089 - Diener des Satans
Buch geschrieben und konnte dank des guten Honorars vorerst darauf verzichten, einem Beruf nachzugehen, der ihn nicht befriedigte.
Er fühlte sich am wohlsten, wenn er seine eigenen Wege gehen konnte.
Louisa Valremy hatte er im Büro der Brassens-Filmverleih-Gesellschaft kennengelernt. Die temperamentvolle Französin hatte schon damals, vor einem Jahr, von ihrem Vorhaben gesprochen, die Sekretärin ihres Chefs zu werden. Bisher war sie nur eine kleine Angestellte in der Gesellschaft gewesen, hatte aber in der Zwischenzeit offensichtlich ihr Organisationstalent bewiesen und mit der Absolvierung des Seminars in Irland den entscheidenden Schritt getan. Damit hatte sie bei ihrem Chef Jules Brassens sicher mehr persönliche Erfolge als Alvis, der seinerzeit sein Manuskript vergebens zur Verfilmung angeboten hatte. Es war nur etwas Positives dabei herausgekommen: ein Rendezvous mit Louisa.
Camargo Alvis sah auf die Uhr, es war zehn.
Er ging schnell durch den Salon seines Bungalows. Im Arbeitszimmer packte er seinen Koffer, der aus dunklem Leder und so unscheinbar war, daß nicht einmal ein Hellseher den Inhalt erraten hätte.
Den geringsten Raum nahmen Zahnbürste, Seife und Wäsche ein. Alvis legte viel mehr Wert auf seinen fast 30 Zentimeter langen Astra-Revolver, Kaliber 357 Magnum, Sechs-Kammer-Trommel. Hinzu kamen Munition, ein kleiner Stapel handlicher Bücher und Plastik- und Metallbehälter mit Substanzen, deren Zusammensetzung nur der Portugiese kannte.
Der mittelgroße, schlanke Mann rief den Flughafen in Rennes an. „Wann fliegt die nächste Maschine nach Cork, Irland, bitte?“ fragte er die Auskunft.
„14.45 mit der AIR FRANCE über London. Ankunft in Dublin 17.00 Uhr und dort Anschluß im Inlandsflugverkehr um 18.15 Uhr“, teilte das Mädchen an der anderen Seite der Leitung mit.
„Das dauert zu lange“, sagte Camargo Alvis. „Gibt es nichts Direkteres?“
„15.30 mit der AER LINGUS bis Dublin. Dort hätten Sie um 16.00 Uhr Anschluß nach Cork.“
Der Bärtige murmelte etwas Unverständliches. Er ärgerte sich, daß seine Privatmaschine vor zwei Wochen zu Bruch gegangen war. Damit wäre er innerhalb von zwei Stunden auf der grünen Insel gewesen. Er ahnte und wußte, daß die Sache dringend war.
„Haben die Chartergesellschaften keine Flugzeuge frei?“ bohrte er weiter.
„Sie könnten einen Mittelstreckenjet mit fünfzig Sitzplätzen mieten oder bis nach Paris fahren, wo Sie bestimmt eine kleinere Maschine bekommen“, entgegnete das Mädchen mit unendlicher Geduld.
Alvis buchte für die AER LINGUS.
Um elf Uhr schloß er seinen Bungalow am Stadtrand von Brest ab. Er band die beiden Schäferhunde los, schwang sich in seinen Lamborghini Speda und rauschte los.
Böse Zungen behaupteten, diesen metallisch grünen Feuerstuhl habe ihm der Höllenfürst persönlich geschenkt. Alvis pflegte bei solchen Gelegenheiten sehr ernst zu erwidern, daß der Teufel der letzte wäre, der ihm etwas vermachen würde. Der Portugiese hatte sich nämlich dem Kampf gegen Geister, Hexen und Höllenmächte verschrieben. Also hatte der Teufel keinen Grund, ihm etwas zu schenken.
Alvis legte die 250 Kilometer Staatsstraße bis nach Rennes in eineinhalb Stunden zurück. Er suchte sich ein kleines Restaurant in der Nähe des Flughafens aus, um ausgiebig zu speisen, aber er hatte nicht den rechten Genuß am Essen, weil er sicher war, daß Schlimmes auf ihn wartete.
Brigid verbrannte sich die Finger an den Töpfen, in denen sie das Dinner zubereitet hatte. Die dicke Frau schrie auf.
„Ruhe“, befahl Samanta. Die schöne Schwarzhaarige war auf die übliche Weise erschienen. Nur ihr Aufzug änderte sich jedesmal. An diesem Abend war sie in einem bodenlangen blutroten Kleid aufgetaucht, dessen V-förmiger Ausschnitt bis zum Bauchnabel reichte.
Samanta musterte die Dicke. „Ja, ihr habt eure Sache gut gemacht“, sagte sie zufrieden, „aber du wirst jetzt deinen Mann rufen, damit ich euch neue Anweisungen von Nedo geben kann.“
Brigid schlug auf den Küchengong. Das war das zuverlässigste Mittel, den Grauhaarigen herzuholen. Als er aus dem Keller heraufgestiegen war, verbeugte er sich unterwürfig vor der Gefährtin des Satanswesens.
„Euer Verhalten war einwandfrei“, sagte Samanta lobend und setzte sich auf den großen Tisch neben dem Herd, „diese Marion wird eine treue Dienerin ihres Herrn sein – genau wie ihr.“
„Sie ist im Haus“, flüsterte der Pensionswirt, „soll ich
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