0891 - Fu Longs Rückkehr
Zumindest wollte er sie in der Zukunft vermeiden. Und so hatte er sich für die Umsetzung seines Plans für eine andere Strategie entschieden. Er konnte Fu Long immer noch herausfordern - und das würde ihm, so sagte er sich immer wieder selbst, besser gelingen, wenn er ebenfalls einen Hong Shi hatte, etwas, das seine eigene Kraft aufwertete und Fu Long etwas Gleichwertiges entgegensetzte.
Und das Blut der sechzehn Vampire aus dieser Stadt war nur ein Schritt in diese Richtung.
Natürlich war ihm klar, dass er sich in seiner »normalen« dämonischen Gestalt - hünenhaft, muskulös, mit dunkler, ledriger Haut und riesigen geschwungenen Hörnern - hier nicht mehr blicken lassen konnte. Die meisten Anwohner kannten seine Gestalt von seinem letzten Angriff her - es war ja nicht so, als wäre sie unauffällig gewesen. Es widerstrebte dem Ministerpräsidenten Satans eigentlich, in dieser Form aufzutreten, aber er hatte zähneknirschend zugeben müssen, dass es wohl notwendig sein würde. Ein zweiter Hong Shi konnte nur in Kuang Shis Tempel selbst hergestellt werden, mit den Künsten der Alchemie, dieser fast vergessenen Wissenschaft.
Ein Punkt, den Lucifuge Rofocale der Rechnung Fu Longs hinzu schrieb, zusätzlich zu der erlittenen Niederlage. Er musste - unwürdig, wie das war - eine andere Gestalt annehmen und im Geheimen operieren. Aber auch das würde der Vampir büßen müssen, schlimmer, als er sich das in seinem kurzen Leben je hätte ausmalen können.
Dem werde ich noch zeigen, dass ich den Foltermethoden der chinesischen Henker noch einiges hinzufügen kann, versprach sich Lucifuge Rofocale selbst.
Sechzehn Vampire. Choquai war nicht groß, aber Lucifuge Rofocale nahm an, dass das Verschwinden dieser vier Stadtbewohner nicht unbedingt auffallen würde. Es gab Todesfälle, Unfälle und manchmal floh auch einer der Bewohner aus der Stadt wieder ins reale Leben. Nicht alle fanden es eben erstrebenswert, für immer in völliger Harmonie zu leben. Auch darum hatte er sich entschieden, sich die Unwürdigkeit einer Tarnung anzutun - er wollte noch kein Aufsehen erregen. Das kam später und würde dann zu seinem Überraschungsmoment, auf das er baute, werden. Er selbst war kein Gestaltwandler, aber er war imstande, jedem das vorzuspiegeln, was er sehen wollte, sei das nun ein Mensch, ein schwarzmagisches oder ein weißmagisches Wesen. Es gab nur wenige, die diese Illusion, die er zu erzeugen imstande war, zu durchschauen vermochten.
Sein Plan war einfach - er würde sich das angeblich so friedliche Zusammenleben der Wesen in dieser Stadt zunutze machen, um an seine Opfer zu kommen. Er hatte lange genug mit schwarzmagischen Wesen und auch Vampiren zu tun gehabt, es war völlig unmöglich, dass in ihnen kein Hass auf die Menschen loderte. Vampire und Schwarzmagische waren leidenschaftlich - es war beinahe unausweichlich, dass ihnen früher oder später die ewige Harmonie in dieser Stadt auf die Nerven ging. Sie lebten von der Gefahr und genossen sie, auch wenn sie beides manchmal vielleicht leid wurden. Früher oder später mussten sie diesem inneren Brennen, dem ewigen Hunger nach Blut, den ihnen ihre Stammmutter Lilith eingegeben hatte, nachgeben. Er suchte nicht allein nach diesen Wesen - er hatte ein paar seiner Diener, die ebenfalls die Gabe hatten, vor anderen Illusionen erzeugen zu können, mit nach Choquai gebracht. Sie spionierten ebenfalls für ihn und trugen ihm zu, wenn sie einen Vampir fanden, der mit der ewigen Harmonie hier unzufrieden war. Doch es war Lucifuge Rofocale, der sich dann der Opfer bemächtigte, dieses Vergnügen ließ er sich nicht nehmen.
Wenn Fu Long diesen Hass und auch den unersättlichen Hunger nach Blut seinerzeit nicht übernommen hatte, dann mochte das seine Ursachen haben. Doch Lucifuge Rofocale war an diesen Gründen eigentlich nicht interessiert. Er wusste, dass die wahre Natur der Vampire war, Menschenblut zu trinken. Diese Gier ließ sich nicht unterdrücken, nicht beherrschen, und wer einmal als Vampir Blut gekostet hatte, der war für die Menschen unwiederbringlich verloren. Es mochte möglich sein, einen mit dem Vampirkeim infizierten Menschen wieder zu heilen, aber keinen, der schon einmal dieser unglaublichen Begierde nachgegeben hatte. Ein einzelner mochte sie beherrschen, aber eine ganze Stadt? Nein, niemals, dessen war er sich sicher.
Und so durchstreifte er jetzt nachts die Gassen und Straßen der Stadt, um sich Opfer unter den Vampiren zu suchen: die, die aus der
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