0893 - Abschied von Eden II
sich an die nebelverhangenen Hänge schmiegten.
Der Blütenduft war intensiver geworden, zeigte aber keine berauschende Wirkung, obwohl der Mann ihn einatmen mußte.
Ein drittes Phänomen war zu beobachten: Über der Ebene lag ein merkwürdiges Dämmerlicht, das pausenlos in seinen Farben zu wechseln schien. „Unser Mann hat schlechte Augen", versuchte Ashdon eine Erklärung zu finden. „Ich glaube nicht, es sind wirklich Farben. Es muß der Energieschirm sein, der hier nicht stabil ist.
Aber er ist dicht, sonst würde die Atmosphäre entweichen."
„Und woher das Farbenspiel?"
„Du kannst vielleicht Fragen stellen...!"
Das Konzept ging weiter. Der Pfad führte hinab in die Ebene. Seit Kelten-Bay war es diesem einen Pfad gefolgt, der nur zwei Abzweigungen gehabt hatte. Ellert/Ashdon war absolut sicher, den Weg nach Kantrov nicht verfehlt zu haben.
Durch die ziehenden Nebelschwaden in der Sicht behindert, kam der Anblick eines ersten Gebäudes ziemlich überraschend.
Der Mann blieb stehen. Ellert übernahm ihn nun allein.
Halt dich im Hintergrund, Gorsty. Ich will versuchen, einige Auskünfte zu erhalten.
Einverstanden, gab Ashdon zurück.
Ellert setzte sich wieder in Bewegung und ging auf das Haus zu.
Es lag vor einer größeren Baumgruppe, hatte ein Stöckwerk und wirkte wie eine verlassene Farm. Das Dach war flach und mit Holzschindeln bedeckt. Auf der Wiese davor war ein roh gemauerter Brunnen mit einem Eimer an einer Kette.
Ellert überquerte die Wiese und stand dann vor der halb geöffneten Tür. Er zögerte einen Augenblick, dann klopfte er beherzt gegen die Holzbohlen, aus denen sie zusammengezimmert war.
Schritte wurden hörbar, dann erschien ein alter Mann mit einem grauen Vollbart, der bis hinab zur Brust reichte. Mit forschenden Augen betrachtete er den unverhofften Besucher, ehe er sagte: „Willkommen, Fremder. Du bist nicht von hier?"
„Ich komme von Kelten-Bay, wenn du das kennst. Hast du etwas zu essen für mich, ich habe eine lange Wanderung hinter mir."
„Kelten-Bay? Liegt das jenseits der Berge?" .Allerdings."
„Ich hörte davon. Aber komm ins Haus, dort können wir weiterreden. Wir empfangen selten Besuch."
„Du bist nicht allein?"
Der Alte lächelte seltsam. „Du wirst nur mich sehen", antwortete er.
Ellert vermutete, ein Doppelkonzept vor sich zu haben, war sich aber nicht sicher. Er folgte der Einladung und ging hinter dem Alten her, der ihn in einen behaglich eingerichteten Raum führte. An der Wand stand ein schwerer Holztisch mit einigen Stühlen und einer Bank. Auf der anderen Seite brannte ein Feuer im Kamin. Daneben verbreitete ein primitiver Herd zusätzliche Wärme. „Ich lebe bescheiden hier, aber ich friere nicht und habe keinen Hunger zu leiden. Der Wald bietet Nahrung genug."
Er brachte einen Krug mit frischem Wasser und eine Schüssel mit dicker Suppe, die wohlschmeckend roch. Zufrieden sah der Alte zu, wie sein Gast mit gutem Appetit aß. Er störte ihn nicht und stellte keine Fragen. Erst als Ellert sich zurücklehnte und das Essen lobte, sagte er: „Du warst noch nie in Dommerjan?"
„Nein, es ist das erste Mal. Ich hörte merkwürdige Dinge über dieses Gebiet und wollte mich selbst überzeugen. Was ist so seltsam an Dommerjan?"
Wieder lächelte der Alte geheimnisvoll.
Dann fragte er: „Vereinigt dein Körper nur ein Bewußtsein?"
Das war eine überraschende Frage, aber Ellert beantwortete sie wahrheitsgemäß: „Nein ich bin ein Doppelkonzept."
„Aber getrennt, nicht wahr?"
Ellert nickte. „Natürlich getrennt. Warum diese Frage?"
Der Alte beugte sich vor und sah sein Gegenüber fest an. „Weil der Prozeß der Integration bereits sehr weit fortgeschritten ist, wenigstens hier in Dommerjan."
„Integration?"
„Sehr richtig, das ist unser Ziel. Die Bewußtseine werden in ihrem gemeinsamen Körper nicht mehr getrennt sein, sondern zu einer einzigen Einheit zusammenschmelzen. Ich selbst vereinige drei verschiedene Bewußtseine, bin also nur noch ein einziges. Früher war es schwer für uns, Einigung bei gewissen Streitfragen zu erzielen, heute können wir gemeinsam denken, Entschlüsse fassen und handeln. Die Integration ist vollkommen."
Ellert ahnte sofort, worum es ging. Er wußte aus eigener Erfahrung, wie schwierig es oft gewesen war, sich mit dem Bewußtsein von Ashdon zu einigen, wenn sie verschiedener Meinung waren. In letzter Zeit hatte sich das zwar gebessert, aber es gab noch immer Probleme. „Wie ist das gelungen?" fragte
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