0878 - Die Schwertlady
durstig?«, fragte er nach einiger Zeit.
Sie schüttelte den Kopf. Aber dann, eine Minute später, sah sie auf. »Vielleicht doch«, sagte sie. »Wenn du mir ein Glas Wasser bringst - frisch aus der Leitung gezapft, wird schon reichen. Ich muss ständig an Zamorra denken und hoffe, dass er es schafft, da vergesse ich meine eigenen Bedürfnisse total.«
»Geht klar«, sagte er und sprang auf. Als er mit dem Wasser zurückkehrte, schlug er vor: »Ich sehe mal zu, ob wir noch was zu essen bekommen. Ich spüre jetzt nämlich auch Hunger.«
Nicole sah auf ihr Armbandchrono. »Die Küche wird längst zu sein«, sagte sie.
»Dann mache ich uns eben selbst ein paar Toasts oder Brötchen«, sagte er. »Und wenn mich jemand daran hindern will, wird er halt Döner.« Er nahm das Schwert auf und ging zur Tür.
Nicole wollte ihm noch etwas nachrufen, ließ es dann aber.
In der Tat war der dürre Butler noch aktiv und stellte sich ihm in den Weg. »Die Küche ist geschlossen. Da hätten sie ein paar Stunden früher kommen müssen, junger Mann. Aber da wollten Sie ja nur den Topf und die Schnabeltasse stehlen. Wann bringen Sie die Sachen eigentlich zurück?«
Rhett hielt ihm die Schwertspitze vor die Brust.
»Ich stehle nicht«, sagte er. »Ich morde nur ein bisschen.«
Der Butler bewegte vorsichtig die Hand und schob die Spitze der Waffe beiseite. »Aber nicht hier«, sagte er. »Oder wollen Sie hinterher das ganze Blut aufwischen? - Zu essen gibt es jetzt jedenfalls nichts mehr. Kommen Sie morgen früh wieder.«
»Ich bin hier Gast, und der Gast ist König. Also gehen Sie Ihrem König gefälligst aus dem Weg. Und nähen Sie dieses Schnitzmesser sicher und gut beschildert an die Eingangstür.« Er drückte dem verblüfften Butler das Schwert in die Hand. »Und nun husch, Platz da.«
Er schob den dünnen Mann zur Seite und betrat die Küche. Der Butler sah ihm kopfschüttelnd nach.
»Die Jugend von heute… kein Anstand mehr, kein Benimm. Wenn wir uns früher solche Frechheiten erlaubt hätten, unsere Väter hätten uns grün und blau geprügelt…«
Rhett organisierte drei Saftflaschen und schmierte einige Mett- und Schinkenbrötchen, nachdem seine Fahndung nach einem Toaster erfolglos blieb. Er lud alles auf ein Tablett und balancierte es zur Tür hinaus. Da stand immer noch der Butler.
»Auch alles gestohlen«, grinste Rhett und fügte dann ernst hinzu. »Morgen Vormittag das Frühstück bitte auf die Zimmer. Und, äh, für den Drachen bitte eine etwas größere Portion. Haben Sie gewendelten Schleichhasen? Den isst er besonders gern.«
»Womit«, seufzte der Butler, als der junge Lord bereits auf der Treppe war, »womit habe ich das alles nur verdient?«
***
Nicht viel später tauchte Fooly auf. Als Erstes nahm er Zamorra in Augenschein. »Wie geht es ihm?«, fragte er.
»Das müssen wir abwarten«, erwiderte Nicole. »Sag mal, traust du dich erst jetzt her, weil du eine Strafpredigt fürchtest nach dem Schaden, den du angerichtet hast?«
»Ach, da stellen wir 'nen Schrank vor, dann merkt das keiner. Nein, ich habe da unten erst mal einen vernünftigen Platz für die Schwebeplatte gesucht. Und dann habe ich mich lange mit einem Baum unterhalten. Er war sehr gesprächig, der alte Herr.«
Nicole und Rhett nickten verständnisvoll. Auf dem Grundstück von Château Montagne gab es ebenfalls einen großen, alten Baum, mit dem Fooly sich häufig unterhielt. Warum sollte es hier anders sein?
»Ich überlege«, sagte Fooly nach einer Weile, »ob ich dem Chef nicht mit Drachenmagie helfen kann.«
»Lieber nicht«, warnte Nicole. »Keiner von uns weiß doch, ob sich deine Magie mit dem Zaubertrank verträgt.« Es hatte, wie sich alle erinnerten, eine Zeit gegeben, in der sich auch das Amulett absolut nicht mit den Dhyarra-Kristallen vertrug. Jetzt reichte ein bestimmter Befehl an das Amulett aus, beide zusammenarbeiten zu lassen. Aber nicht, weil sich die beiden Magiearten verändert hätten, sondern weil Zamorra durch das Buch der 13 Siegel dazugelernt hatte und jetzt wusste, wie sich das Amulett auf die Kristallmagie einstellen ließ.
Der Jungdrache nickte. »Ja, so etwas in der Art hat mir auch der Baum gesagt. Aber ich dachte, probieren geht über studieren. Nun, ihr habt mich überzeugt, es zu lassen. Was können wir tun?«
»Nichts. Nur abwarten und hoffen.« Sie strich ihrem Gefährten sanft durchs Haar.
Irgendwann schlief sie ein, dann auch Rhett. Nur Fooly hielt weiter Wache.
***
In den frühen
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