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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es geschehen!" verwendete Hesirä die klassische Formel.
    Seine Gedanken beschäftigten sich schon jetzt, als sie sich dem Palast entgegenbewegten, mit seiner Version des Textes, den die Männer der Meißel in den Sandstein graben würden. Es gab zwei Versionen: eine, die der objektiven Wahrheit entsprach, und diejenige, die der Pharao und alle, die lesen konnten, schätzen und für richtig befinden würden. Ihm schien, daß er besser die zweite Fassung verwenden sollte.
     
    *
     
    Unter dem türkisfarben schimmernden Haar steckte die Erfahrung von knapp einem Jahrhundert. Boyt Margors Gesicht schien weißer und durchscheinender zu sein als sonst, als er sich wieder von dem Objekt, das wie ein seltsames Auge wirkte, zurückzog. Ihn fröstelte, weil er erkannt hatte, daß er das Auge beherrschte.
    Gleichzeitig durchströmte ihn das Gefühl seiner sich immer mehr vergrößernden Macht.
    Duffy Loevzak, von Margor durch einen lautlosen Befehl herbeigerufen, sagte aus dem Hintergrund des Raumes: „Ich bin sicher, daß du tatsächlich in die Vergangenheit gesehen hast!"
    „Es war die Vergangenheit. Ich weiß jetzt einigermaßen genau, wie dieses „Auge" in die Pyramide kam."
    „Ich verstehe", sagte Duffy, ohne genau zu wissen, was Margor meinte. Ihm war, als habe er einmal gewußt, daß die hanteiförmige Verpackung der Linse in der Cheops-Pyramide vergraben und vermauert gewesen war.
    An die zurückliegenden Tage konnte er sich nicht erinnern; sie waren hinter einer grauen Wand aus Chaos verschwunden.
    Margor sagte: „Je mehr ich mich in der Vergangenheit verliere, desto weniger habe ich die Kontrolle über die Gegenwart."
    Er wußte selbst noch nicht genau, wie seine nächsten Züge auszusehen hatten. Inzwischen war sein Versteck im Hyperraum, jene Wischer-Nische, einigermaßen sicher ausgebaut. Die Opfer, die der Vorstoß gekostet hatte, existierten in seiner Erinnerung nicht mehr. Was ihn aber tatsächlich irritierte, war der Umstand, daß er sich dieses Niki von St. Pidgin abermals hatte bedienen müssen. „Die Gegenwart kann nicht annähernd so faszinierend sein", erklärte der Paratender und glaubte, in Margors Blick so etwas wie Überdruß zu erkennen, „wie die Vergangenheit oder die Zukunft."
    „Ich lebe und handle in der Gegenwart", sagte Margor zu sich. „Die Gegenwart ist grau und schal", meinte Duffy. Für ihn war sie es erst, seit er seinen Willen verloren hatte.
    Aber jene Ereignisse waren ihm nicht mehr bewußt. „Nicht, wenn ich sie mit meinen Möglichkeiten manipulieren kann", führte Margor diesen skurrilen Dialog fort. „Ich glaube, ich werde meine Fähigkeiten bis zum äußersten Punkt ausnutzen. Aber noch nicht jetzt."
    Margor, der Weißling mit der edel geschnittenen Nase und dem lächelnden Mund, spielte mit dem Gedanken, die Spitzen und Verantwortlichen der LFT für seinen Zweck zu beeinflussen. Gleichzeitig mußte er sich jedoch sagen, daß drei verschiedene Vorhaben, parallel durchgeführt, notwendigerweise scheitern mußten. Ein Schritt mußte auf dem nächsten logisch und ineinandergreifend aufbauen. Selbst er war in seinen Aktionen eingeschränkt. Seine Klugheit zwang ihn zur inneren Disziplin.
    Er lernte noch immer. Selbst heute noch. Und im Augenblick lernte er in einem gleichermaßen reizvollen und gefährlichen Prozeß die mächtigste Waffe kennen und anzuwenden, die je ein Mensch besessen hatte.
    Seine Kammer im Hyperraum schien sicher zu sein.
    Er verwendete mehrere Sekunden der Überlegung darauf, exakt abzuwägen, ob er Duffy Loevzak noch brauchte oder schon eliminieren konnte. Noch nicht. Es gab mit Sicherheit noch eine Reihe hyperphysikalischer Probleme, die er allein nicht im entferntesten lösen konnte. „Während ich mich erhole, kannst du deine Forschungen fortführen", befahl Margor und erinnerte sich an den Eindruck, den er noch immer nicht verdrängt hatte: das Empfinden, als sei zumindest beim zweiten Öffnen der Verpackung ein starker Impuls von der Linse aus- oder abgestrahlt worden. „Ich brenne darauf", erwiderte Loevzak, „weitere Untersuchungen anzustellen. Die Ergebnisse sind allesamt sicherlich sehr wichtig und überraschend?"
    „Damit rechne ich!"
    Margor war erschöpft. Es war sinnlos, sich das Gegenteil einbilden zu wollen. Die letzten Tage und besonders dieses intensive Starren und Lauschen in die Vergangenheit zehrten an seinen Nerven und an seiner Widerstandskraft. In Ruhe mußte er seine nächsten Schritte überlegen. Daß er dabei für gewisse

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