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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kehrten jedesmal mit Kartoffelstücken und Fisch zurück. Beides verschwand in ihrem Mund, und sie kaute es schmatzend.
    Sie trug eine bunte Strickjacke. Darunter ein dunkles Kleid mit langem Rock, und zusätzlich hatte sie sich noch einen mantillaähnlichen Schal um den Hals gehängt. Ein Mantel diente als weiche Stütze für ihren Rücken. Er wurde vom Körper und der Wand gehalten.
    Das Alter der Frau war schlecht zu schätzen, lag aber sicherlich jenseits der Sechzig.
    Endlich hatte sie den Inhalt der Tüte aufgegessen. Sie knüllte das Fettpapier zusammen, holte ein Tuch hervor, wischte zuerst ihre Lippen und danach die Hände ab, dann sprach sie uns plötzlich an, obwohl sie Polvera meinte. »Du scheinst über meine Worte nachgedacht zu haben und hast dir zwei Beschützer geholt, wie ich sehe.«
    »So ist das nicht…«
    »Wie dann?«
    Suko griff ein. Er stellte mich und sich vor und erklärte auch, daß wir Polizisten waren. Dafür hatte die Frau nur ein Grinsen übrig. »Polizisten? Eigentlich müßte ich lachen.« Sie wandte sich wieder an Polvera.
    »Glaubst du denn, daß die Polizei etwas ändern kann, wenn das Böse unterwegs ist?«
    »Ja, daran glaube ich.«
    »Das ist ein Irrtum, mein Freund. Das Böse kann von einem Polizisten nicht gestoppt werden.«
    »Es gibt aber besondere Polizisten«, mischte ich mich an. »Sie sind darauf spezialisiert, das Böse zu stoppen, Madam.«
    Spott funkelte plötzlich in den kleinen, dunklen Augen der Frau. Um sie herum hatten sich Kränze und Falten gebildet. Sie war dabei, nach einer entsprechenden Antwort zu suchen, richtete ihren Blick auf mich, und ich bekam mit, wie sich der Ausdruck in ihren Augen veränderte. Der Spott trat zurück. Er schuf einer gewissen Nachdenklichkeit Platz und anschließend einer Neugierde.
    »Du und der Asiate, wer seid ihr?«
    »Wer sollen wir schon sein?« erwiderte ich. »Du hast es doch gehört.«
    »Ich heiße Maria.«
    »Ein schöner Name.«
    »Ja, er ist so fromm. Alle in meiner Familie waren fromm. Zu fromm für das verdammte Regime. Man jagte uns aus unserer Heimat Rumänien fort, man trieb uns wie die Tiere hinaus, und ich kenne welche, die es nicht überlebt haben. Aber auch die Fremde brachte uns kein Glück und keine neue Heimat. Man ließ uns spüren, daß wir fremd waren, und wir werden es niemals ändern können. Auch in deinem Land sind wir Außenseiter geblieben, das ist nun mal so.«
    »Ich weiß es. Vielleicht wird einmal eine Zeit kommen, in der die Menschen anders darüber denken.«
    »Das glaube ich nicht. So verschieden unsere Länder sind, eines haben sie gemeinsam.« Sie legte eine Pause ein, und ich wunderte mich darüber, wie gut sie ihre Sprache beherrschte. Sie holte tief Atem, was von einem Röcheln begleitet wurde, dann zeigte ihre Stirn tiefe Falten, und sie beendete ihre Rede mit einem folgenschweren Satz. »Das Böse aber bleibt in allen Ländern gleich, denn es kennt keine Grenzen.«
    »Stimmt.«
    »Ich glaube dir sogar. Wer seid ihr?«
    »Wir bekämpfen das Böse.«
    »Erfolgreich?«
    »Hin und wieder.«
    Maria nickte uns zu. »Von euch geht etwas aus, das auch ich spüre. Es ist mir fremd und trotzdem nah, und es ist eine gewaltige Kraft, die ich nicht negativ spüre.«
    Sie war sehr sensibilisiert. Sicherlich hatte sie die Aura meines Kreuzes gespürt. Ich wußte, daß es derartige Menschen gab, denn so etwas passierte mir nicht zum erstenmal.
    »Aber die andere ist auch da - oder?«
    »Ja.«
    Nach dieser Antwort schaute uns Gordon Polvera triumphierend an, als wollte er sagen: Seht ihr, ich habe es gewußt. Ich habe es euch doch gesagt. Es ist alles klar.
    »Wo ist sie?« fragte Suko.
    Maria hob die Schultern. Sie bfwegte ihren Kopf, als wollte sie sich umschauen. Ihr Antwort klang etwas rätselhaft, als sie flüsterte: »Es ist vor handen, aber es ist nicht zu sehen. El kann blitzschnell hier sein, es ist auf der Suche, was ich schon Polvera gesagt habe. Nur kann ich es im Moment nicht sehen, doch es ist unterwegs, und es hat auch keine Angst, sich zu zeigen.«
    Bisher war das alles sehr allgemein gehalten. Wir konnten damit nichts anfangen, und mein Freund Suko stellte genau die richtige Frage. »Hat das Böse eine Gestalt? Weißt du denn, wie es aussieht? Kannst du uns das sagen?«
    Maria ließ sich Zeit. Sie bewegte unruhig ihre Hände, dann hob sie die Schultern und sagte: »Das Böse geht auf zwei Beinen. Es hat zwei Arme, einen Kopf und auch ein Gesicht. Es sieht aus wie ein Mensch, aber es

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