0891 - Fu Longs Rückkehr
selbst!«, platzte es hitzig aus Ling heraus.
»Aber ich versprach eurer Herrin, dass sie nicht in den Kampf verwickelt wird. Du wirst es gewesen sein, der das Schwert geworfen hat, nicht wahr?«
Ling nickte, immer noch stirnrunzelnd, schwieg aber.
»Sie wollte mich nur beschützen!« Tanera klang trotzig.
Als Fu Long schwieg und als er einige Kräuter aus einer kleinen Tasche auf die Wunde auftrug, die er am Gürtel hatte, seufzte sie leise.
»Es ist wahr, die Fürstin wird nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, was du getan hast, Ling. Lucifuge Rofocale hat das Schwert mitgenommen, er wird jetzt wissen, dass es von uns ist. Jeder in der Hölle weiß, dass wir nur für Stygia kämpfen.«
»Du kannst hier bleiben, wenn du es wünschst«, bot Fu Long an. »Ich könnte dafür sorgen, dass sie dich nicht angreift.«
Ling schwieg einen Moment.
»Nein. Ich werde gehen und mich dem Zorn der Fürstin stellen. Ich bin eine Kriegerin, ich habe geschworen, dass ich zu dem stehen werde, was ich tue.«
Fu Long nickte. »Wie ihr wünscht. Ich danke euch dennoch. Empfehlt mich eurer Fürstin. Auch wenn ich Lucifuge Rofocale noch nicht zu Fall bringen konnte, es wird mir noch gelingen.«
***
Stygia hatte sich auf ihren Knochenthron gelümmelt und lauschte dem Bericht Tigoras, die vor ihr kniete. Eins ihrer langen Beine hing über der Lehne und schwang leicht hin und her.
Als die Anführerin der Amazonen, die von den Flugaffen immer noch misstrauisch beäugt wurde, geendet hatte, schwieg Stygia und sah mit unbewegtem Gesicht auf ihre Amazonenführerin herunter.
»Du sagst also, dass eine deiner Kriegerinnen sich verraten hat, indem sie die andere schützen wollte.«
Tigora war nicht wohl dabei gewesen, Lings Verrat bei der Fürstin anzuzeigen.
Sie hatte es dennoch getan.
Erstens gab es einen Ehrenkodex bei den Amazonen. Ling wollte zu dem stehen, was sie getan hatte. Zweitens wusste Tigora, dass eine Lüge oder auch nur das Verschweigen einer Tatsache wie dieser schlimmere Folgen für mehr Frauen haben konnte. So leid ihr das alles für die impulsive Ling tat, es war besser, der Fürstin reinen Wein einzuschenken und zu hoffen, dass ihr Zorn nicht mehr Kriegerinnen traf als Ling und sie, die Anführerin, selbst.
Sie erwartete das Todesurteil gelassen. Wenn ihre Existenz nun ein Ende hatte, dann war das eben so.
Doch zunächst schwieg die Fürstin. Im Thronsaal war es still geworden, alle erwarteten das Urteil der Fürstin der Finsternis mit Spannung, selbst die Flugaffen hatten ihr ohrenbetäubendes Gekreisch für einen Moment aufgegeben. Sie wollten die Todesart ihrer erklärten Erzfeindin Tigora mitbekommen und nur ja nichts verpassen.
»Steh auf«, sagte Stygia schließlich. Ihre Stimme klang so leidenschaftslos, wie es ihr überhaupt möglich war.
Tigora gehorchte, hielt den Kopf aber gesenkt.
»Sieh her.« Tigora sah zur Fürstin, die auf einmal mit einem Kurzschwert spielte. Tigora fragte nicht erst, wo Stygia das auf einmal her hatte, wo sie doch offenbar nicht aufgestanden war.
»Das hat mir Lucifuge Rofocale zukommen lassen. Er dachte, er jagt mir damit einen Schrecken ein.«
Sie lachte hell auf, ein Geräusch, das Tigora kalte Schauer über den Rücken fließen ließ.
»Dein Mädchen war überaus mutig. Wie alt, sagst du, war sie?«
»Sie ist noch sehr jung, Fürstin. Sie hat gerade erst ihre Prüfung zur Kriegerin abgelegt.«
Stygia wirbelte das Schwert durch die Luft und fing es wieder. »Und deine Amazonenschwester hat es diesem Sohn einer räudigen Ziege in die Schulter geworfen? Aus zwanzig Metern Entfernung?«
»In der Tat, Herrin. In die linke Schulter. Hätte sich der Höllenfürst nicht gerade weggedreht, wäre es ihm im Herzen gelandet.«
»Nun, das hätte einen Dämon wie ihn nicht unbedingt getötet. Aber es hätte ihn doch sehr geschwächt. Immerhin. - Fang!« Mit diesem Wort stand Stygia auf und warf das Schwert Tigora zu. Diese fing es geschickt aus der Luft.
»Es wäre schade, ein solches Talent wie deine Kriegerin für dieses Vorgehen zu strafen. Auch wenn sie sich meinem Befehl widersetzt hat. Ich werde mir noch eine Strafe ausdenken, die sie wird erdulden müssen, denn ich kann meine Autorität nicht derart untergraben lassen, das wirst du verstehen. Aber vorerst kommt sie mit dem Leben davon, das kannst du ihr ausrichten.«
Tigora war so perplex über dieses Urteil, dass sie beinahe vergessen hätte, sich zu verneigen. Glücklicherweise ging ihr gestammelter Dank in dem
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