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0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!

0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!

Titel: 0880 - Ich will dein Blut, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine halbe Stunde hatte ich gedöst und fühlte mich sogar recht gut. Diese kurze Zeit hatte mir die Energie zurückgegeben. Seltsamerweise fühlte ich mich auch nicht unterkühlt oder war durch die Kälte steif geworden, das Laub hatte mich etwas vor der Auskühlung geschützt.
    Dennoch wollte ich raus aus meinem »Bett«. Ich wühlte das Laub zur Seite und schaute mich, noch immer sitzend, um. Es hatte sich nichts verändert. Noch immer umgab mich die unheimliche und gespenstische Kulisse des nächtlichen Waldes. Die Stämme der mächtigen Bäume waren nicht mehr als Schatten, die mir manchmal vorkamen, wenn sie von besonders dichten Schleiern umweht wurden, wie die Beine von zitternden Riesen. Die hohen Kronen waren nicht zu sehen, sie verschwanden im Dunst. Daß sie trotzdem vorhanden waren, bewiesen die zahlreichen Blätter, die sich immer wieder von den Ästen und Zweigen lösten, um mit weichen, schaukelnden Bewegungen zu Boden zu fallen.
    In dieser Nacht starb wieder ein Teil der Natur, und ich stellte mir die Frage, ob auch der Förster Brandon King schon gestorben war, denn um ihn war es mir gegangen.
    Ich hatte ihn gesucht und nicht gefunden.
    Dabei war ich noch immer davon überzeugt, daß er sich nicht weit von meinem Platz aufhielt. Da kam mir natürlich wieder dieses alte Haus in den Sinn.
    Ich machte mir selbst den Vorwurf, es nicht genauer durchsucht zu haben. Sicherlich gab es noch Verstecke, die ich übersehen hatte. Bei Tageslicht wollte ich gründlicher vorgehen.
    Über mir blieb die Welt ruhig, aber trotzdem in Bewegung. Die Nebelschwaden kreisten, sie hatten sich sogar verdichtet. An einigen Stellen sahen sie aus wie hellgraue Bälle, die lautlos über den Boden tickten. Ich war aufgestanden und hatte meine Kleidung von den an ihr klebenden feuchten Blättern befreit. Es roch nach fauligem Laub und feuchter Erde. Ein typischer Novembergeruch, der auch an Friedhöfe und die Vergänglichkeit der Menschen erinnerte.
    Natürlich lauschte ich meine Umgebung ab. Niemand konnte sich lautlos bewegen, da waren sich Menschen und Tiere gleich. An die hin und wieder aufklingenden raschelnden Geräusche hatte ich mich gewöhnt, schreckte aber zusammen, als ich das heftige Flattern hörte und ein großer Schatten nicht weit von meinem Kopf entfernt über mich hinwegflog.
    Ich lächelte, denn ich hatte eine Eule gesehen. Dieser Schatten hatte mit dem großen Umriß nichts gemein gehabt. Der klagende Schrei sorgte bei mir für ein heftiges Zusammenzucken. Nachtvögel waren unterwegs auf der Suche nach Beute. Eulen und Käuze lebten noch in dieser Einsamkeit, und sie würden reichlich Nahrung finden, denn auch bei Dunkelheit hatten Mäuse und Eichhörnchen ihre Verstecke verlassen.
    Ebenso wie ich.
    Ich war einige Schritte zur Seite gegangen und neben der Mulde, die mir für eine Weile als Bett gedient hatte, stehengeblieben. Es war kein besonderer Platz, aber es hätte auch nichts gebracht, wenn ich mich woanders hingestellt hätte.
    In meinem Innern war die Unruhe deutlich zu spüren. Sie machte mich nervös, was sicherlich nicht an dieser Umgebung lag, denn an sie hatte ich mich gewöhnt. Ich war kein Neuling mehr in diesem »Geschäft« und wußte, daß irgend etwas in der Luft lag, was für mich eine Gefahr darstellte. Vor dem Hinlegen hatte ich daran gedacht, daß diese Nacht noch nicht zu Ende war, und diesen Gedanken konnte ich jetzt nur dick unterstreichen.
    Ich war mit der Beretta und dem Kreuz bewaffnet. Gerade mein Kreuz war der Indikator für herannahende Gefahren, obwohl es auch nicht immer reagierte, das hatte ich bei meinem letzten Fall miterleben müssen, aber hier »meldete« es sich leider auch nicht. Auf der Oberfläche war es ein wenig kühl, aber die mir so bekannten Wärmeströme durchliefen das Silber nicht.
    Hatte ich mir etwas eingebildet.
    Abwarten, aufpassen und jede Veränderung registrieren, was nicht mal mehr lange auf sich warten ließ, denn urplötzlich huschten mehrere Tiere in meiner Nähe vorbei. Ich sah sie kaum, ich entnahm es nur dem lauten Rascheln und konnte mir vorstellen, daß die sensiblen Tiere auf der Flucht waren.
    Vor wem?
    Befand sich das gewaltige Wesen wieder in der Nähe? Diese riesige Fledermaus oder was auch immer es gewesen sein mochte. Wartete es darauf, nach unten zu stoßen, um mit ihren scharfen Krallen nach einer Beute zu schnappen?
    Ich sah und hörte nichts.
    Wieder tropften die Minuten dahin. Der Nebel blieb, er veränderte sich jedoch. Da rollten

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