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0884 - Sklaven der Hölle

0884 - Sklaven der Hölle

Titel: 0884 - Sklaven der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Regierung hatte keine Lust uns durchzufüttern, also schob man uns ab - nach Kanada, Quebec… mitten hinein in das Meer aus Bäumen, Sägewerken, Traktoren, abgestumpften Menschen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass man glauben könnte, in Holz zu ersaufen. Doch dort war es genau so. Die Familie, die uns aufnahm, hatte schon ein Dutzend Pflegekinder, und wir wussten auch bald den Grund dafür - sie konnten keine billigeren Arbeitskräfte finden als uns. Die Alten hießen Cranston. Sie war eiskalt bis ans Herz, er war ein Schinder, ein Prügler.«
    Sinje-Li starrte durch Rola DiBurn hindurch. Es gab wahrhaftig keinen Grund, Mitleid mit der Vampirin zu haben. Rola sagte sich das immer und immer wieder - Sinje-Li war ein Killer, sie hätte ohne Pardon alle Insassen von no tears getötet, wenn es ihr gelungen wäre. Und doch… der Blick dieser Augen zeigte Rola, was Sinje-Li als Kind hatte ertragen müssen. Doch da war noch mehr, noch viel mehr, das bisher unausgesprochen war. Das änderte sich in den nächsten Minuten.
    »Haan und mich haben die Cranstons besonders gerne gequält, Drecksjapsen brauchten das. So haben sie es immer gesagt, weißt du? Und ihr einziger eigener Sohn, der konnte seine stinkenden Finger nie von den Mädchen lassen.« Angewidert verzog Sinje-Li das Gesicht. »Haan musste oft draußen schlafen, während die anderen Kinder und ich im Stall beieinander lagen. Die Alten hatten Spaß daran, wenn mein Bruder in den eisigen Nächten fast erfroren wäre. Wir wären geflohen, aber meilenweit gab es rundherum nur Wald, sonst nichts. Dann kam der Abend, an dem Cranston der Traktor krepiert ist. In seiner Wut suchte er einen Schuldigen. Haan habe absichtlich das Öl abgelassen… so sagte er. Haan wusste nicht einmal, wie er das hätte anstellen sollen. Cranston hat meinen Bruder halb tot geprügelt. Dann warf er Haan vor die Tür. Die Nacht kam mit Frost… und ich bin heimlich aus dem Stall zu Haan geschlüpft, wollte ihn irgendwie wärmen.«
    Ein Ruck ging durch Sinje-Li. Die Vampirin schien plötzlich zu wachsen. Kerzengerade saß sie vor Rola DiBurn, die ahnte, was nun kommen musste.
    »Kurz vor Sonnenaufgang ist Haan dann gestorben. Wie sagt man doch so schön: innere Verletzungen. Der Alte hatte wohl einmal zu viel zugeschlagen. Ich war erstarrt, konnte mich nicht rühren. Dann kam der Alte aus dem Haus - mit seinem schäbigen Köter machte er jeden Morgen seinen Gang , wie er das nannte. Er hatte keinen Blick für uns übrig. Die anderen schliefen dann noch immer. Als er im Wald verschwunden war, habe ich mit einem Brecheisen den Stall aufgebrochen, damit die anderen Kinder fliehen konnten… wohin auch immer.« Sinje-Li lachte schrill auf, als würde die Erinnerung ihr vollkommen unlogisch erscheinen.
    »Sie blickten mich an, als wäre ich verrückt - fliehen! Mitten in diesen verdammten Wäldern. Doch dann sind sie gelaufen. Ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Ich bin ins Haus gegangen, in das Zimmer von Cranstons Sohn. Der war immer so stolz darauf, wie gut er doch mit der Axt umgehen konnte. Der Idiot nahm die Klingen sogar abends mit in seinen Schlafraum. Er schliff sie immer so scharf wie Rasierklingen. Ich habe ihm dann mit einem einzigen Hieb den Schädel gespalten. Schade, dass er schlief, denn ich hätte gerne die Angst in seinen Augen gesehen. Nebenan schlief die Alte. Ihr habe ich die Kehle aufgeschlitzt, das war ganz einfach.«
    Rola hatte mit einer Wendung in diese Richtung schon gerechnet. Sinje-Lis Bruder… der junge Sklave da draußen musste die Vampirin an ihn erinnert haben. DiBurn sagte kein Wort, sie hörte nur zu.
    »Ich war ganz ruhig, weißt du? Ich bin an den Waffenschrank gegangen, habe ihn aufgebrochen. Da stand eine doppelläufige Schrotflinte… ich habe sie geladen, mich in die Diele gesetzt, und darauf gewartet, dass Cranston zurückkam. Und er kam. Leider war er viel schlauer, als ich es mir vorgestellt hatte.« Sinje-Li stand auf, starrte über Rola hinweg die kahle Rückwand der Hütte an. »Etwas kratzte vorne an der Tür, stieß sie auf - und ich habe beide Läufe in die Richtung abgefeuert. Doch ich erwischte nicht Cranston, sondern nur seinen Hund. Dann traf mich ein Schlag im Nacken… als ich aufwachte, hing ich mit gefesselten Händen zwei Fuß über dem Boden. Cranston stand vor mir, schweigend. Er riss mir die Fetzen vom Leib, dann begann er damit mir mit seiner Bullpeitsche die Haut vom Körper zu prügeln. Stück für Stück.«
    Rola

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