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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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gewesen, um mit dem Obersten Guan von Choquai über die Geheimnisse der Magie und des Universums zu philosophieren? Oder war es Tsa Mo Ra gewesen? Egal. Jedes Mal war es ihm schnell gelungen, seinen rebellierenden Magen unter Kontrolle zu bekommen. Doch diesmal war es anders. Etwas hatte sich verändert. Er hatte sich verändert.
    »Warum kommst du nicht näher?«
    Kuang-shis Stimme klang sanft, doch die leise mitschwingende Drohung war unverkennbar. Zamorra wollte nicht gehen. Doch etwas zwang ihn vorwärts. Wie eine Marionette schritt er mit gesenktem Haupt vorwärts, bis er den Thron des Götterdämons erreicht hatte, fiel auf die Knie und presste die Stirn gegen den Marmorboden. Dem Herrscher von Choquai begegnete man nicht aufrecht. Niemals.
    Für einen Moment überlegte Zamorra, einfach aufzuspringen und wegzurennen. Doch draußen warteten die Tulis-Yon, Kuang-shis treu ergebene Leibgarde. Die Wolfskrieger waren blutrünstige Bestien, nur zu bereit, ihn auf den geringsten Wink ihres Herrn hin zu zerreißen. Aber vermutlich würde er nie aus dem Saal herauskommen. Ein magischer Blitz aus Kuang-shis Klauenhänden würde reichen, um ihn zu einem Häufchen Staub zu verbrennen.
    Und selbst wenn er unversehrt aus dem Palast entkäme. Wohin wollte er fliehen in dieser Stadt der Vampire?
    »Was hast du, mein Freund?«, fragte Kuang-shi. »Liegt dir nichts mehr an unseren kleinen Plaudereien? Langweile ich dich etwa?«
    »Nein, gewiss nicht, Herr«, brachte Zamorra mühsam hervor. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg. Doch es gab keinen. Nicht in Choquai, dem Ort, an dem nur die Toten glücklich sind.
    »Oder nimmst du mir etwa übel, was ich mit deiner Frau gemacht habe? War die Strafe vielleicht zu streng?«
    Shao Yu. Zamorras Herz zog sich zusammen, wenn er nur an sie dachte. Doch Shao Yu hatte ihre Liebe verraten, als sie versuchte, ihren gemeinsamen Konkurrenten Wu Huan-Tiao aus dem Weg zu räumen.
    Es war Tsa Mo Ra gewesen, der den Mordanschlag gegen den pavianköpfigen Zauberer vereitelt hatte. Zur Strafe hatte Kuang-shi Shao Yu und ihre beiden an dem Komplott beteiligten Schwestern getötet - und ihnen zugleich eine bizarre Art von Unsterblichkeit geschenkt. Die Geister der drei Frauen bewachten für alle Ewigkeiten ein gemaltes Abbild der goldenen Stadt der Vampire.
    »Sie hat Euch verraten, göttlicher Kuang-shi. Ihr musstet sie bestrafen - obwohl ich mich über ein milderes Urteil gefreut hätte.«
    Kuang-shi kicherte leise in sich hinein. Es klang wie Mühlsteine, die langsam, übereinander rieben.
    »Milde ist etwas, das sich selbst ein so mächtiger Herrscher wie ich oft nicht erlauben kann. Auch ich bin nur ein Diener meiner Aufgaben. Was dir grausam erscheint, ist oft nur eine pure Notwendigkeit. Das verstehst du doch, oder?«
    »Natürlich, Herr.«
    Aber er verstand nicht. Zamorra kannte die Schattenseiten der Herrschaft Kuang-shis nur zu gut. Wie hatte er dieses widerwärtige Monstrum je als seinen Freund betrachten können?
    Du warst nicht du selbst. Du warst ich , erinnerte ihn eine nur zu vertraute innere Stimme. Tsa Mo Ra! Und wer bin ich jetzt?, fragte Zamorra verzweifelt. Doch die Stimme antwortete nicht und ließ ihn mit seiner Furcht und seinen Selbstzweifeln allein.
    »Komm doch näher, mein Freund«, sagte Kuang-shi. Die wachsende Ungeduld in seiner Stimme war unüberhörbar. »Oder fürchtest du dich etwa?«
    »Fürchten? Vor euch, Herr?« Irgendwie gelang Zamorra ein Lachen, doch es klang entsetzlich unecht. »Wie kommt ihr denn darauf?«
    »Ich weiß auch nicht. Gäbe es denn einen Grund dafür?«
    »Gewiss nicht!«
    »Dann komm!«
    Zamorra stand auf und ging weiter auf den Thron zu. Schritt für Schritt kämpfte er gegen die wachsende Übelkeit an, bis er den stinkenden Atem Kuang-shis auf seinem Gesicht spüren konnte. Er musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben. Der Oberste Guan von Choquai würde ihm dieses Sakrileg sicher nicht verzeihen.
    Er war kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig. Trotzdem spürte Zamorra immer mehr, dass irgendetwas nicht stimmte. Er sollte nicht allein hier sein. Wo ist Fu Long? Zamorra erinnerte sich genau, schon einmal hier gewesen zu sein, mit Fu Long, um Kuang-shis grausame Herrschaft ein für alle Mal zu beenden. Und sie hatten den Hong Shi bei sich gehabt, diese mächtige Waffe mit der Macht, Welten zu vereinen oder völlig zu zerstören.
    Doch jetzt war er allein und unbewaffnet. Nur er und der Götterdämon, der ihn mit seiner

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