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089 - Das Heer des Untoten

089 - Das Heer des Untoten

Titel: 089 - Das Heer des Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sind."

    Das Zimmer, in das das Mädchen ihn geführt hatte, glich in vielen Dingen Irenes Zimmer - und wie alle Zimmer, die er bisher gesehen hatte, War es überladen mit Möbeln und anderen Dingen. Am meisten faszinierten ihn die Gemälde, weil ihm manche der Porträts so vertraut erschienen. Er erinnerte sich an zu vieles und doch zu wenig.
    Und immer wieder Puppen - Spiegel und Puppen, die Werkzeuge von Hexen und Magierinnen.
    Auf einer Truhe entdeckte er etwas, das sein Herz rascher schlagen ließ. Eine Miniaturstanduhr in einem goldenen Gehäuse. Dieses feine goldene Gitter…
    Er hob sie hoch und strich darüber. Sie tickte, und etwas bewegte sich hinter dem Gitter. Dann fiel sein Blick auf das Zifferblatt. Es war nicht mehr weiß wie damals, sondern bemalt mit groben und doch markanten Pinselstrichen. Es währte einen Augenblick, bis er erfaßte, was das naive Gemälde darstellte: einen Jungen, der durch ein Fenster klettert.
    Und wie in seinen Gedanken belebte sich das Bild. Der Junge war er selbst, und das Bild berichtete davon, wie er in das Kuckuckshaus einstieg und die Uhr stahl.
    Es war die Uhr, die er damals genommen und wieder zurückgebracht hatte. Etwas von ihm war in dieser Uhr gefangen, etwas, das Mother Goose Macht über ihn gab. Ein Stück seines Ichs. Wenn er dieses Gitter öffnete, wie Jeffers damals…
    Diesmal hielt ihn nichts ab, und auf einen leichten Federdruck hin sprang die kleine goldene Tür auf.
    Enttäuscht starrte er in die dunkle Kammer. Das vordere Gehäuse enthielt nichts als ein kleines Pendel.
    Einer Eingebung folgend griff er danach, um es anzuhalten.
    Ein Stich im Herzen ließ ihn aufschreien. Er taumelte und rang nach Luft. Die heftige Bewegung brachte das Pendel wieder in Gang.
    Das Gehäuse schnappte zu. Das rasende Ticken war wie ein Echo seines aufgewühlten Herzens. Bleich blickte er in den Spiegel, in sein von rot-blauen Linien gezeichnetes Gesicht. Die Tätowierung! Sie verblaßte langsam, während er sich von dem tödlichen Schrecken erholte. Er wußte instinktiv, daß er dem Tod nahe gewesen war.
    Die Worte. die Mother Goose ihm damals nachgerufen hatte, waren nun so deutlich wie nie zuvor in seinem Bewußtsein:
    „Nimm sie nur und zeig sie deinen. Freunden, mein Junge! Zeig sie ihnen nur, deine Lebensuhr!" Das war keine leere Phrase. Das war ein Fluch!
    Sein Leben war an diese Uhr gekettet. Wenn sie aufhörte, zu ticken, dann würde sein Herz aufhören zu schlagen.
    Beklommen starrte er auf diese goldene Kostbarkeit, die beruhigend und emsig tickte. Das war sie, Mother Gooses Spezialität: die mechanische Magie.
    Ein Leben im Räderwerk einer Uhr. Ein faszinierender Gedanke, und ein erschreckender zugleich. Und wie damals, als er erkannt hatte, daß die Uhr im Rhythmus seines Herzens schlug, wurde ihm nun bewußt, wie verwundbar er war.
    Während er mit einem wachsenden Gefühl der Hilflosigkeit auf die Uhr blickte, gellte ein Schrei durch das Haus, der abrupt abbrach und eine Gänsehaut über seinen Rücken jagte. Der Todesschrei einer Frau!
    Er sprang zur Tür und stürmte in den Korridor. Türen öffneten sich vor ihm. Bleiche Gesichter blickten heraus.
    „Es muß aus dem Nebenzimmer gekommen sein!" rief Jeffers. „Aus Miß Carters - Mrs. de Milles Zimmer!"
    Sie stürmten hinein und hielten betroffen inne. Die Frau lag am Boden, den Mund noch immer im Schrei geöffnet, die Augen weit aufgerissen. Neben ihr lag eine Uhr, eine bizarre Konstruktion aus ziseliertem Silber. Sie lag zerschmettert am Boden.
    „Die Uhr!" rief Mrs. Bedford mit schriller Stimme.
    Jeffers sagte tonlos: „Sie war ihre Lebensuhr.“
    „Lebensuhr?" wiederholte Bedford verständnislos.
    „Wir sind alle Gefangene hier", flüsterte Jeffers.
    „Was meinen Sie damit?" Die Bedfords starrten ihn an.
    „Sagen Sie es ihnen, Hunter. Sie, müssen es am besten wissen."
    Der Dämonenkiller nickte. „Es sieht so aus, als gebe es für jeden von uns eine Uhr, an die sein Leben gekettet ist. Mechanische Magie nennt sie es. Sie bastelt Uhren und belebt sie mit…" Er zuckte hilflos die Schultern. „Sie würden es Seele nennen."
    „Das ist Wahnsinn", sagte Bedford. „Dann hätte Mrs. de Mille…"
    „Sich selbst umgebracht", ergänzte Jeffers, „Ohne, daß sie es wußte."
    Einen Augenblick herrschte Stille. Dann beugte sich der Doktor über die Leiche. Es war eine reine Formsache, denn jeder konnte sehen, daß sie tot war und daß sie an Herzversagen gestorben war. Nach einer Weile erhob er sich

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