0891 - Fu Longs Rückkehr
ich einfach kein gutes Gefühl bei der ganzen Geschichte habe.«
Zamorra sah Asmodis nachdenklich an. In den seltensten Fällen kochte der ehemalige Fürst der Finsternis etwas anderes als sein eigenes Süppchen. In den letzten Jahren hatte es Zamorra sicher nicht geschadet, sich mit dem Dämon eingelassen zu haben, aber sich jetzt auf seine Seite zu stellen und ihm blind zu vertrauen - dazu reichte es bei ihm nicht. Noch nicht, trotz allem.
Asmodis hatte ihn scharf beobachtet und erkannte schon am skeptischen Gesichtsausdruck des Dämonenjägers, dass Zamorra sich gegen eine aktive Zusammenarbeit entschieden hatte. »Au«, meinte er und griff sich mit einer theatralischen Geste ans Herz. »Es tut weh, wenn du mich so ablehnst!«
Nicole verdrehte die Augen und stöhnte leise auf.
Zamorra achtete nicht darauf, sondern schlug eine Alternative vor. Wie auch immer es sich mit Fu Long verhielt, er war dem Vampir etwas schuldig. »Wie wäre es, wenn du tust, was du glaubst, tun zu müssen und uns dabei auf dem Laufenden hältst? Sollte wirklich die Gefahr bestehen, dass der Krieg in der Hölle bedrohliche Ausmaße auch für uns hier annimmt, dann werde ich eingreifen, versprochen. Immerhin bin ich Fu Long noch etwas schuldig, auch wenn er Ehrenmann genug war, das in dieser Situation nicht einzufordern.«
»Fair genug«, meinte Asmodis und stand auf. »Aber ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, Zamorra. -Nicole Duval, es war mir wie immer ein Fest, dich zu sehen.« Mit diesen Worten trat er auf die Gefährtin des Professors zu, nahm ihre Hand und verneigte sich artig vor ihr. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihr einen eleganten Handkuss auf die Finger gedrückt, der bewies, dass er seine beste Zeit am Hofe Ludwigs des Vierzehnten gehabt haben musste.
Zamorra lachte auf, während Nicole sich angeekelt die Hand abwischte. Sie wollte noch etwas hinter dem ehemaligen Fürsten der Finsternis herrufen, doch dieser hatte schon dreimal mit der Ferse auf den Boden gestampft und war verschwunden.
***
Missmutig schrubbte Ling die benutzten Schüsseln aus der Gaststube, die ihr Wen Pu neben das Waschbecken gestellt hatte. Wie lange würde sie diesen Mist hier noch machen müssen? Sie sehnte sich zurück nach dem Lager, den anderen Frauen und dem freien Leben als Kriegerin. Wenn sie nur daran dachte, wie es sich anfühlte, auf einem Flugdrachen über der weiten Landschaft dahin zu segeln, hätte sie die Schüssel am liebsten statt auf den bereits sauberen Stapel neben sich an die Wand geworfen. Stattdessen knallte sie sie klirrend auf die anderen, die sie bereits gespült hatte, sodass sie zerbrach.
»Pass doch auf«, zischte Tanera neben ihr und half ihr, die Scherben schnell zusammenzuklauben. »Wenn Wen Pu noch misstrauischer uns gegenüber wird, werden wir nicht mehr lange genug hier bleiben können, um noch die Wahrheit über diese Stadt rauszufinden.«
»Ich halt's hier nicht mehr aus!«, stöhnte Ling. »Nach allem, was diese dumme Mai uns erzählt hat, ist das hier das Paradies auf Erden - und auch so gedacht! Hier in der Gaststube finden wir bestimmt nicht raus, was in Choquai los ist! Außerdem gibt es hier überhaupt keine Möglichkeit, zu kämpfen oder Ehre zu erlangen!«
»Du solltest es abwarten«, meinte Tanera. »Vielleicht werden wir schneller als gedacht ans Ziel kommen. Zwischen den Gästen wird erzählt, dass in den letzten Tagen Leute verschwunden sind. Vampire!«
Ling runzelte die Stirn und sah Tanera an. »Vermisste Vampire?«
»Ja, und jeder einzelne Fall wurde dem Herrn dieser Stadt gemeldet!«, zischte Tanera weiter.
»Und?«, Ling warf ungeduldig die letzten Scherben in den Abfalleimer. »Dass so was gemeldet wird, war doch klar, oder nicht? Was ist das schon Besonderes?«
»Ja, aber man sagt sich, dass Fu Long, statt etwas zu unternehmen, mit jedem Tag besser gelaunt wird, mit dem einer der Vampire verschwindet.«
»Endlich benimmt er sich vampirgemäß«, knurrte Ling. »Und auch so, wie es die Fürstin erwartet hat.«
»Ja, genau«, meinte Tanera. »Und wir müssen jetzt nur noch herausfinden, warum er das so plötzlich tut…«
***
Das schlanke Mädchen schlich durch die kaum beleuchtete Gasse. Die Dämonen, die auf dem Dach saßen, beachtete es dabei nicht. Dennoch - es hatte die Flughunde bemerkt. Seinerzeit hatten sie zur Leibwache Kuang-Shis gehört und hatten geholfen, die Menschen unter der Knute des Vampirdämons zu halten. Nicht, dass es in der Vampirstadt
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