0876 - Die unheimliche Macht
Rolle.
Außerirdische ließen sich bestimmt nicht durch mein Kreuz von ihren Taten abhalten.
Davon ging ich aus. Es gab kein Wenn und Aber für mich. Das Kreuz war in diesen Bannstrahl geraten und mußte reagiert haben. Hatte es an dem Licht gelegen?
Kaum, denn das Kreuz war selbst in der Lage, ein gleißendes Licht zu produzieren, wenn ich es aktivierte. Das konnte es also nicht gewesen sein, da mußten noch andere Dinge eine Rolle mitspielen. Eine Kraft hatte es erwischt und deformiert. Also war diese Kraft von irgendwem und von irgendwoher mitgebracht worden.
Ein Denkmodell, mit dem ich mich noch nicht anfreunden konnte, das ich allerdings auch nicht aus meinem Gedächtnis verbannen wollte. Ich wollte abwarten.
Suko kehrte zurück. Er nickte mir zu. Ein Zeichen, daß alles in Ordnung war. Dann lauschte er den Geräuschen nach, die hinter der Tür des Schlafzimmers aufklangen. »Verdammt, John, es ist schrecklich!«
»Das kannst du laut sagen. Und auch, daß ich bisher Glück gehabt habe. Es hätte mich ebensogut erwischen können.«
Suko bestätigte mich durch sein Nicken, bevor er fragte: »Welch eine unheimliche Macht steckt eigentlich dahinter, John? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?«
»Nein, habe ich nicht, aber du hast einen treffenden Ausdruck dafür gewählt. Die unheimliche Macht. Es gibt sie, Suko, nur frage ich mich, wo wir sie finden können.«
Mein Freund hob die Schultern.
Eine bessere Antwort wußte ich auch nicht. Ich dachte nur daran, daß mir diese Nacht unvergessen bleiben würde…
***
Polly und Dean hockten auf dem Bett wie verschüchterte Kinder. Sie hielten sich gegenseitig umklammert, als wollte die eine Person der anderen durch eine gewisse Nähe und Körperwärme den nötigen Schutz bieten. Sie schauten auf das Fenster und warteten ab, was dort geschah.
Dean Kolly war völlig wach geworden. An Schlaf war nicht zu denken. Er steckte ebenso wie seine Freundin unter dem Bann des Fremden, das dieses Licht mitgebracht hatte.
Gleichzeitig funktionierte sein Gehirn normal. Er fand es irre, komisch und auch pervers, daß ausgerechnet auf dem alten Hinterhof ein Raumschiff gelandet sein sollte. Da gab es doch besser geeignete Plätze.
Doch hier lebten sie. Sie waren die Zeugen gewesen, und die anderen konnten sich keine Zeugen erlauben.
Polly schaffte ihre ersten Worte. »Die bringen uns um!« flüsterte sie. »Verdammt noch mal, die töten uns. Das weiß ich, Die kennen kein Pardon. Die wollen…«
»Nein, das glaube ich nicht.« Dean sprach und zitterte. Auch Polly zitterte. Sie glichen maskenhaften Gestalten, die jemand auf das Bett gesetzt hatte, um ihnen zu erklären, daß sie abwarten sollten, was alles geschehen würde.
Der Gedanke an eine Flucht kam ihnen nicht in den Sinn. Der Überlebenswille war kurzerhand ausgeschaltet worden. Schon jetzt waren sie nur mehr zwei Puppen.
Und das Licht blieb!
Es stand wie eine helle Wand hinter dem Fenster. Es regte sich nicht. Es blitzte und zitterte nicht, es war einfach da, und mit seiner Helligkeit durchstrahlte es auch die Wände.
Keiner der übrigen An- und Bewohner hatte sich gemeldet. Man hörte keinen Schrei, und auch das Jaulen der Sirenen war nicht zu vernehmen, nur die Stille war so schrecklich beklemmend.
Eine Fensterscheibe würde die anderen nicht aufhalten. Sie verschafften sich freie Bahn, und beide warteten darauf, daß die Schatten in das Zimmer dringen würden.
Sie taten es nicht.
Sie blieben draußen.
Aber das Licht fand seinen Weg. Der Schein tastete sich vor. Seine Breite nahm ab, und er verwandelte sich in eine schmale helle Zunge, die ihren Weg fand, denn ein Fenster und selbst die Mauern waren für sie kein Hindernis.
Sie tauchte in den Raum.
Sie glitt auf das Bett zu.
Polly und ihr Freund rührten sich nicht. Aber sie spürten sehr deutlich die unheimliche Nähe des Lichts und auch dessen immense Kraft. Sie kroch herbei, sie war einfach nicht zu stoppen, sie hatte sich die Opfer ausgesucht, deren Haare urplötzlich zu Berge standen. Zumindest richtete sich Pollys Frisur auf. Sie fühlte sich selbst elektrisch geladen. Durch ihren Körper rann ein Kribbeln, wie sie es noch nie zuvor gespürt hatte. Dieses geheimnisvolle Licht raubte ihre Energien und brachte seine eigene in sie hinein.
Auch bei Dean hatten sich die feinen Haare an den Beinen aufgerichtet. Er kam sich vor wie von dünnen Fingern abgetastet. Er wurde am gesamten Körper erforscht, und in ihm war ein Gefühl, das er weder
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