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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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sehr motiviert wirkte. »Awales Armee«, nannte Oweulo sie scherzhaft. Der Begriff machte schnell die Runde.
    Kurz nachdem Awales Armee aufgebrochen war, begegneten sie einer Gruppe singender Frauen, die Kalebassen und in große Palmblätter gewickelte Nahrung brachten. Palmwein und Hirsebier, gestoßene Yamswurzel, Klöße aus Melonenkernmehl, Fisch und gebratene Hühnchen gehörten dazu. Awales Männer, die sich mit kargen Rationen aus getrocknetem Fleisch und den am Wegesrand gesammelten Früchten versorgt hatten, waren über diese Gastgeschenke außerordentlich erfreut. Awale befahl, Palmwein und Bier vorerst nicht anzurühren, dafür aber ließ er die übrige Nahrung unter den Männern verteilen. Ein voller Magen trug erheblich zur Motivation bei, vor allem zeigte man den Dörflern damit, dass man die Absicht hatte, sich der Geschenke als würdig zu erweisen. Im Grunde war es ein Geschäft: Die Dörfler stellten Nahrung und Kämpfer, sie erwarteten dafür von Awale Führung und natürlich den Sieg. Ekeke musste in der Gegend tatsächlich für eine Menge Unwillen und Feindschaft gesorgt haben. Awale war das Schicksal der Dorfbewohner weitgehend egal. Seine Motivation hatte mehr mit seiner Verpflichtung als Offizier des Imperiums zu tun, weniger mit allgemeiner Menschenfreundlichkeit. Dennoch rührte ihn die Hilfsbereitschaft dieser Menschen an und sie trug zu der Gewissheit bei, hier das Richtige zu tun.
    Es dauerte den Rest des Tages, bis sie in einem Dorf ankamen, das verlassen schien. Einige der Neuankömmlinge berichteten, dass die Bewohner vor Ekeke geflohen seien. Sein Schrein befand sich nicht weit von hier. Da es dunkel wurde, beschloss Awale, hier ein Lager zu errichten. Er sorgte für einen Wachplan und eine gut zu verteidigende Anordnung des Nachtlagers, sollte Ekeke noch einmal auf die Idee kommen, sein Glück zu versuchen. Doch in der Nacht war es schwierig genug, mit Fackeln allein den Fußweg zu bewältigen. Dazu kam, das die Regenzeit anbrach; bereits während des Tages war der Himmel wolkenverhangen gewesen. Sollte ein Gewittersturm hereinbrechen, war an militärische Aktivitäten nicht zu denken. Allerdings war Shango der Gott des Donners, und Ekeke benutzte dieses Zeichen seines Gottes gerne, um seine abwegigen Rituale durchzuführen. Awale dachte an die entführten Kinder und an das, was Ekeke in Oyo angestellt hatte. Er hatte selbst noch keinen Nachwuchs, aber es war das Schicksal der Kinder, das ihn mindestens genauso antrieb wie seine Pflichterfüllung gegenüber dem Alafin.
    Auch für ihn drängte die Zeit.
    ***
    Ekeke spürte die widerwillige Macht Shangos. Der Gott des Donners war ein Gott voller Launen, hin- und hergerissen zwischen unbändiger, wilder Bejahung des Lebens und rasender Wut. Es war nicht zuletzt die aggressive Wildheit ihres Gottes, die das Imperium Oyo so groß gemacht hatte, und Ekeke sah sich weiterhin als der rechtmäßige Herr über das Reich an. Und das trotz der Visionen, die er aus der Zukunft erhalten hatte. Die Träume hatten vor Monaten begonnen, als er noch im Reich residierte, und sie waren immer konkreter geworden. Als er schließlich in tiefster Meditation die Botschaften bewusst aufgenommen hatte, war er erst der Ansicht gewesen, Shango selbst hätte sich an ihn gewandt. Dies hatte ihn mit Zuversicht erfüllt, denn bis dato hatte sich ihm der Gott des Donners immer wieder verweigert. Doch dann war immer deutlicher geworden, dass er selbst es war, der mit sich Kontakt aufnahm - getrennt nur über eine endlos erscheinende Brücke aus Zeit, aus ferner Zukunft, aus einem anderen körperlichen Gefäß, aber doch er selbst, ganz ohne Zweifel.
    Er war unsterblich! Das war sein erster, triumphaler Gedanke gewesen! Eines seiner größten Ziele war erreicht worden: Das ewige Leben, der Sieg über den Tod! Selbst Shango, der als Sohn Oduduwas einst als Sterblicher auf Erden gewandelt war, konnte dies nicht von sich behaupten! Doch mehr und mehr Informationen waren über die Zeit zu ihm gekommen: Die Unsterblichkeit kostet einen hohen Preis, war erkauft mit Verborgenheit, Obskurität, mit ständiger Verfolgung und der Notwendigkeit strengster Geheimhaltung. Menschenopfer waren notwendig, mit denen Ekeke bereits jetzt begonnen hatte, nur noch mehr. Und dann ständig neue Gefäße, Körper von Männern, die binnen weniger Jahre massiv zu altern begannen, oder Krankheiten und Infektionen entwickelten, als seien sie von einem bösen Geist befallen.
    Ekeke gestand sich zu,

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