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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Drang nach Morbidem, Verlust der Realität? Daß sie sich im Jenseits einfach wohler gefühlt hätten?«
    Donatas Gesicht sah schon ängstlich aus. »Das kann möglich gewesen sein, aber ich könnte es Ihnen nicht bestätigen. Es ist alles anders, es ist normal gewesen.«
    »Was war normal?«
    »Vater und Tochter haben mich an ihrem Leben nicht teilhaben lassen.«
    »War Ihr Mann berufstätig?«
    »Wir hatten gemeinsam das Geschäft, aber ich führte es mehr als er. Jasper ist nicht der Typ gewesen. Er war stiller, er war introvertiert, er war der Denker.«
    »Und Melanie?«
    »War wie ihr Vater.«
    »Hatte Sie ebenfalls einen Beruf?«
    »Sie studierte.« Bevor ich mich wundern konnte, sprach sie schnell weiter. »Sie studierte hier zu Hause. Es war ein Fernstudium. Sie wollte nicht weg von hier, und mein Mann hat ihr, wenn er sich nicht im Geschäft aufhielt, zur Seite gestanden und ihr geholfen. Das muß ich schon zugeben.«
    »Interessant«, murmelte ich. »Sie werden mir sicherlich sagen können, was Ihre Tochter studierte.«
    Donata überlegte einen Moment. »Kunstgeschichte war das eine Fach, und das zweite war Parapsychologie, glaube ich.«
    »Welche Uni war das?«
    »Keine bekannte. Ich weiß den Namen nicht.«
    »Überlegen Sie, bitte!«
    »Ist das denn wichtig?«
    »Es könnte wichtig sein.«
    »Tja, da muß ich wirklich nachdenken, wenn Sie mich so fragen. Also einfach ist es nicht.«
    »In ihrem Zimmer finden wir sicherlich die nötigen Beweise.«
    »Das denke ich auch. Jetzt habe ich es. Es war die Universität Brotherhood of Mystica.«
    Ich wurde hellhörig. »Die mystische Bruderschaft?«
    »Ja, so oder ähnlich.«
    »Und da sind Sie nicht mißtrauisch geworden?«
    »Nein«, quälte sie sich das Wort ab. »Warum auch? Es war so etwas wie eine Fernuniversität. Ich habe mich sehr für das Geschäft interessiert und war auch froh, daß sich Melanie wenigstens für etwas interessierte. Ich hatte schon befürchtet, daß sie zu nichts Lust hatte. Sie hat die Schule mehr schlecht als recht hinter sich gebracht und sich danach auch keinen Beruf gesucht. Sie traf nicht mal Anstalten. Als ich sie zur Rede stellte, erhielt sie von ihrem Vater Unterstützung, so stand ich auf verlorenem Posten.«
    »Wann begann das Studium?«
    »Etwa ein halbes Jahr später.«
    »Wie hat sie den Kontakt zu dieser ungewöhnlichen Bruderschaft bekommen?« wollte ich wissen.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, John. Vielleicht durch eine Bekannte oder durch eine Anzeige in irgendeiner Zeitschrift oder einem Fachblatt. Da gibt es viele Möglichkeiten.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Jedenfalls bin ich Ihnen keine große Hilfe gewesen, denke ich. Eine Mutter, die so wenig über das Leben ihrer verstorbenen Tochter weiß, ist selten.«
    »Da gebe ich Ihnen recht. Nur verhält sich auch nicht jede Tochter ihrer Mutter gegenüber so, wie es Melanie getan hat.«
    »Ich kann nicht widersprechen.«
    Ich blickte in meine leere Tasse. »Wir haben von Melanies Zimmer gesprochen, Donata. Darf ich es mir jetzt mal anschauen?«
    »Natürlich.« Sie erhob sich. »Ich muß zugeben, daß mich unser Gespräch neugierig aber auch ängstlich gemacht hat. Könnte es denn sein, daß sich plötzlich eine Menge Abgründe auftun, wenn ich das Seelenleben meiner Tochter im nachhinein durchforste?«
    »Und auch das Ihres Mannes nicht zu vergessen? Ich halte es sogar für möglich, daß er Melanie den Studientip gegeben hat. Wenn ich über alles nachdenke, muß ich zugeben, daß Melanie und Ihr Mann Jasper ein Eigenleben Ihnen gegenüber geführt haben.«
    »Besser kann man es nicht ausdrücken.«
    »Eben.« Ich ließ Mrs. McBain vorgehen und blieb ihr dicht auf den Fersen, als wir den Flur betraten. Sie ging ihn durch bis zum Ende. Melanies Zimmer lag auf der rechten Seite.
    »Es ist abgeschlossen«, sagte sie und griff nach einem Schlüssel. Er hing an einem Nagel in Kopfhöhe an der Wand. Sie steckte ihn in das Schloß, drehte ihn herum, öffnete die Tür aber nicht, sondern trat eine Schritt zurück. »Sie dürfen mich nicht für feige halten, John, aber ich möchte, daß Sie dir Tür öffnen.«
    »Ich verstehe, Donata. Niemand hält sie in Anbetracht der Umstände für feige.«
    »Noch eines«, sagte sie leise. »Ich muß Sie das einfach fragen, weil es mir auf der Seele brennt.«
    »Bitte.«
    »Könnte es Ihrer Meinung nach sein, daß meine Tochter versucht hat, obwohl es so gut wie unmöglich ist, mich aus dem Jenseits heraus umzubringen?«
    Sie erwartete

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