088 - Die Alpträume des Mr. Clint
Worte über ihre Lippen.
Susy war
sofort neben ihm, drehte vorsichtig seinen Kopf auf die Seite und sah jetzt die
breite, häßliche Wunde, die sich genau an seiner rechten Schläfe befand.
Mit einem
spitzen Gegenstand war der Arzt ermordet worden!
Drei Sekunden
stand die Schwester wie zur Salzsäule erstarrt da.
Ihr Herz
pochte rasend, und das Blut hämmerte in ihren Schläfen. Susy Wyngard war
kreidebleich.
Doch auch in
diesen entscheidenden Sekunden hielt sie ihre Gefühle unter Kontrolle und
bewies, daß sie über Logik und Denkfähigkeit verfügte.
Niemand wäre
gedient gewesen, hätte sie jetzt wie am Spieß geschrieen.
Statt dessen
eilte sie aus dem Zimmer, zog leise die Tür hinter sich zu und rannte eine
Etage höher. Sie wartete erst gar nicht auf den Lift.
Außer Dr.
Merredith gab es einen weiteren Mediziner im Haus, der zwar keinen Dienst
hatte, aber hier seit drei Tagen untergebracht war. Ein junger sympathischer
Mann namens Larry Brent. Er war Amerikaner und hatte sich in einem großen
Sanatorium für psychisch Kranke die ersten Sporen verdient.
Susy hielt es
für angebracht, ihn zu Hilfe zu holen.
Sie klopfte
an die Tür und weckte den jungen Arzt.
»Dr. Brent?«
Larry war
beim ersten Klopfen wach. »Ja, was ist?« erklang es hinter der Tür.
»Es ist etwas
bei Dr. Merredith passiert«, wisperte sie, so daß es unmöglich war, die Stimme
in den angrenzenden Zimmern zu hören.
Larry Brent
war es gewohnt, blitzschnell aus den Federn zu springen, wenn die Umstände es
erforderten. Er brauchte anderthalb Minuten nach dem ersten Klopfsignal. Dann
stand er in einem silbergrauen Morgenmantel, dessen Revers und
Umschlagmanschetten rot besetzt waren, an der Tür.
»Was ist mit
Dr. Merredith?« fragte X-RAY-3. Er sah frisch und braungebrannt aus, als käme
er gerade aus einem Urlaub irgendwo im Süden.
Susy Wyngard
brauchte erst gar nicht zu reden. Larry sah ihr an, daß etwas Furchtbares
passiert sein mußte. Er lief sofort mit ihr los. Während sie die breiten Stufen
des Neubaus hinabeilten, gab die attraktive Schwester stichwortartig Bericht
über das, was sie entdeckt hatte.
»Ausgerechnet
Dr. Merredith«, flüsterte sie.
Jeder
Verantwortliche im Sanatorium und auch einige Patienten hätten sofort gewußt,
was es mit dieser Bemerkung auf sich hatte.
Seit drei
Wochen ging es hier in diesem schottischen Sanatorium in der Nähe des River
Enrick nicht ganz geheuer zu. Aus unerklärlichen Gründen waren eine Angestellte
des Küchenpersonals, zwei Patienten und ein Fensterputzer ums Leben gekommen.
Es schienen merkwürdige Unfälle zu sein. Aber Inspektor Dixon aus Corrimony,
der die Untersuchungen leitete, glaubte nicht an diese Möglichkeiten.
Andererseits kam er mit den Gegebenheiten nicht zurecht. Als die PSA von den
Vorfällen in dem Sanatorium erfuhr, war Larry Brent sofort auf den Weg nach
Schottland geschickt worden.
Seit drei
Tagen befand er sich hier und spielte den Nervenarzt, den ihm jeder aufgrund
einiger wichtiger Vorkenntnisse auf dem Gebiet der Psychologie und Psychiatrie
abnahm.
Unmittelbar
nach seinem Eintreffen hatte sich Larry Brent die Akten der bisherigen
Todesfälle geben lassen. Überall war eine Unfallursache eingetragen.
Die
Küchenbedienstete war seit längerer Zeit leidend gewesen. Eines Morgens fand
man sie.
Sie hatte den
Gashahn aufgedreht.
Selbstmord!
So sah es aus.
Bei den drei
Patienten des Sanatoriums lagen ebenfalls seit längerer Zeit ernsthafte
Erkrankungen vor. Doch nur in höchstens einem Fall konnte man annehmen, daß der
Tod auf natürliche Weise erfolgt war. In den beiden anderen sah es so aus, als
hätte ein unsichtbarer, gespenstischer Mörder nachgeholfen.
Ebenso lagen
die Dinge bei dem Fensterputzer, der hier seit Jahren seine Arbeit verrichtete.
Ein
erfahrener Mann. Dennoch war er aus der dritten Etage abgestürzt, ohne daß es
einen Grund dafür gab. Seltsam war, daß sein Kopf neben dem Körper gelegen
hatte. Er war förmlich vom Hals abgebrochen. Es gab Zeugen, die behaupteten,
den Fensterputzer beim Absturz beobachtet zu haben. Danach sollte er unterwegs
in die Tiefe schon keinen Kopf mehr gehabt haben. Aber das war mehr als
phantastisch. Niemand hatte eine Erklärung für die Angaben dieser Patienten.
Aber in diesem Haus durfte man sowieso nicht alles genau nehmen. Es wurden
Dinge behauptet, die eben typisch für Geistes- und Nervenkranke waren.
Im Zimmer von
Dr. Merredith untersuchte Larry den Toten. X-RAY-3 forderte die junge
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