0893 - Abschied von Eden II
oben in seinem Zimmer und behauptet, eins mit dem Universum geworden zu sein. Oft hört er Stimmen und antwortet ihnen, aber er ist allein. Es ist niemand bei ihm."
Sie hatte nur geflüstert und ihre Besucher in eine Art Wohnküche geführt. Sorgfältig verschloß sie die Tür.
Ellert/Ashdon wurde ein Platz angeboten, aber sonst kümmerte sich die Frau nicht um ihn. Sie unterhielt sich mit Herkas, der Fragen stellte und alles über den Vater wissen wollte.
Ich glaube, er bleibt besser hier und wir gehen weiter, schlug Ashdon vor. Wir vergeuden nur unsere Zeit.
In diesem Augenblick gellte ein furchtbarer Schrei durch das Haus. Er kam von oben, wo der Vater sein sollte. Herkas schrak zusammen und sah die Frau an. Sie nickte. „Ja, das ist Vater. Er hat wieder seinen Anfall. Ich gehe hoch und kümmere mich um ihn."
Herkas sah ihr nach. „Ich kann sie nicht allein lassen", sagte er, als habe er Ashdons Gedankenmitteilung an Ellert ebenfalls verstanden. „Sie können auch bleiben, wenn Sie wollen."
Ellert/Ashdon erhob sich. „Wir gehen weiter, Kantrov wartet auf mich."
„Wartet noch. Ich glaube, Pamela war einmal in Kantrov, vor längerer Zeit allerdings, als ihr Vater noch gesund war."
Ellert/Ashdon setzte sich wieder. „Gut, auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es auch nicht an. Wollen Sie nicht hochgehen und der Frau helfen?"
Herkas schüttelte den Kopf. „Sie wird mich holen, wenn sie mich braucht."
Pamela kam zehn Minuten später zurück. Sie teilte mit, daß ihr Vater eingeschlafen sei. Erfreut nahm sie zur Kenntnis, daß Herkas bleiben würde, und packte ein paar Lebensmittel für seinen Begleiter ein, der weiterwandern wollte. Dann setzte sie sich an den Tisch. „Kantrov ...? Ja, ich war einmal dort, vor mehr als einem Jahr. Aber in diesem einen Jahr wird sich viel verändert haben. Die Experimente der Konzepte dort waren weiter fortgeschritten als hier und verliefen ganz anders. Mehr kann ich nicht sagen."
„Gibt es Reste von Technik in Kantrov?" fragte Ellert.
Sie nickte eifrig. „Oh ja, alles dort ist Technik. Es gibt riesige unterirdische Anlagen, aber ich durfte sie nicht betreten.
Mein Vater, der mich damals begleitete, erzählte mir, diese Anlagen seien für die Erhaltung unserer Welt notwendig. Sie stammen noch aus der Gründungszeit."
„Das ist richtig, denn ES schuf sie. Wir haben ES alles zu verdanken, doch nun befindet sich der Unsterbliche in großer Gefahr." Er berichtete von dem Notruf und schloß: „Wir haben vergeblich versucht, weitere Informationen zu erhalten, also sind wir - ich bin ein Doppelkonzept -unterwegs nach Kantrov."
Pamela blieb gleichgültig. „Ja, geh nur! Wenn du nicht hier bleiben willst, dann geh!"
Es klang fast feindselig. „Ich bleibe bei dir", sagte Herkas noch einmal, um sie zu besänftigen.
Ellert/Ashdon hielt sich nicht länger auf. Von Pamela war kaum noch etwas zu erfahren, sie hatte lediglich betont, man müsse immer dem Weg folgen und keine der zahlreichen Abzweigungen nehmen, die zu vereinzelten Dörfern oder Häusern führten.
Der einsame Wanderer schritt hinaus in die ewige Dämmerung. 4.
Drei Tage und drei Nächte marschierte das Doppelkonzept und folgte dabei dem beschriebenen Weg.
Die Ruhepausen für den Körper wurden zur Qual, denn nur die Bewegung hielt warm, und Holz gab es immer seltener.
Am vierten Tag - Ellert legte die Zeitrechnung von Kelten-Bay zugrunde - ging der Lebensmittelvorrat aus. Wohl oder übel mußte daher Kontakt mit den Bewohnern von Dommerjan aufgenommen werden. „Hier wächst aber auch gar nichts", beschwerte sich Ashdon, als sie diesen Entschluß faßten. „Wovon leben die eigentlich?"
„Von ihren Gärten, die wir nicht sehen können", vermutete Ellert. „Am besten wählen wir ein einzelnes Haus, damit es keinen Ärger geben kann."
Sie waren den Konzepten von Dommerjan bisher erfolgreich ausgewichen, was nicht weiter schwer gewesen war. Die Integrierten hielten sich fast nur in ihren Behausungen auf und kamen nur selten heraus.
Eine Wegabzweigung führte nach links und verlor sich im Dunst eines kahlen Hügels, auf dem ein größeres Gebäude stand, das die dünne Nebelschicht überragte. Der Mann, der Ellert/Ashdon war, folgte der Abzweigung, in der klobigen Hand den Wanderstock.
Schon von weitem hörte er einen merkwürdig eintönigen Singsang, so als übe ein Chor ein Lied ein.
Es war eine klagende Melodie, die so recht in die trostlose Landschaft paßte, Ellert/Ashdon aber nicht gerade
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