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088 - Die Sumpfhexe

088 - Die Sumpfhexe

Titel: 088 - Die Sumpfhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Grabhügels und des weißen Kreuzes, als steige ein weißlicher Nebel aus der Erde. Der Nebel wurde dichter und vereinigte sich zu einer kompakten Masse. Eine weißliche Gestalt stand neben dem Grab, hob sich deutlich sichtbar gegen den Himmel ab. Ein Mann mit einem weißen Totenhemd.
    Hubie schrie auf.
    „Ein Geist! Ein Gespenst!“
    Zugleich schwebte ein dunkler Schatten über das Grab. Es war eine riesige Fledermaus. Kreischend umflatterte sie die Esche und landete mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Boden.
    Im nächsten Moment verwandelte sie sich in einen großen, bleichen Mann mit ausgebreitetem schwarzem Umhang. Seine Augen, glühend wie die Lichter eines Raubtieres, schauten zum Kutter hinüber.
    „Hol mich der Teufel!“ sagte McCann überrascht. „So viel habe ich doch gar nicht getrunken. Daß einer weiße Mäuse sieht, habe ich schon gehört, aber Fledermäuse, die zu Menschen werden, ein Toter, der …“
    Der bleiche Mann streckte den Arm aus und deutete auf McCann und Hubie. Dann breitete er den Umhang aus und schwang sich als Fledermaus in die Luft, und schwebte zum Strand. Wenige Zentimeter über dem Boden glitt er dahin wie ein Nebelstreif, aber viel realer, greifbarer.
    Der Untote, der einmal Norman Tait gewesen war, schwebte ebenfalls über das Wasser auf den vergammelten Kutter zu.
    Mit einem Schrei rannte Keith unter Deck und riegelte sich in seiner Kabine ein. Sein Gesicht war bleich und käsig. Hubies Knie schlotterten, und seine Zähne klapperten wie bei zehn Grad unter Null.
    Er glaubte das Rauschen der Fledermausschwingen zu hören und knipste die Batterielampe in der Kabine an. Hubie hatte solche Angst, daß er zu beten begann, zum ersten Male seit vielen Jahren.
    Er wünschte nichts sehnlicher, als von seinem groben Schwager aus dem schrecklichen Traum geweckt zu werden, der ihn umfing. Gleichzeitig wußte er aber, daß das grausige Geschehen auf Wahrheit beruhte. Gewiß, er hatte viel getrunken, aber so viel auch wieder nicht, daß er Realität und Trugbild nicht unterscheiden konnte.
    McCann sah derweil fassungslos dem über das Wasser näher schwebenden Untoten entgegen. Die Fledermaus mit den glühenden Augen verdunkelte fast den Vollmond über ihm. Der Untote mit dem weißen Leichenhemd zog sich fast schwerelos an der Ankerkette hoch und erschien über der Reling.
    Zugleich landete auch die Fledermaus vor McCann und wurde zu einem hageren Mann mit schwarzem Umhang und gespenstisch glühenden Augen. Er bleckte spitze, lange Eckzähne und kam näher wie der Untote, dessen Eckzähne gleichfalls lang und spitz wie Dolche waren.
    McCann begriff, daß der Tod sich ihm näherte. Er wich zurück. Sein alkoholumnebeltes Hirn war plötzlich klar, wenn sein Körper ihm auch nicht so gehorchen wollte, wie er es gern gehabt hätte.
    McCann griff sich einen an der Reling lehnenden Bootshaken und wich zurück. Mit der Spitze des Bootshakens versuchte er die beiden andrängenden Schreckensgestalten abzuwehren. Er verletzte den Mann mit dem weißen Leichenhemd am Arm, aber es floß kein Blut.
    Der mit dem schwarzen Umhang und den glühenden Augen packte den Bootshaken und entriß ihn McCann. Seiner überirdischen Kraft hatte der starke Fischer nichts entgegenzusetzen. McCann schlug ihm die Faust ins Gesicht, aber der unheimliche Angreifer reagierte überhaupt nicht darauf.
    Eiskalte Hände packten McCann am Hals und zwangen ihn rücklings über die Reling, bis er glaubte, sein Rückgrat würde brechen. In dieser Lage konnte er sich nur schwach wehren. Der Untote, das dämonische Wesen, das einmal Norman Tait gewesen war, hielt die Hände des Fischers fest.
    Eiseskälte flutete McCann durch Mark und Knochen. Er erstarrte förmlich. Zudem lähmte ihn Todesangst, als er in die glühenden Augen des bleichen Mannes mit den Vampirzähnen sah. Er fühlte sich wie das Kaninchen, das von der Schlange fixiert wird und nicht entfliehen kann.
    Das Gesicht des Mannes mit den glühenden Augen näherte sich dem des Fischers. Die spitzen Zähne kamen näher. Es war das Schrecklichste, was McCann je in seinem Leben gesehen hatte, dieses von dämonischer Bosheit und Lust verzerrte Gesicht. Die Zähne bohrten sich in McCanns Hals. Ein Röcheln kam aus seiner Kehle.
    Ein glühender Schmerz raste durch seinen Körper. Er spürte ein Saugen an seiner Halsschlagader und verfiel in eine empfindungslose Starre. Wärme und Leben wurden aus seinem Körper gesogen. Das Gefühl war nicht einmal sosehr unangenehm, aber die

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