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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herankam, die er sehen wollte.
    Kein Licht. Keine Kerze auf einem der Gräber. Die Inseln der Toten lagen in einer bedrückenden Stille. Man roch die Verwesung nicht. Anders auf dem Friedhof San Michele, der zu Venedig gehörte. Vor einigen Wochen hatte mich ein Fall dorthin geführt, und da hatte ich den Eindruck gehabt, eine Luft einzuatmen, die von unzähligen Verwesungspartikeln durchdrungen war. Aber auch das war eine Welt für sich gewesen und mit dieser hier nicht zu vergleichen.
    Wir passierten einen hohen Steinbottich, in dem Regenwasser gesammelt wurde. Bei dieser Kälte war es zu einer festen Masse erstarrt. Auf der Oberfläche schimmerte graugrün das Eis.
    »Es sind nur noch ein paar Schritte«, meldete Donata.
    »Okay, es eilt nicht.«
    »Gut.«
    Es war sicherlich nicht billig, was ich in der folgenden Zeit an Grabsteinen und Figuren sah. Auf diesem Teil des Friedhofs lagen die Gruften, und es gab noch freie Flächen, die für neue Familiengräber reserviert waren.
    Mich interessierte nur eine bestimmte Gruft, vor der Donata und Ann stehengeblieben waren. Auch ich stellte mich neben sie. Donata streckte zögernd ihren Arm aus, die Hand machte sie ebenfalls lang und flüsterte: »Hier ist es.«
    Ich nickte. Dann holte ich meine kleine Leuchte aus der Tasche, um mehr sehen zu können. Der Strahl kam mir selbst vor wie ein dünner Eisfinger. Er glitt über das große Grab hinweg.
    Ich leuchtete weiter. Der Grabstein war ebenfalls leicht vereist. Ich untersuchte das Grab, aber ich fand keine Stelle, die darauf hingewiesen hätte, daß irgendwelche Zombies aus der Tiefe nach oben gekrochen waren, um die harte Fläche zu durchbrechen.
    Nein, auf die klassische Art und Weise hatten Vater und Tochter das Grab nicht verlassen.
    Ich drehte den Kopf und blickte in das kalte Gesicht der Donata McBain. Sie nahm den Schal vom Mund, als sie meine gerunzelte Stirn sah. »Wenn ich Sie so sehe, muß ich daran denken, daß auch sie im Moment nicht mehr weiterwissen.«
    »Das stimmt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich damit gerechnet habe, daß sie aus ihrer Gruft geklettert sind, um zu Ihnen zu kommen.«
    »Es ist alles anders gelaufen«, flüsterte Donata. »Nichts ist mehr, wie es sein sollte. Ich habe beinahe das Vertrauen in die Gesetze der Welt verloren. Warum kann nicht das, was tot ist, auch tot bleiben? Warum muß es auf eine derartig fürchterliche Art und Weise zurückkehren, John? Können Sie mir die Antwort geben?«
    »In diesem speziellen Fall noch nicht, aber es gibt Dinge, die jenseits unseres normalen Begriffsvermögens und Verständnisses liegen, und die sollte man sogar akzeptieren.«
    »Sie tun das.«
    »Ich muß es.«
    Donata fragte nicht mehr weiter. Sie schaute zu, wie ich das Kreuz aus der Jackentasche holte und das Grab betrat.
    Ich bückte mich und streckte zugleich den Arm aus. Mit dem Kreuz fuhr ich dicht über die Grabfläche hinweg und zeichnete ihre Umrisse nach. Ich hatte meinen rechten Handschuh ausgezogen und wartete darauf, daß das Kreuz reagierte, sich erwärmte, doch diese Hoffnung war vergebens.
    Ich streifte den Handschuh wieder über und ließ das Kreuz verschwinden. Donata sprach mich an.
    »Und, John? Was haben Sie erreicht? Sind Sie jetzt schlauer geworden?«
    »Auf eine gewisse Art und Weise schon«, gab ich zu. »Ich weiß zumindest, daß uns aus der Tiefe der Gruft keine Gefahr droht. Davon können wir ausgehen.«
    »Sollen wir jetzt aufatmen?«
    »Dazu besteht kein Grund.«
    »Das denke ich auch.«
    Würgegeräusche ließen mich und Donata herumfahren. Ann hatte sie abgegeben. Sie war nicht mit uns zusammen auf das Grab gegangen, sondern davor stehengeblieben. Den Platz nahm sie jetzt noch ein, nur stand sie nicht mehr auf der Stelle, sondern bewegte sich in einem kleinen Umkreis.
    Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen waren geöffnet, sie schnappte nach Luft, und ihre angehobenen Arme mit den gespreizten Händen bewegten sich auf die Kehle zu, um dort etwas wegzureißen, was für uns und auch für sie nicht sichtbar war.
    Es mußten die Klauen sein.
    Unsichtbar, wie auch bei Donata.
    »John, sie sind da!« flüsterte die Frau. »Verdammt noch mal, sie haben uns gefunden.«
    »Das wollte ich auch.« Mit einem langen Schritt hatte ich mich Donata genähert, der nächste brachte mich so dicht an sie heran, um eingreifen zu können.
    Und diesmal setzte ich das Kreuz gezielt ein. Ich führte es direkt dorthin, wo sich meiner Meinung nach die würgenden Hände befinden

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