragte einer aus den hinteren Reihen der Versammlung: »Aber wo ist diese Erde? Und wie kommen wir dahin?«
»Ich weiß es nicht«, gab der Stammesälteste offen zu. »Aber ich verspreche euch, ich finde einen Weg. Und dann beginnt für uns alle eine neue Zeit.«
***
Gegenwart
Stygia tobte. Was eine angenehme Abwechslung zu sein schien, hatte sich als echtes Problem entpuppt. Keiner der Späher, die sie auf Paul angesetzt hatte, kam mit brauchbaren Informationen zurück. Genau genommen, kamen die meisten überhaupt nicht zurück. Einige waren in das Haus des Milliardärs eingedrungen und nie wieder zurückgekehrt. Andere hatten sich außerhalb der festungsähnlichen Anlage auf seine Fährte gesetzt - bis auch sie verschwunden waren. Und oft genug in Situationen, in denen der Jäger nicht einmal in der Nähe gewesen war.
Wie konnte das sein? Paul war doch nur ein Mensch. Wütend sprang die Fürstin der Finsternis von ihrem Thron auf und stapfte durch den mit Kunstwerken aller Epochen, Kulturen und Stilrichtungen vollgestopften Saal. Jedes menschliche Auge hätte diese wilde Zusammenstellung beleidigt, doch sie entsprach genau Stygias Geschmack. Fiepend stoben ihre kahlköpfigen Sklaven auseinander, wenn sich die Höllenfürstin einer Gruppe von ihnen näherte, doch Stygia beachtete sie gar nicht.
Paul war nur ein Mensch. Er konnte unmöglich mächtig genug sein, um ihre Späher auszuschalten. Er hätte sie nicht einmal bemerken dürfen. Aber normalen Menschen gelang es auch nicht, aus eigener Kraft der Hölle zu entfliehen. Was also war damals passiert?
Wem bist du begegnet, Paul? Wer hat dir geholfen?
Die Selbsterkenntnis fiel der Fürstin der Finsternis nicht leicht, aber sie hatte Paul Gautard zum zweiten Mal unterschätzt. Jetzt musste sie handeln, bevor die Situation außer Kontrolle geriet und sie sich endgültig zum Gespött der Schwefelklüfte machte.
An Paul kam sie nicht heran. Blieb Jean Fournier. Was immer der Milliardär vorhatte, er brauchte den Jäger dazu. Stygia wusste, dass sie auch Fournier nicht unterschätzen durfte. Doch es gab jemanden, der mit diesem Großmaul spielend fertig werden würde.
Ein böses Lächeln umspielte die Lippen der Fürstin der Finsternis, als sie nach einem ganz speziellen Diener rief. Wenige Augenblicke später stand ein Wesen vor ihr, dessen Rasse selbst bei gestandenen Dämonen Angst und Schrecken hervorrief. Es sah aus wie ein Mensch, doch das Äußere täuschte. Was sich hinter der Fassade verbarg, hatten nur die Wenigsten gesehen, und keiner hatte lange genug überlebt, um davon berichten zu können.
Der Attentäter lächelte, als er sich vor Stygia verbeugte. Die Vorfreude auf den kommenden Auftrag stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Was sind Eure Befehle, Herrin?«
***
Es war spät, als Jean Fournier das CTN-Gebäude verließ. Paul Gautard hatte in der Senderzentrale eine ganze Etage für Die Rückkehr des Jägers reserviert. Noch vor wenigen Monaten hätte ihn nicht mal mehr der Pförtner gegrüßt, jetzt war Jean wieder der von allen hofierte Superstar des Senders. Dennoch vermisste er die alten Zeiten, in denen er Herr seiner eigenen Produktionsfirma gewesen war und nicht auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen eines undurchsichtigen Milliardärs ausgeliefert war.
Der Jäger gestand es sich nur ungern ein, aber Zamorras Worte hatten ihn nachdenklich gemacht. Was hast du vor; Jean? Wenn er ehrlich war, wusste er das selbst nicht. Diesmal gibt es kein Versteckspiel mehr; kein Wir-tun-ja-nur-so-als-ob. Diesmal zeigen wir den Menschen, wie die Welt wirklich ist, hatte Gautard gesagt. Doch wie sie das machen wollten, war dem TV-Star weiterhin ein Rätsel. Alles, was sie bisher geplant hatten, war kaum mehr als eine Fortsetzung der alten Show. Der große Knaller, der endgültige Beweis, dass die Hölle tatsächlich existierte, war weit und breit nicht in Sicht.
Wollten sie sich wirklich mit den Großen der Hölle anlegen? Und wenn ja, mit wem? Paul Gautard hüllte sich in Schweigen, und Jean spürte eine ganz untypische Scheu, das Thema anzusprechen. Jedes Mal, wenn er an das Thema dachte, schweiften seine Gedanken ganz schnell wieder ab. Wie eine Blockade , dachte er.
Doch auch dieser Gedanke war sofort wieder verschwunden.
Es war kalt geworden. Jean zündete sich einen Zigarillo an und genoss die kühle
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