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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie irgendwann auf eine schreckliche Art und Weise verwundet oder teilweise zerrissen worden, um anschließend wieder zusammengenäht zu werden.
    Lady Sarah bemühte sich, das Erschrecken nicht zu zeigen. Trotzdem schien die andere etwas bemerkt zu haben, denn sie raffte ihren Mantel vor der Brust zusammen. Ihr Blick blieb allerdings ausdruckslos. Ein künstlicher Mensch, einer, der möglicherweise aus mehreren Leichenteilen zusammengesetzt worden war. Es gab da in der Literatur ein Beispiel, und Sarah dachte sofort an Frankensteins Monster.
    Das war ein Mann gewesen, aber hier saß eine Frau.
    Und die hatte etwas bemerkt, das bekam Sarah Goldwyn wenig später zu spüren. Sie hatte sich zu sehr auf das Gesicht konzentriert und nicht auf den übrigen Körper geachtet. Deshalb bekam sie auch nicht mit, wie sich die Hand der Person langsam bewegte und auf Lady Sarah zukroch. Erst als sie zugriff, erschrak die Horror-Oma.
    Kalt und trocken war der Griff. Als wäre ihre Hand von einem speziell geformten Zweig umklammert worden. Sie spürte den Griff, der so verdammt hart war, und plötzlich kam sie sich vor wie in einer Falle steckend. Die andere mußte etwas bemerkt haben.
    Beide Personen starrten sich an.
    »Was willst du?« fragte Sarah.
    Für einen winzigen Moment weiteten sich die Augen, als wäre dem Zombie die Erleuchtung gekommen. »Ich will dich!«
    Lady Sarah versuchte es mit einem leisen Lachen. »Warum ausgerechnet mich?«
    »Du bist schlau. Du hast nachgedacht. Etwas geht in deinem Kopf vor, das nicht gut ist.«
    Da konnte Lady Sarah nicht widersprechen. Für die andere Person war es klar, und Sarah mußte sich etwas anderes einfallen lassen. Trotz ihrer Furcht mußte es ihr gelingen, die Lage zu entspannen, und sie stellte eine möglichst simple Frage.
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Lucy Travers.«
    »Ein schöner Name.«
    »Rede nicht herum.«
    »Ich meine es ehrlich.«
    Lucy schüttelte den Kopf.
    »Ich heiße übrigens Sarah Goldwyn.«
    »Ach ja.«
    »Kann ich etwas für dich tun, Lucy?«
    »Warum willst du das?«
    »Du… du … siehst aus, als würden dich gewisse Sorgen quälen, denke ich.«
    Ein Ruck durchlief den Zug, und Sarah bekam eine Antwort, nachdem der Zug wieder normal fuhr. »Ich habe keine Sorgen, aber du wirst bald welche haben, alte Frau.«
    »Warum das denn?« Ihr Herz klopfte schneller. Verdammt, warum habe ich Angst? fragte sich Sarah.
    »Wir werden zusammenbleiben.«
    »Wie?«
    »Du bleibst bei mir.«
    Sarah versuchte es mit einem Lachen. »Das mag ja ein netter Vorschlag sein, aber ich kann es nicht. Ich habe eine Verabredung in der Stadt und…«
    »Sie interessiert mich nicht, und dich sollte sie auch nicht interessieren. Du hast es gemerkt, ich spüre es. Und ich werde nicht zulassen, daß du es meldest.«
    »Was sollte ich denn melden?«
    »Das weißt du selbst.«
    Ja, sie wußte es selbst, aber sie würde es auf keinen Fall vor dieser Person zugeben, deren Händedruck sich verstärkte.
    »Wie geht es weiter?«
    Die andere sprach tonlos. »Du wirst in meiner Nähe bleiben. Jetzt und auch später. Tust du es nicht, werde ich dich töten. Aber nicht nur dich, ich nehme mir auch die Kinder vor…«
    ***
    Gordon Polvera hatte Suko und mich in die Unterwelt begleitet, in seinen Arbeitsbereich, eine Welt für sich, die an den zentralen Punkten eigentlich nie zur Ruhe kam, ob es nun Tag oder Nacht war.
    Wir ließen alles an uns vorbeirauschen, kümmerten uns nicht um die Hektik der Menschen, denn die alte Wahrsagerin war wichtiger. Sie konnte uns möglicherweise einen Hinweis geben, obwohl es auch nicht sicher war. Gordon Polvera quälte nur eine Sorge. Er hoffte, die Person noch an derselben Stelle zu finden. Sicher war das nicht, denn die hier in der Unterwelt lebenden Menschen zogen es oft vor, ihre Plätze und auch die Stationen zu wechseln.
    Die große Hektik der breiten Halle blieb hinter uns zurück, als wir uns dorthin begaben, wo einige Wartebänke standen und die Innenseiten der Wände als Stütze für manchen Rücken dienten. Da es nicht regnete, hatten viele Stromer ihre Plätze verlassen und waren an die Oberwelt gegangen. Nicht so die Wahrsagerin. Sie hockte auf ihrer Decke, war aber allein und aß aus einer Tüte Fish & Chips mit den Fingern, die fettig glänzten.
    Als wir vor ihr stehenblieben und uns Polvera zunickte, nahm uns die Frau nicht zur Kenntnis. Oder wollte es nicht tun, denn sie aß erst einmal weiter.
    Ihre fettigen Finger verschwanden in der Tüte und

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