0888 - Angriff auf die Vampirstadt
wolfsähnlichen Schnauze hämisch anzugrinsen schien.
Ob er wusste, was geschehen war? Er musste es wissen!
»Na also, Zamorra, mein Freund, es geht doch«, sagte Kuang-shi und deutete mit der rechten Krallenhand auf die Stufen vor sich. »Setz dich zu mir.«
Gehorsam nickte Zamorra. Er wollte sich gerade niederlassen, als er innerlich vereiste. Kuang-shi hatte ihn Zamorra genannt. Zamorra. Nicht Tsa Mo Ra.
Er wusste es.
Mit einem kalten Lächeln betrachtete der Götterdämon seinen ehemaligen Hofzauberer. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest mich täuschen, Mensch?«
Dann stieß seine rechte Hand vor und bohrte sich in Zamorras Brust. Der Magier schrie vor Pein, als sich die Klauen des Ungeheuers immer tiefer in seine Eingeweide wühlten. Der Schmerz war fast unerträglich, doch irgendetwas hielt ihn bei Bewusstsein. Und dann zog Kuang-shi unvermittelt seine Hand zurück.
Fassungslos starrte Zamorra auf sein eigenes, immer noch pochendes Herz. Er erwartete, jeden Moment tot zusammenzubrechen. Doch das Schicksal meinte es nicht so gnädig mit ihm. Entsetzt musste er zusehen, wie der Götterdämon das Herz zu seinem Mund führte und genüsslich mit seiner langen Zunge das Blut davon abschleckte.
»Ich hatte so viel mit dir vor, mein Freund. Und so dankst du es mir, mit Verrat.«
Wieder strich seine Zunge über das Herz, schien es fast zu liebkosen. Zamorra spürte, wie sein Körper immer kälter wurde, als kein frisches Blut mehr durch seine Adern gepumpt wurde.
»Und du weißt, was ich mit Verrätern mache. Das!«
Kuang-shi biss zu. Blut spritzte aus Zamorras Herz und besudelte das Gesicht des Parapsychologen. Zamorra spürte kaum noch, wie die Beine unter ihm wegsackten.
Er starb…
***
... und erwachte schreiend. Zamorra lag in seinem Bett in Château Montagne. Die Decke war blütenweiß, kein Tropfen Blut verunreinigte sie. An seinem Bett saß Fu Long und schaute ihn besorgt an. Im Hintergrund standen Nicole und Gryf. Nicole wollte sofort auf ihn zustürzen, als sie sah, dass ihr Gefährte das Bewusstsein wiederlangt hatte, aber Fu Long hielt sie mit einer herrischen Geste zurück.
Zamorra lächelte. Er versuchte, zu sprechen, aber sein Mund war total ausgetrocknet und seine Zunge fühlte sich an wie ein aufgedunsener Schwamm. Es gelang ihm erst beim zweiten Mal.
»Fu Long. Also wieder ein Traum. Schade, ich hätte mich wirklich gefreut, dich wieder zu sehen. Es ist lange her.«
»Ja, das ist es«, sagte der Vampir. »Und ich kann dich beruhigen. Es ist kein Traum.«
Jetzt ließ sich Nicole nicht mehr halten. Sie stürmte zu Zamorra und presste ihre Lippen auf die seinen.
»Vorsicht, Nici, ich bin gerade wieder unter den Lebenden. Willst du mich gleich wieder ersticken?«
Nicole zog einen Schmollmund. »Verdient hättest du's! Ich dachte schon, du erwachst nie wieder aus deinen Fieberträumen. Mich so zu erschrecken.«
Wieder küsste sie ihn, etwas weniger ungestüm diesmal, aber nicht weniger leidenschaftlich. So abgelenkt Zamorra durch die Liebesbekundungen seiner Freundin war, ihm entging nicht, dass Fu Long die Szene mit wachsender Unruhe betrachtete. Der Parapsychologe verstand immer noch nicht, was der Vampir überhaupt in Frankreich machte. Aber für den Moment war es ihm auch egal. Er fühlte sich seltsam…
»Er ist noch nicht außer Gefahr, Nicole«, sagte der ältere Chinese an seinem Bett. »Wir müssen uns beeilen!«
Die Angesprochene nickte. Zamorra glaubte, die schöne rothaarige Frau irgendwo schon einmal gesehen zu haben, aber er konnte sich nicht mehr erinnern wo. Irritiert sah er sich um. Wo war er hier? War er nicht eben noch in Choquai gewesen?
»Wir verlieren ihn wieder!«, schrie die Rothaarige.
Zamorra verstand die plötzliche Hektik um ihn herum nicht. Aber sie störte ihn. Er war so entsetzlich müde. Zamorra spürte, wie sich die allumfassende Schwärze an ihn heranschlich, und er begrüßte sie wie einen Freund. Er wollte nur noch schlafen. Während sein Bewusstsein wegsackte, murmelte er den Namen der einzigen Frau, die er je geliebt hatte.
»Shao Yu…«
***
Fu Long schob Nicole beiseite und berührte Zamorras Stirn. Er sah besorgt aus. »Wir müssen jetzt handeln, sonst ist es zu spät. Nicole?«
Die schöne Französin blickte zu Boden. Gryf, der sich immer noch im Hintergrund hielt, sah, wie es in ihr arbeitete. Doch als sie den Kopf hob und dem Vampir antwortete, war jeder Zweifel aus ihrer Stimme verschwunden.
»Tu es!«
»Gut«, erwiderte Fu
Weitere Kostenlose Bücher