088 - Das Dreigestirn der Hölle
um ihren Mund.
„Wir werden die Neuankömmlinge in unsere Gemeinschaft aufnehmen", sagte sie. „Unser Meister können ein Schiff wie dieses gut gebrauchen. Los, schafft diese Hund in den Stall, und die anderen Gefangenen ebenfalls. Dann haben wir sie besser unter Kontrolle. Nur die Lehrerin nicht. Die brauchen wir als Köder."
„Aber wenn sie uns verrät?" gab Yves Merger zu bedenken.
„Das wird sie schon aus Angst um ihren steinzeitlichen Liebhaber nicht tun", meinte die Alte. „Und im übrigen - wer würde ihr schon glauben? Bevor sie den ahnungslosen Fremden alles erklären kann, sind diese längst vom Altweibersommer eingehüllt."
„Das muß das Haus sein", stellte Jeff Parker fest. „Seltsam, daß Dorian unsere Ankunft nicht bemerkt hat. Ich hatte einen freundlicheren Empfang erwartet."
„Niemand zu sehen", stellte Andrea Mignone fest. Er war ein kleiner breitschultriger Italiener und hatte als Steuermann der Sacheen als einer von wenigen das Abenteuer auf der Teufelsinsel überlebt. „Das gefällt mir überhaupt nicht."
„Mir auch nicht", erwiderte Parker. „Lutz!"
„Was ist?" fragte der bärtige Maschinist.
„Hol vom Boot die Spezialausrüstung", befahl Parker. „Aber schnell! Aber mache kein großes Aufheben. Falls das eine Falle ist, soll man nicht erkennen, daß wir auf der Hut sind."
Lutz Panino wußte Bescheid. Die „Spezialausrüstung" bestand aus Pyrophor-Granaten, aus Pistolen, die Feuerkugeln, Eichenbolzen und Silberkugeln verschossen, aus Magnesiumkapseln und einigen weiteren Überraschungen, die Nachtschattengeschöpfen nicht gut bekamen.
„Wenn Dorian und den anderen etwas zugestoßen sein sollte, dann werde ich ein Feuerwerk veranstalten, das man in der Schwarzen Familie nicht so schnell vergißt", sagte Parker.
Der kleine Steuermann an seiner Seite äußerte sich dazu nicht. Parker führte oft seltsame Reden und tat so, als wimmle es auf der ganzen Welt von Dämonen. Andrea machte sich keine Gedanken darüber. Er hatte auf Asmodis Teufelsinsel einige Schrecken erlebt - ihn konnte nichts mehr aus der Fassung bringen.
Sie waren nur noch dreißig Meter von dem Haus entfernt, als Lutz Panino sie mit der Spezialeinrüstung einholte. Schnell verteilte er die Granaten und Pistolen an die Männer.
Sie erreichten das Haus.
„Ist da jemand?" rief Parker und spielte lässig mit einer Pyrophor-Granate. Die fünf anderen Männer standen scheinbar gelangweilt herum.
Die Tür ging auf, und eine etwas verstört wirkende junge Frau kam heraus.
Parker stellte sich vor und sagte, daß er für sein Schiff Proviant und andere Ausrüstung benötige und daß er sich nur erkundigen wolle, wo er seine Vorräte am günstigsten auffrischen könne.
„Aber - kommen Sie doch bitte ins Haus", sagte Caroline Dorleac stotternd. „Wir können das drinnen besser besprechen."
Aha, dachte Parker. Sie wollen uns ins Haus locken.
„Wohnen Sie allein hier?" fragte er und holte wie beiläufig einen Dämonenbanner aus seiner Tasche hervor. Es war ein silberner Drudenfuß, den er nach Dorians Angaben hatte anfertigen lassen. Das Mädchen zeigte keinerlei Wirkung. Sie stand nicht im Banne dämonischer Mächte. Das erleichterte die Sache.
„Nein, ich wohne hier nicht allein", antwortete Caroline nervös. Sie versuchte, Parker mit den Augen Zeichen zu geben. „Im Augenblick beherbergen wir einige Gäste."
„Ein schönes Anwesen", meinte Parker anerkennend. „Ich würde es mir gerne ansehen."
„Nein! Nicht jetzt!" Es klang fast wie ein Hilferuf. „Kommen Sie bitte ins Haus! Drinnen ist es gemütlicher. Der Stall wird Sie sicherlich nicht interessieren."
Wollte sie ihm damit ein Zeichen geben?
„Na schön", meinte Parker. Er wandte sich seinen Leuten zu. „Ihr wartet hier auf mich. Stellt aber keinen Unfug an. Wir wollen doch, daß uns diese Leute in bester Erinnerung behalten."
Seine Leute verteilten sich. Sie hatten verstanden.
Parker legte wie selbstverständlich eine Hand um die Hüfte des Mädchens und ging mit ihr auf den Eingang des Hauses zu. Er lächelte sie freundlich an und raunte ihr zu: „Ich bin ein Freund Dorian Hunters. Ist er hier?"
„Ich… Ja, im Stall. Gefangen. Und die anderen auch…“
„Und wer ist im Haus?"
„Schreckliche Leute… "
Da brach im Haus plötzlich ein wüstes Geheul los. Ein Mann, dessen Gesicht von Spinnweben verhangen war, tauchte im Eingang auf. Jeff Parker schoß sofort. Eine Pyrophor-Patrone schlug in den Körper des Besessenen ein, und er
Weitere Kostenlose Bücher