088 - Das Dreigestirn der Hölle
und Coco und Unga nickten.
Es stand außer Zweifel, daß sie hier einen Menhir der Megalithkultur vor sich hatten. Handelte es sich um einen der 36 225 Langsteine aus Ys?
Unga wollte sich dazu äußern und erinnerte sich zu spät daran, daß dies unter Wasser schlecht möglich war. Er verlor sein Mundstück und mußte viel Wasser schlucken, bevor es ihm gelang, es wieder zwischen die Zähne zu nehmen.
Doch als Dorian sich um ihn kümmern wollte, stieß Unga ihn ungeduldig zurück.
Was mochte es für den Cro Magnon bedeuten, nach so langer Zeit in ein verändertes Ys zurückzukehren? Vorausgesetzt, sie fanden die Megalithstadt überhaupt. Aber daran zweifelte Dorian nicht mehr, als er an der Seite des Felsquaders hinuntertauchte. Unter diesem Megalithen lag ein zweiter, und dann noch einer und noch einer. Über den Monolithen lagen Quersteine, so daß sich ein regelrechter Gang bildete.
Was von oben die Unterwasserpflanzen verborgen hatten, wurde aus dieser Perspektive deutlich: Das hier waren von Menschenhand geschaffene Bauwerke. Kulturzeugnisse der Megalithenbauer. Ys!
Dorian entzündete eine Magnesiumfackel und schwamm in einen Gang, der von über fünf Meter hohen Megalithen gebildet wurde. An dessen Ende befand sich ein fast kreisrunder Raum, der bis auf einen in der Mitte liegenden Felsquader leer war.
Die Steine, die die Wände bildeten, wiesen Zeichen und Symbole auf, die denen auf dem magischen Stein ähnelten. Dorian untersuchte sie nicht näher. Sie würden später noch Zeit genug haben, diese Zeichen zu fotografieren und zu entschlüsseln.
Er stieß durch eine Öffnung, die durch einen umgestürzten Megalithen entstanden war, wieder ins Freie.
Dorian kam an einer Reihe von Menhiren vorbei, die fast ganz von Meerespflanzen bedeckt waren. Er kratzte den Algenfilm ab und stellte fest, daß diese Menhire bemalt waren. Handelte es sich um Schriftzeichen, die Hermon niedergeschrieben hatte? Waren diese Menhire Teile seiner 36 225 „Bücher"?
Er ließ von den „Buchsteinen" ab und bahnte sich durch übermannshohe Gräser einen Weg zu anderen Monumenten. Er fand ein Dolmengrab, das noch in gutem Zustand war. Dorian riß die Pflanzen einfach aus, um sich einen Zugang zu schaffen. Doch er kam nicht weit, denn ein eingestürzter Querstein versperrte ihm den Weg. Um einen Blick in das Grab zu bekommen, hielt er die Magnesiumfackel durch die Öffnung.
Teile eines Skelettes ragten aus dem Meerschlamm, umgeben von Gegenstände , bei denen es sich um Grabbeigabe handeln mochte.
Doch bevor Dorian Einzelheiten erkennen konnte, erlosch seine Fackel. Mehr kriechend als schwimmend verließ er mit den Beinen voran das Dolmengrab.
Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er allein war. Er vermochte nicht mehr zu sagen, wann er Coco und Unga verloren hatte.
Aber er machte sich keine Sorgen um sie. Wahrscheinlich waren sie vorzeitig zur Sacheen zurückgekehrt.
Für ihn wurde es nun auch Zeit. Er hatte zwar noch genügend Sauerstoffreserven, doch spürte er die Kälte bereits durch seinen Gummianzug dringen. Die Kälte drang ihm bis in die Knochen und lähmte seine Bewegungen.
Er tauchte auf und stellte überrascht fest, daß er sich an die dreihundert Meter von der Jacht entfernt hatte. Aber er brauchte diese Strecke nicht schwimmend zurückzulegen, denn ganz in seiner Nähe wartete das Beiboot. Zwei Männer der Mannschaft saßen darin. Dorian winkte, und sie bemerkten ihn. Er hörte, daß der Motor ansprang. Kurz darauf waren sie zur Stelle und zogen ihn ins Boot. „Sind Coco und Unga schon zurück?" war Dorians erste Frage.
„Wahrscheinlich, aber wir haben sie nicht herausgefischt", wurde ihm geantwortet.
Sie erreichten die Sacheen und legten an der Strickleiter an. Hilfreiche Hände zogen Dorian empor. Er war erleichtert, als er Unga erblickte.
Doch dessen Gesichtsausdruck gefiel ihm nicht.
„Wo hast du Coco gelassen?" fragte der Cro Magnon, als Dorian neben ihm stand. Da wußte Dorian, daß ihr etwas zugestoßen war.
Coco rechtes Bein verfing sich in einer Schlingpflanze. Zuerst dachte sie sich überhaupt nichts dabei, und es störte sie auch nicht, daß Dorian und dann auch Unga zwischen den überwucherten Steingebilden verschwanden.
Doch als sie sich umwandte, um sich aus der Umklammerung der Pflanze zu befreien, merkte sie, daß etwas nicht stimmte.
Was sie für eine Pflanze gehalten hatte, war in Wirklichkeit eine Attrappe in der Form eines Möbius-Streifens. Und dann spürte sie auch schon die
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