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0893 - Abschied von Eden II

Titel: 0893 - Abschied von Eden II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ermunterte. „Solange sie singen, sind sie vielleicht harmlos", hoffte Ashdon.
    Ellert hoffte das auch. Es konnte durchaus sein, daß die beabsichtigte Integration hier ein neues Stadium erreicht hatte, das sich positiver auswirkte als die bisher bekannten Erscheinungen.
    Möglicherweise waren diese Konzepte sogar bereit, sich an der Hilfe für ES auf diese oder jene Weise zu beteiligen.
    Das Gebäude hatte mehrere Stockwerke. Licht brannte aber nur in dem untersten. Es drang aus hohen Bogenfenstern und wurde von den ziehenden Nebelschwaden stark reflektiert. Der süßliche Duft nach Blüten war besonders intensiv.
    Ellert übernahm wieder und öffnete die Tür, ohne anzuklopfen.
    Der Vorraum war nur schwach erleuchtet, so daß die große hölzerne Flügeltür kaum zu erkennen war.
    Der Gesang kam von dem Raum dahinter. „Könnte eine Art Kirche sein", flüsterte Ashdon und brach seine Isolation. „Ruhig jetzt!" forderte Ellert ihn auf.
    Ashdon zog sich bereitwillig erneut zurück.
    Ellert drückte behutsam die primitive Klinke nieder und öffnete einen Flügel der Tür. Vorsichtig spähte er durch den entstandenen Spalt.
    Er blickte in einen weiten Saal, der hell erleuchtet war. Etwa hundert Männer und Frauen saßen auf langen Reihen von Holzbänken und sangen. Vorn auf einer Art Podium stand ein älterer Mann in langem Gewand und dirigierte. Wenn er den Arm anhob, kletterte auch die Melodie des Liedes an der Tonleiter empor, ließ er ihn sinken, geschah das Gegenteil. Seltsam war, daß niemand einen falschen Ton sang, obwohl es sich bei der Melodie offensichtlich um eine Improvision handelte.
    Es ist bereits ein gedanklicher Kontakt untereinander vorhanden, dachte Ellert, um Ashdon seine Vermutung mitzuteilen. Ein fortgeschrittenes Stadium der Integration, wie wir vermuteten.
    Er betrat den Saal und zog die Flügeltür leise hinter sich zu.
    Noch hatte ihn niemand bemerkt, obwohl der Mann auf dem Podium in seine Richtung sah. Aber er schien so in seine Aufgabe vertieft zu sein, daß seine weit geöffneten Augen nichts mehr wahrnahmen.
    Der Gesang schwoll an und ab und wirkte einschläfernd.
    Ellert ging ein Stück vor und setzte sich auf die letzte Bank. Eine Frau, die ein Stück weiter rechts Platz genommen hatte, sah kurz zu ihm herüber, ohne ihren Gesang zu unterbrechen. Ellert nickte ihr einen Gruß zu, erhielt aber keine entsprechende Antwort.
    Wir müssen warten, bis sie fertig sind, teilte er mit.
    Das kann Stunden dauern, befürchtete Ashdon.
    Wir haben keine andere Möglichkeit, wenn wir nicht ihren Zorn erregen wollen. Jedenfalls haben wir es mit Konzepten zu tun, die kaum mit jenen im Dorf zu vergleichen sind. Von ihnen droht keine Gefahr.
    Ich wäre da nicht so sicher...
    Die Frau rechts hörte plötzlich auf zu singen. Es war so, als hätte sie erst jetzt begriffen, daß sich ein Fremder unter die Versammelten gemischt hatte. Ihre Augen, weit aufgerissen, starrten Ellert an, der sie mit einer Handbewegung zu beruhigen versuchte.
    Er erreichte genau das Gegenteil.
    Die Frau stieß einen gellenden Schrei aus, der den Gesang übertönte und ihn schließlich verstummen ließ. Alle drehten sich nach ihr um. Sie sprang auf und deutete auf Ellert. „Ein Fremder!" rief sie mit aller Kraft. „Er gehört nicht zu uns!"
    Der Mann auf dem Podium hob die Hände und rief einige Worte. Sofort verstummte das aufgeregte Gemurmel. Die aufgesprungenen Männer und Frauen setzten sich wieder. Es wurde still im Saal.
    Ellert stand auf. „Ja, ich bin fremd hier, und ich bitte euch um Hilfe. Der Unsterbliche, dem wir alle unsere Existenz verdanken, befindet sich in großer Gefahr und sandte mir einen Notruf. Ich bin hier, um euch seine Bitte um Hilfe mitzuteilen."
    Der Mann in dem langen Gewand machte eine winkende Handbewegung. „Komm her, Fremder. Wir sind bereit, dich anzuhören, auch wenn du unsere Meditation gestört hast.
    Wir sind Konzepte im dritten Stadium und stehen vor der Schwelle zum vierten."
    Langsam ging Ellert durch die Bankreihen nach vorn. Er stützte sich dabei auf seinen Stock und humpelte ein wenig. Er spürte die Blicke der Konzepte und konnte sich eines unheimlichen Gefühls nicht erwehren. Er nahm die drei breiten Stufen zum Podium hinauf und stand dann vor dem Mann, der ihn forschend betrachtete, ohne ihm die Hand zur Begrüßung zu reichen. Sein Gesicht wirkte nicht verärgert, sondern mehr neugierig und - seltsamerweise - voller Hoffnung. „Sei willkommen, Fremder, auch wenn du das dritte

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