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0887 - Das Horror-Pendel

0887 - Das Horror-Pendel

Titel: 0887 - Das Horror-Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts mit Furcht oder Angst zu tun.«
    Er deutete gegen seine Stirn. »Ich komme rational damit nicht zurecht. Alles, was Sie gesagt haben, mag stimmen, aber es will einfach nicht in meinen Schädel.«
    »Ist verständlich«, stand ich ihm bei und lächelte schmal.
    »Allerdings hätte ich gern von Ihnen gewußt, ob es hier in der Umgebung in der letzten Zeit auffällige Taten gegeben hat? Vorfälle, die mehr als ungewöhnlich waren und in das reale Weltbild nicht hineinpaßten. Ist Ihnen da etwas aufgefallen?«
    Er runzelte die Stirn und hob die Schultern. »Nein, eigentlich nicht. Hier ist nichts geschehen, was einen unnormalen Lauf gehabt hätte. Das kann ich sagen.«
    »Kein Mensch ist verschwunden?« fragte Suko.
    »Nein.«
    »Es ist auch keiner umgebracht worden?«
    »Ebenfalls nicht.«
    »Es tauchte auch keine gespenstische Gestalt nächtens in Los Cantos auf?«
    »Da muß ich Sie ebenfalls enttäuschen. Das Leben ist in den normalen Bahnen verlaufen, bis zu dem Zeitpunkt, wo Sie dann plötzlich erschienen sind und doch zumindest bei mir einiges durcheinandergebracht haben. Wie sieht es denn mit anderen Menschen aus? Haben Sie damit auch schon gesprochen?«
    »Nein, mit keinem Außenstehenden«, beruhigte ich ihn.
    De Luca atmete auf. »Das ist gut, das ist sehr gut: Wissen Sie, wir leben hier sehr einsam. Für den Madrilenen ist es schon das Ende der Welt, und da sind die Leute eben anders als in den Städten. Sie glauben noch viel von dem, was man ihnen erzählt.«
    »Oh«, sagte ich verwundert. »Das hat sich angehört, als würden Sie uns nicht glauben, Señor de Luca.«
    Er wurde etwas verlegen. »Wenn ich ehrlich sein soll, was man ja von einem Priester verlangt, so haben Sie recht, Señor Sinclair. Ich kann es auch nicht glauben oder nachvollziehen.« Er schaute gegen die Wand, verengte die Augen und suchte nach Worten. »Wissen Sie, das ist alles so eine seltsame Sache. Sie kommen hierher als Fremde. Stürzen praktisch in eine Welt hinein, die ein in sich geschlossener Kreis ist«, er zeichnete diesen Kreis mit seinen Händen noch nach und hätte beinahe die Becher auf dem Tisch umgestoßen, »und Sie verlangen, daß ich irgendwelche wirren Dinge glaube. Sorry, aber damit habe ich mich nie beschäftigt. Ich hatte auch keinen Grund. Das war für mich alles außerhalb der Norm, wenn Sie verstehen.«
    »Natürlich verstehen wir Sie«, sagte der Abbé. »Wir möchten nur bitten, uns nicht zu behindern.«
    De Luca fuhr mit seinen Fingern unter dem weißen Kragen entlang. »Was denken Sie von mir, Señores? Ich werde einen Teufel tun und die Menschen hier im Ort über Ihren Besuch informieren. Da brauchen Sie wirklich keine Sorgen zu haben.«
    »Das ist gut.«
    »Wem soll ich den Weg erklären?«
    Diesmal war ich an der Reihe. »Mir bitte.«
    »Gut, Señor Sinclair. Aber ich kann Ihnen auch die Strecke aufzeichnen. Da kommen Sie dann am besten damit zurecht.« Er holte Papier und einen Bleistift. Die Gänsehaut war geblieben und auch der Schweiß auf seinem Gesicht.
    Wir schienen ihn in einen regelrechten Abgrund von Gefühlen gestürzt zu haben.
    Ich schaute zu, wie er zeichnete. Er malte Los Cantos als Mittelpunkt, zeichnete die Berge schraffiert, gab die vier Himmelsrichtungen an, bevor er die Wege mit dünnen Bleistiftstrichen einzeichnete.
    Dann reichte er mir den Zettel. »Ich hoffe, Sie werden aus meinem Gemalten schlau.«
    »Doch, ich habe es begriffen.«
    »Und Sie geben mir Bescheid, wenn Sie von der Besichtigung des Schattenschlosses zurückgekehrt sind?«
    »Auf jeden Fall, Hochwürden.«
    Er lächelte. »Ich will ja nicht wetten. Würde ich aber wetten, dann würde ich darauf setzen, daß Sie nichts finden, Señores.«
    »Sie gestatten, daß wir anderer Meinung sind?« fragte Suko und lächelte dabei.
    »Aber immer noch.«
    Durch eine Seitentür traten wir wieder ins Freie. Wir befanden uns im Schatten der Kirche, der Wind blies an uns vorbei. Die Sonne war längst verschwunden, die Berge in der Nähe sahen jetzt düster und drohend aus. Noch war der Himmel nicht völlig dunkel geworden. Seine Farbe schwankte zwischen einem helleren Grau und einem dunkleren Blau. Sterne funkelten wie die Augen von Engeln aus dem Bilderbuch.
    Ein kleiner Friedhof lag vor uns. Der Schatten des Turmes fiel bei Tageslicht auf ihn. Stumm standen die Grabkreuze und Steine auf dieser geweihten Erde.
    Suko stieß mich an. »Na, was hältst du von de Luca?«
    Ich tat verwundert, »Warum fragst du mich das?«
    »Einen

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