0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!
er hatte mit seiner Vermutung recht behalten.
Er schaffte es nicht.
Er kam wohl von der Wand weg, aber es war ihm nicht möglich, sich an dieser Person vorbeizudrücken.
Sie drehte sich auf der Stelle, ihr Arm mit der graubleichen Haut zuckte auf ihn zu, und plötzlich hatte sie ihn zwischen den langen Fingern.
Die Hand glich einer Kralle, als sie seine dicke, vorn geöffnete Jacke festhielt. Sie zerrte daran, er wehrte sich, aber er schaffte es nicht, sich aus dem Griff zu winden. Die Blutsaugerin griff noch mit der anderen Hand zu, erwischte wieder seine Kleidung, und plötzlich zerrte sie ihm die Jacke vom Körper.
Das Kleidungsstück war ihre Beute geworden, nicht er. Der Förster sah seine Chance, für einen Augenblick war diese Untote schrecklich wütend, starrte das Kleidungsstück an und warf es dann zu Boden.
Brandon King lief bereits auf die Tür zu. Er ärgerte sich wahnsinnig über seine schweren, schmerzenden Beine, aber er gab nicht auf, auch nicht, als er in seinem Rücken ein Fauchen hörte.
Einen Moment später prallte etwas gegen seine Beine. Finger stachen in seine Waden wie kleine Messer, drehten sich bis zu den Schienbeinen hin, durchdrangen auch den Stoff der Hose und rissen ihn dann einfach um.
Wieder fiel er dem harten Boden entgegen. Den Mund zu einem Schrei geöffnet, denn er fürchtete sich vor dem harten Aufprall. Mit den Armen konnte er ihn dämpfen, aber die knickten in Höhe der Ellenbogen wie Streichhölzer zusammen.
Dann lag er wieder auf dem schmutzigen Boden, umgeben vom schwachen Schein der Taschenlampe, und diesmal spürte er die Krallenhände mit den schmutzigen, langen Nägeln hoch oben am Rücken, kaum eine Handspanne von seinem Hals entfernt.
Die Untote wuchtete ihn herum.
Sie sprach dabei flüsternd, wobei ihre Worte für den Förster nicht zu verstehen waren, sie wurden von der wilden Gier nach dem frischen Menschenblut überdeckt.
Sie kniete neben und über ihm. Das Licht der Lampe teilte ihr bleiches Gesicht. Auf der einen Seite fiel ein Schatten von der rechten Stirn bis hin zum Mundwinkel, auf der anderen war die unnatürliche Blässe genau zu sehen, und auch die beiden Blutzähne, der linke heller als der rechte.
Brandon King erlebte, was Angst sein kann. Es war mehr als grauenhaft, und dabei war die Angst noch immer für ihn so irreal. Dieses Wesen durfte es normalerweise nicht geben, aber einen Traum erlebte er auch nicht. Wenn Gangster vor ihm gestanden hätten, um ihm das Leben zu nehmen, dann hätte er diese Angst begreifen können, so war sie noch immer zu weit weg und trotzdem sehr nah.
Ein Knurren unterbrach seine Gedanken. Gleichzeitig hatte die Blutsaugerin ihren Kopf gesenkt, und plötzlich zuckte er noch weiter nach unten.
Das Ziel der Zähne war Kings Hals!
Sie zerrte den Kopf noch zur Seite, so daß sich die Haut straffte. Ideal für sie.
Und dann biß sie zu!
Es war ein wütender, es war ein satter Biß, und die Zähne bohrten sich durch die dünne, straffe Haut, als wäre diese gar nicht vorhanden. Sie trafen die mit Blut gefüllte Ader. Den Schmerz empfand der Mann kaum, er reagierte sich auf eine andere Art und Weise ab, obwohl dies von ihm auch nicht gesteuerte wurde.
Seine Beine zuckten wie wild. Er schlug dabei mit den Hacken auf und verursachte auf den Steinen ein wahres Trommelfeuer. Die Untote aber »klebte« an seinem Hals.
Sie saugte und trank, wobei dieser Vorgang von schmatzenden und auch schlürfenden Lauten begleitet wurde.
Dazwischen erklang hin und wieder ein sattes Stöhnen, auch ein Zeichen, wie ungemein zufrieden diese Person war.
Sie schaffte es.
Sie schaffte ihn, und die Bewegungen des Opfers wurden schwächer und langsamer.
Ein paarmal ruckten die Füße hoch. Das Leder der Schuhe schabte über das Gestein.
Schließlich lag er still.
Dorena Camdon nickte zufrieden, aber ihr Mund blieb am Hals des Mannes kleben. Sie wollte auch noch seinen letzten Blutstropfen trinken, so wie es das uralte Vampirgesetz vorschrieb.
Es dauerte seine Zeit, bis sie es hinter sich gebracht hatte und zufrieden war.
Für einen Moment hob sie den Kopf an. Am Hals hatte sie zwei keine Wunden - Bißstellen - hinterlassen. Aus ihnen waren noch einige Tropfen Blut hervorgedrungen und hatten ihren Weg als schmale, rote Streifen an der Haut des Halses entlang gefunden. Das wollte sie auf keinen Fall so lassen. Mit einer langen, noch blutverschmierten Zunge leckte sie auch die letzten Reste ab.
Erst jetzt war sie endgültig zufrieden
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