0890 - Auge zum Hyperraum
Hyperphy-siker mit irrem Blick fort.
„Es ist allgemein bekannt, daß man den Pharaonen vor dem Einbalsamieren die Eingeweide entfernte und das Gehirn durch die Nasenlöcher herausoperierte. Aber bisher hat sich noch niemand gefragt, was mit diesen Gehirnen geschah. Jetzt wissen wir es, und wir haben den Beweis, daß die alten Ägypter Möglichkeiten kannten, diese Gehirne durch Tiefkühlung am Leben zu erhalten ..."
Margor gab Didi ein Zeichen, und der Leibwächter drückte die Injektionspistole ab. Telster kippte unter der Wirkung des Betäubungsmittels um und fiel Didi in die Arme.
„Solch ein Unsinn", sagte der Leibwächter. „Was soll mit ihm geschehen?"
„Bring ihn in seine Unterkunft", befahl Margor. „Wenn er zu sich kommt, wird er seine Arbeit wieder aufnehmen."
„Sie haben ihm doch diesen Blödsinn nicht geglaubt?" fragte Didi, der nach einer Erklärung für Margors Nachdenklichkeit suchte.
„Wenn ich nicht genau wüßte, was in dem Behälter ist, hätte ich ihm vielleicht geglaubt", sagte Margor. In Gedanken fügte er hinzu: Aber statt von Pharaonengehirnen hätte er von Loowergehirnen sprechen müssen.
So abwegig war diese Spekulation nicht. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, daß es sich bei dem Auge um einen synthetischen Kristall handelte, der das Wissen aus einer unbekannten Zahl von Loowergehirnen in sich gespeichert hatte.
Noch am gleichen Tag fielen zwei weitere Paratender aus. Sie hatten Wahnvorstellungen und glaubten, durch ein grenzenloses Nichts zu fallen.
Diese Symptome erinnerten Margor an seine Gefühle, die er empfunden hatte, als er selbst einen Blick durch das Auge riskierte. Labilere Gemüter ohne parapsychische Fähigkeiten konnten dabei leicht den Verstand verlieren. Die Wirkung des Auges mochte für sie auch durch den Behälter zu spüren sein.
Dieser war schließlich nicht dazu geschaffen, Außenstehende vor Schaden zu bewahren, sondern seinen Inhalt zu schützen. Und diesen Zweck erfüllte er immer noch.
Als Arnd Telster das Bewußtsein wiedererlangte, konnte er, seine Arbeit sofort aufnehmen.
Auch die beiden Paratender, die Wahnvorstellungen gehabt hatten, erholten sich nach einer kurzen Ruhepause. Sie erinnerten sich an nichts mehr.
Daraufhin entschloß sich Margor, seine Leute in Schichten arbeiten zu lassen und ihnen nach jeweils drei Stunden eine Erholungspause von gleicher Dauer zu gönnen.
Aber damit konnte er ihren körperlichen und geistigen Verfall nicht stoppen, sondern ihn nur hinauszögern. Es war erschreckend, mitanzusehen, wie sehr sie sich veränderten, und ihre Anfälle mitzuerleben.
In einem seiner lichten Momente sagte Arnd Telster: „Wir sind noch keinen Schritt weiter, Boyt. Ich bin dieser Sache einfach nicht gewachsen."
„Du willst aufgeben, Arnd?"
„Nein. Ich möchte nur einen Vorschlag machen."
„Ich höre."
„Ich kenne eine Reihe ausgezeichneter Wissenschaftler, die ..."
„Geschenkt", unterbrach Margor ihn. „Ich kann es mir nicht leisten, noch mehr Leute ins Vertrauen zu ziehen."
Er dachte an Bran Howatzer und die beiden anderen Mutanten, die ihn erbarmungslos bekämpften. Bestimmt setzten sie längst alles in Bewegung, um seine Spur wiederzufinden und ihn in seinem Versteck aufzustöbern.
Sie wußten, daß er im Besitz des geheimnisvollen Behälters aus der Cheopspyramide war, und würden alles daransetzen, um ihn ihm abzujagen. Aus diesem Grund war er spurlos untergetaucht und vermied es, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Nur diese absolute „Funkstille" garantierte ihm, daß seine Feinde ihn nicht finden konnten. Er würde sich hüten, Verstärkung anzufordern und den drei Mutanten den Weg zu ihm zu weisen.
„Entweder ihr kommt alleine zurecht, oder..."
Margor ließ die Warnung unausgesprochen. Ohne weiteren Kommentar entließ er den Hyperphysi-ker und beauftragte Didi, keinen der anderen Paratender ins Haus zu lassen. Um sich über die Ergebnisse ihrer Arbeit auf dem laufenden zu halten, wollte er sie im Laboratorium aufsuchen.
Er gab sich über ihre Erfolgsaussichten keinen Illusionen hin, aber solange sie sich auf den Beinen halten konnten und ihre fünf Sinne einigermaßen beisammen hatten, wollte er sie weitermachen lassen. Selbst wenn sie den Behälter nicht öffnen konnten, so gewann er wenigstens einige Erkenntnisse über den Umgang mit dem Behälter, die ihm für später nützlich sein konnten. Er sah in seinen Paratender nicht viel mehr als Versuchsobjekte, die für ihn Erfahrungen
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