0887 - Das Horror-Pendel
ihm einen Fall übertragen hatte, an den er gar nicht gern zurückdachte.
Jedenfalls hatte er den Fall zusammen mit seinen englischen Freunden Sinclair und Suko gelöst, und es war gleichzeitig die Feuerprobe für ihn gewesen, denn Schmidt hatte ihm von einem neuen Job in einer Organisation berichtet, die etwas mit der Regierung und dem deutschen Geheimdienst zu tun hatte, in gewisser Weise aber namenlos war. Erst später hatte Harry Stahl herausgefunden, daß sich diese Organisation um Fälle kümmerte, die rätselhaft und nicht lösbar gewesen waren. So ähnlich, wie es bei seinem Freund John Sinclair der Fall war, obwohl Harry Stahl nicht nur mit Dämonen oder Geistern zu tun hatte, sondern ganz normalen Gangstern nachjagte. Ab und zu passierte es dann doch, daß er sich auch um Dinge kümmern mußte, die in den Bereich des Okkulten hineinreichten. Man hatte herausgefunden, daß Harry Stahl bereits in seinem alten Beruf damit konfrontiert worden war, und diese Erfahrungen wollte man sich zunutze machen.
Harry bekam ein gutes Gehalt, er wohnte nach wie vor in Leipzig, aber er war viel unterwegs und hatte es trotz allem nicht geschafft, den inneren Kreis der Organisation zu durchleuchten. Er kannte nur die Namen einiger Kontaktpersonen und glaubte nicht mal daran, daß sie echt waren. Sein Nachfragen war nur mit Kopfschütteln oder Schulterzucken beantwortet worden. Letztendlich war es ihm dann auch egal gewesen, ob er nun vom Innen- oder Außenministerium der Bundesrepublik bezahlt wurde, oder aus einem geheimen Sonderfond.
Er tat seinen Job, man war mit ihm zufrieden, und man hatte ihn hier nach Hamburg in das Hotel »Atlantic« bestellt, um mit ihm über die neue Aufgabe zu reden.
Es war keine Zeit ausgemacht worden, und Harry hoffte, daß es noch dauern würde. Er war ein wenig müde, da er in der letzten Nacht noch an einem Bericht gearbeitet und anschließend nur wenig geschlafen hatte, denn der Flieger nach Hamburg war schon sehr früh gestartet. Er hatte sich nach der Landung in die Stadt bringen lassen, in einem Café gefrühstückt und war danach zum Hotel gefahren.
Stahl durchwanderte das Zimmer. Er kam an einem Spiegel vorbei, blieb stehen und grinste sich selbst zu.
Vor einigen Monaten hatte er noch anders ausgesehen, doch diesmal war er mit sich zufrieden. Der neue Job und die erfahrene Anerkennung hatten sich auch in seinem Aussehen niedergeschlagen.
Die Wut und die Verzweiflung waren aus den Augen verschwunden, die dicken Ringe darunter ebenfalls, nur das Haar war grauer geworden, aber daran wollte er auch nichts ändern. Er trug bessere Kleidung, er fuhr einen Wagen, dessen Unterhalt der Staat bezahlte. Seine Wohnung in der Leipziger Innenstadt war renoviert worden, und er hatte auch wieder den Kontakt zu den alten Kollegen aufgenommen, die ihm hin und wieder Hilfestellung leisteten und sich darüber freuten, daß er als Ossi einen neuen Job bekommen hatte, obwohl sie nicht genau wußten, was er tat..
Harry hatte gelächelt und geschwiegen, wenn sie Fragen stellten.
Er packte seinen Koffer aus, stellte den Kulturbeutel in das helle Bad, in dem wirklich Platz genug für zwei Personen war, wusch seine Hände und dachte daran, sich die Zeit zu vertreiben, indem er eine Weile in die Glotze schaute.
Dazu kam es nicht mehr. Das Telefon meldete sich, Harry hob ab und lauschte der neutral klingenden Männerstimme, die ihn bat, in die Halle zu kommen, wo man ihn erwartete. »Ich sitze etwas im Hintergrund, in der Nähe des Kamins.«
»Ich komme.«
Einen Namen hatte Harry nicht gehört, aber daran hatte er sich in seinem Job gewöhnt, denn er hatte zu oft mit verschiedenen Kontaktleuten zu tun. Harry zupfte seine Krawatte zurecht, die er zur braunen Jacke und zur beigefarbenen Hose trug, fand sich gut, nahm die Codekarte und verließ das Zimmer.
Diesmal benutzte er die Treppe. Es war schon ein tolles Gefühl, durch das Treppenhaus dieses gewaltigen Luxus-Hotels zu gehen, in dem die Gediegenheit vorherrschte, aber kein Prunk und wirklicher Luxus. Das fing bei den herrlichen Blumen an, die allesamt ein vorweihnachtliches Flair verbreiteten, so hatte man Tannen- und Kiefernzweige mit roten Schleifen geschmückt und ließ prächtige Weihnachtssterne in ihrem satten Rot leuchten.
Harry schritt an der Rezeption vorbei, wandte sich nach rechts in die Halle und schaute für einen kurzen Moment zur Bar und in den dahinterliegenden prächtigen Innenhof.
Der Kontaktmann erwartete Harry in der Nähe des
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