0875 - Die Rückkehr des Jägers
Fernsehsendungen.
Während Nicole die Recherche fortsetzte, begab sich Zamorra zur Regenbogenblumenkolonie in den Keller. Die Wundergewächse, die das ganze Jahr über in einem der labyrinthartigen Gewölbe unter einer frei schwebenden Mini-Sonne blühten, ermöglichten dem Benutzer ohne Zeitverlust den Wechsel zu jedem beliebigen Ort dieser oder einer anderen Welt - vorausgesetzt, dort wuchsen ebenfalls Regenbogenblumen.
Zamorra hatte Glück. In Roberts Arbeitszimmer brannte Licht, als er in Florida auf dem großzügigen Grundstück von Tendyke's Home aus der Regenbogenblumenkolonie trat. Offenbar hielt sich der Großindustrielle ausnahmsweise mal nicht in der Firmenzentrale im texanischen El Paso - oder in sonst einem Teil der Welt, in dem er gerade Geschäfte machte - auf, sondern gönnte sich ein paar ruhige Stunden zu Hause.
Tendyke bewohnte mit den Peters-Zwillingen Uschi und Monica ein anderthalbstöckiges bungalowähnliches Gebäude weit außerhalb von Miami am Rand der Everglades, das von dicht stehenden Bäumen und Büschen vor allzu neugierigen Blicken abgeschirmt wurde. Der Hausherr öffnete ihm persönlich die Tür. Tendyke wirkte nicht überrascht, den alten Freund zu sehen. Offenbar hatten ihn die zahlreichen Sicherheitssysteme des Anwesens längst über Zamorras Eintreffen informiert.
»Komm rein, alter Junge«, sagte Tendyke ehrlich erfreut. Der Industrielle trug wie immer sein typisches ledernes »Western-Outfit« aus Cowboystiefeln, Jeans und Fransenhemd, auf die er selbst bei hochoffiziellen Geschäftstreffen nur sehr selten verzichtete. Nur den sonst obligatorischen Stetson hatte er im Haus abgelegt. »Schön, dich zu sehen, ich war sowieso gerade etwas einsam hier. Uschi und Monica sehen sich in Miami eine neue Show an, und dem Personal habe ich heute freigegeben.«
Tendyke bat Zamorra ins Wohnzimmer, verschwand kurz und kehrte wenig später mit einer teuren Flasche Rotwein und zwei Gläsern zurück.
»Ich würde dir gerne auch etwas zu essen anbieten, aber Artimus van Zant war am Wochenende hier und hat die Speisekammer geplündert. Unglaublich. Eigentlich habe ich immer Vorräte für mehrere Monate.«
Zamorra lachte. Er kannte den außergewöhnlichen Appetit des schwergewichtigen Physikers, der die geheime Forschungsabteilung von Tendyke Industries leitete, nur zu gut. Fooly hatte Artimus inzwischen zu seinem persönlichen Erzfeind erklärt, weil nach jedem seiner Besuche auf Château Montagne erst einmal Schmalhans Küchenmeister war, bis Madame Ciaire die Vorräte wieder aufgefüllt hatte.
»Ist er nicht momentan in Armakath oder sonst wo unterwegs?«, wunderte Zamorra sich. »Als wir uns trennten, sagte er, er habe noch etwas zu tun und machte sich davon.«
Robert zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er.
Er füllte die Gläser, nippte genießerisch an seinem Wein und grinste. »Okay, was führt dich her? Bei deinem Weinkeller doch sicher nicht nur die Aussicht auf einen edlen Topfen?«
»Warum glaubt eigentlich jeder, den ich besuche, dass ich etwas von ihm will?«, fragte Zamorra mit gespielter Empörung.
»Vielleicht, weil sie dich gut kennen?«
»Das wird's sein«, brummte Zamorra. »Okay, du hast mich durchschaut. Was sagt dir der Name Paul Gautard?«
»Gautard?« Tendyke versteifte sich. »Du hast doch nicht etwa Ärger mit ihm?«
»Das weiß ich noch nicht. Bisher ist es nur eine vage Spur.«
»Man hört seltsame Gerüchte über die Dinge, die seinen Feinden zustoßen. Die meisten Geschichten enden mit einem tragischen Unfall oder einer unerwarteten tödlichen Krankheit.«
»Das Leben in der freien Wirtschaft ist hart«, frotzelte Zamorra. »Bist du ihm mal begegnet?«
»Nein, nie. Die wenigsten kennen ihn, obwohl er einen der größten Konzerne der Welt leitet. So weit ich weiß, lebt er völlig zurückgezogen in einer festungsähnlich gesicherten Villa am Rande von Paris. Selbst seine wichtigsten Mitarbeiter haben angeblich nur im Notfall Zutritt, Freunde oder Liebschaften hat er meines Wissens keine.«
»Was für ein Leben.« Zamorra schüttelte sich. »Wozu reich sein, wenn man es nicht genießen kann?«
»Mit dem Genießen ist das so eine Sache. Eine geheimnisvolle Krankheit fesselt Gautard seit Jahren an den Rollstuhl. Es gibt die wildesten Spekulationen, von Multipler Sklerose bis zu Aids, aber tatsächlich weiß niemand, was es wirklich ist. Und da ihm die Freuden des Leibes versagt bleiben, zieht er seine Kicks aus dem Anhäufen von
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