0891 - Geschenk der Götter
Yana mehr oder weniger wußte - sie blieb gefährdet. „Zuerst müssen wir sie finden!" murmelte Dun Vapido voller berechtigter Skepsis. „Sie ist sicher mit allen anderen zusammen von der Pyramide weggeflogen, nachdem sie aus ihrer Bewußtlosigkeit aufgewacht war!" sagte Eawy. „Nachdem sie die Pyramide wieder versiegelt haben!" gab Bran zurück. „Torn Farrell jedenfalls ist in Terra-' nia City!"
Es erfüllte sie mit großer Verwunderung, daß sie in den letzten Tagen nichts von weiteren Leichen mit dem bekannten Mumieneffekt gehört hatten. Sie rechneten fest damit. Offensichtlich versuchte Margor, die wahre Natur des Fundstücks zu analysieren. Er schien abgelenkt zu sein. Wenigstens im Moment waren keinerlei Aktivitäten zu erkennen. „Dann ist es nicht sehr unwahrscheinlich, daß Yana irgendwo in seiner Nähe ist. Wir müssen sie finden!" meinte Eawy mit Bestimmtheit. „Das sagt sich leichter als es ist", erwiderte Vapido mürrisch. Eawy hob beschwörend beide Arme und rief vorwurfsvoll: „Dann suchen wir sie eben!"
„Der Regierung würde mit einem Paratender, der nähere Einzelheiten über Margors Verhalten in diesem Fall kennt, sehr geholfen werden!" sagte Vapido. „Ich bin der Meinung, daß Boyt die Sarthel ausgenutzt und anschließend vergessen hat", murmelte Howatzer. „Aber wir wissen ebenso, daß er jeden Paratender, der für ihn irgend eine Art von Gefährdung darstellt, erbarmungslos umbringt."
„Dann gibt es nur zwei Erklärungen!" rief Eawy.mit steigender Verzweiflung. Entweder war sie die einzige, die zum Handeln entschlossen war, oder die beiden Männer kannten Argumente, die sie noch nicht kannte. „Welche?" wollte Dun Vapido, der hagere, dunkle Wettermacher, wissen. „Daß entweder Yana gegenüber Margors Absichten ihren Zweck erfüllt hat. Oder daß sie für ihn aus anderen Motiven heraus in Vergessenheit geraten ist."
Das Mädchen versuchte, sich das Schicksal Yanas vorzustellen. Sie hatte keinerlei Illusionen: nur ein unglaublicher Zufall hatte Yana Sarthel bisher gerettet. Allerdings war auch diese Information fragwürdig. Yana konnte längst tot sein. Wenn man sie nicht gefunden hatte, dann würde es auch darüber keine Informationen geben. „Hoffentlich lebt sie noch."
„Wann entschließen wir uns eigentlich, wirklich etwas zu tun?" erkundigte sich Howatzer nicht ohne Sarkasmus. „In Kürze. Nur wissen wir nicht, wie wir sie richtig und auf Dauer schützen können. Margors Macht ist groß", sagte Vapido und krümmte die Finger. Sie wußten, daß er stärker und kräftiger war, als jedermann dachte. Aber ihn plagte die gleiche Unentschlossenheit. „Keiner schafft es allein. Nur wir drei zusammen können etwas tun!" sagte Eawy. Sie war in diesem Moment die Aktivste und Entschlossenste der kleinen Gruppe. Jede Sekunde konnte der Mutant zuschlagen. Niemand war vor seinem Angriff sicher. Es war, wie auch immer, ein Kampf gegen die Uhr. Eawy sprang auf und schrie: „Und warum tun wir nicht sofort etwas? Ich fange an, mich und euch zu hassen! Diese verdammte Unentschlossenheit! Diese feine Zurückhaltung! Tut doch endlich etwas!"
„Ja!" sagte Dun, scheinbar entschlossen. „Du hast recht, Eawy. Wir benehmen uns wie unmündige Kinder. Ich gehe und suche Yana Sarthel. Ich kenne den Wohnbezirk, in dem Torn Farrell lebt."
Eawy deutete auf die Tür und versuchte, ihren Zorn zu beherrschen. „Dann geh doch endlich, Vapido! Einer muß schließlich etwas tun!"
Dun stand auf und bewegte sich mit schleppenden Schritten zur Tür. Ihn beherrschte dasselbe Gefühl wie seine zwei Freunde. Scham und Wut hielten sich die Waage. Aber es war teuflisch schwer, weil völlig ungewohnt, sich zu einer effizienten Aktion aufzuraffen. Er war der Ansicht, daß einzig und allein Eawy - der gegenüber er stets nicht mehr als schwesterliche Zuneigung empfand - in der Lage war, entschlossen zu handeln. In gewisser Hinsicht tauschte er sich. Den Griff der Tür in der Hand, drehte er sich um und blickte unter den dichten, vorspringenden Brauen seine Freunde an. „Es tut mir leid", sagte er. „Hoffentlich erfülle ich die Erwartung, die ihr in mich setzt."
Bran Howatzer lächelte ihm aufmunternd zu. „Ich bin sicher, du schaffst es, Dun! Los jetzt!"
Die Tür schloß sich mit einem Geräusch, das irgendwie Entschlossenheit ausdrückte. „Wir haben ein schlechtes Gewissen!" stellte Howatzer nach einer Weile fest. „Ja. Wir sind Menschen der theoretischen Betrachtung, nicht der entscheidenden
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