0891 - Fu Longs Rückkehr
versammelt.
Der Ministerpräsident Satans atmete tief ein. Noch hatte er ihre Gestalt. Sein Geruchssinn schien von der Projektion, die er erzeugte - ein Tulis-Yon zu sein - zu profitieren: Er konnte besser riechen als je zuvor in seinem Leben, wie es ihm schien. Er begann vage zu ahnen, was es für diese Kreaturen bedeutete, ein Tulis-Yon zu sein. Und das nur, weil ich ihnen vorgaukle, das zu sein, dachte er erstaunt. Ihre Macht ist wirklich immens. Oh ja, Kuang-Shi und ich werden uns nicht nur die Schwefelklüfte, sondern auch die Menschenwelt Untertan machen können.
Es war soweit.
Er machte den elf knienden Werwölfen ein Zeichen, dass sie die Fackeln zu löschen hatten. Er brauchte das Mondlicht. Sie folgten ihm und jetzt war zu sehen, wie das blasssilbrige Licht auf das riesige Opfergefäß aus Bronze fiel, auf dem fein gearbeitet verschiedene Jagdszenen und rituelle Tötungen von Menschen und anderen Wesen zugunsten von Kuang-Shi zu erkennen waren.
Die Vibrationen, die Lucifuge Rofocale zu spüren glaubte, wurden stärker. Eigentlich hatte er sich für diesen Augenblick enttarnen wollen - er hatte erst vor einem Moment gedacht, wie satt er das Versteckspiel hatte. Es war sein Verdienst, dass er so weit gekommen war und jetzt hier stehen konnte, um seinen Triumph zu genießen. Und eigentlich wäre es dem Augenblick angemessen gewesen, das in der Gestalt zu tun, in der ihn alle Wesen kannten - und fürchteten.
Doch kaum war auch der letzte Rest künstlicher Beleuchtung aus dem Tempel verschwunden, entschied er sich anders. Er erhielt die Illusion, er sei ein Tulis-Yon, aufrecht.
Leise begann er mit den Beschwörungsgesängen. Der erste Vampir schwebte heran, immer noch bewusstlos unter dem Bann des mächtigen Dämons stehend, und blieb über dem Opfergefäß in der Luft stehen. Blasses, unwirkliches Mondlicht fiel auf den Körper, der nun langsam, auf eine Bewegung des Dämonen hin, zu erwachen schien.
Lucifuge Rofocale hatte bereits eine Hand gehoben, um dem Opfer die Kehle zu durchtrennen, doch da fiel das Licht einer Fackel auf ihn und seinen Arm.
Er fuhr herum und glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
***
»Das wirst du nicht tun.«
Das klang einfach und war nicht einmal in besonders lautem Ton gesprochen.
Doch Lucifuge Rofocale war für einen Moment sprachlos über diese Unterbrechung. Es gab keine Worte, die seine Gefühle beim Anblick des kleinen Chinesen mit Nickelbrille und einem Tai Chi-Anzug zu beschreiben imstande waren.
Für einen Moment wusste Lucifuge Rofocale nicht, wie er auf die Störung reagieren sollte. Einfach weitermachen? Was hätte ihm dieser kleine Vampir, der es gewagt hatte, ihn hier bei diesem Ritual zu unterbrechen, schon tun können? Er hob die Rechte, um den Blutsauger, der abwartend rechts hinter ihm stand, mit Magie auszuschalten, aber dann überlegte er es sich.
Das wäre zu langsam gewesen. Dieser Wurm gehörte bestraft.
Er streckte die Hand aus. Feuerschlangen schossen daraus hervor und auf Fu Long zu und drohten ihn zu umschlingen und ihn unschädlich zu machen. Fu Long wich aus, doch nicht schnell genug.
Mit einem bösartigen Grinsen wandte der Erzdämon sich wieder dem Ritual zu.
Doch bevor er dem immer noch über dem Opfergefäß schwebenden Vampir mit einer Geste seiner Finger die Kehle durchschneiden konnte, sauste eine scharfe Waffe herunter und schnitt die beiden ersten Finger seiner erhobenen Rechten ab.
Mit einem lauten Schrei der Wut und des Schmerzes ließ Lucifuge Rofocale die Hand sinken und presste seine andere Hand auf die Wunde, aus der nun schwarzes Blut hervorsprudelte. Zischend und dampfend landete ein Strahl der teerfarbenen Flüssigkeit in der Bronzeschüssel und erfüllte die Luft mit einem scharfen metallischen Geruch, der die Tulis-Yon in der Ecke aufheulen ließ.
Man hat mich hereingelegt!
Diese Erkenntnis schoss wie ein Blitz durch Lucifuge Rofocales Gedanken.
Das Ritual - so kann ich es nicht fortsetzen!
Er nahm sich zusammen - das erste, was er jetzt tun musste - und zwar schnell tun musste -, war, seine Hand zu heilen. Für einen Moment richtete er seine volle Aufmerksamkeit auf seine rechte Hand und ließ die Wunde sich schließen - seine Selbstheilungskräfte waren enorm. Für das Heranwachsen von zwei neuen Fingern hatte er jetzt keine Zeit. Es musste auch so gehen.
Doch kaum hatte er die Augen wieder geöffnet, um sich dem Frevler, der es gewagt hatte, ihn in seinem Tun zu unterbrechen, zuzuwenden, hatten sich die
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