089 - Diener des Satans
antwortete er.
Louisa führte die weinende Marion aus dem Raum.
„Krank“, wiederholte eines der Mädchen, „hier oben vielleicht.“ Dabei tippte sie sich an die Stirn.
Sobald die Französin mit Marion allein vor dem flachen Glasgebäude stand, nahm sie sie ins Gebet.
„Hör mal, Marion, mir kannst du dich doch anvertrauen. Du hast ein Problem. Wenn wir jetzt darüber sprechen, wird vielleicht alles leichter für dich. Ich…“
„Schlag dir das aus dem Kopf“, erwiderte die Blonde. „Ich will zurück in die Pension. Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Sie riß sich los und lief zu den Bussen hinüber.
Louisa folgte ihr trotzdem. Sie sprach mit dem Fahrer des ersten Rover-Busses.
„Das ist außerplanmäßig“, sagte der Mann unwillig, „dafür brauche ich eine Sondergenehmigung.“
„Bringen Sie uns wenigstens bis zum Bahnhof von Faha Court.“
„Na schön, ihr habt gewonnen.“
Am Bahnhof besorgte Louisa Valremy der Blonden ein Taxi. Sie bezahlte im voraus. Sie warf Marion Dowling noch einen langen Blick zu, bevor sie den Wagen abfahren ließ. In Marions Augen gab es etwas, das ihr nicht gefiel.
Die Französin vergaß vorerst Brian Gonella und das Seminar. Sie ging zum Postamt.
Unterwegs hob sie zufällig den Kopf und sah die beiden Nachtfalken über sich hinwegfliegen. Merkwürdig, dachte sie noch, daß die sich bei Tag überhaupt zeigen; das ist doch ganz gegen ihre Art.
Louisa ging ins Postamt. Hier ließ sie eine Auslandsverbindung herstellen. Sie bekam das Gespräch innerhalb von fünf Minuten und schlüpfte in eine der Kabinen, um mit einem Freund aus Brest in der Bretagne zu sprechen.
Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, Marion Dowling zu helfen.
„Camargo Alvis“, meldete sich der Teilnehmer. Die Stimme war klar zu vernehmen.
„Hier ist Louisa.“
„Louisa, ma cherie – wo steckst du denn? Wir haben eine Ewigkeit nichts mehr voneinander gehört.“
„Camango, ich habe mich an unsere Gespräche erinnert. Du weißt schon, über Psychologie und Verhaltensforschung. Du bist der einzige, der mir einen Rat geben kann.“ Sie berichtete.
Der Mann aus Brest war erst still, nachdem sie geendet hatte. Er schien sich sehr genau zu überlegen, was er antworten sollte. „Louisa, der Fall scheint mir mehr in mein Spezialgebiet zu fallen. Parapsychologie. Widersprich nicht. Ich komme. Wie heißt das Nest?“
„Faha Court. Aber…“
„Alles Weitere können wir an Ort und Stelle besprechen. Erwarte mich nicht. Du weißt ja, ich tauche immer ganz unverhofft auf.“
„Ich danke dir.“
„Brauchst du nicht. Der Fall interessiert mich sehr von der wissenschaftlichen Seite. Einen Rat gebe ich dir noch: sei vorsichtig!“
Sie konnte nichts mehr erwidern. Der Teilnehmer hatte eingehängt.
Louisa kehrte ins Seminar zurück.
Camargo Alvis war sehr nachdenklich, als er den Telefonhörer auf die Gabel legte. Louisa Valremys Schilderung hatte ihn mehr beeindruckt als sie dachte.
Alvis spürte ein ganz besonderes Unbehagen. Seitdem er sich mit Parapsychologie und Mystik befaßte, hatte er dieses Gefühl nur einige Male gehabt. Aber immer hatte sich später herausgestellt, daß seine bösen Vorahnungen berechtigt gewesen waren. Es war ihm selbst ein Rätsel, aber er hatte ein Gespür für Gespenster, Hexen, Teufel- und Dämonenwesen.
Carmago Alvis kam aus einem Land, in dem der Geisterglaube in der Bevölkerung noch tief verwurzelt war. Der Mann mit dem schwarzen Vollbart stammte aus Portugal. Er hatte in Lissabon die Universität besucht und seine Examen in Psychologie und Pädagogik mit Auszeichnung bestanden.
Wider Erwarten hatte er nicht den üblichen Berufsweg eingeschlagen. Er war weder Oberschullehrer noch Dozent geworden. Er hatte einen Extrakursus an der Polizeiakademie absolviert und sich um einen Platz bei der Kriminalpolizei beworben. Er hatte diese Stelle als wissenschaftlicher Berater im Präsidium auch bekommen. Bei jedem komplizierten Fall wurde er zu Rate gezogen.
Leider hatte Alvis seine liberale politische Einstellung zu sehr hervorgekehrt. Da hatte man ihn schließlich abgeschoben, nachdem er bei der Regierung in Ungnade gefallen war.
Als Privatdetektiv für Exilportugiesen- und Spanier hatte er eine Zeitlang in Südfrankreich gearbeitet. Dort lernte er die neue Sprache richtig und belegte einen Studienplatz an der Sorbonne, um sich eingehend mit Metaphysik zu beschäftigen. Später war das Interesse an der Parapsychologie hinzugekommen.
Alvis hatte ein
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