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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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verschwunden…
    »Ein Stock!«
    Von irgendwoher kam das Holz geflogen, mit dem er, am Seil gesichert, schließlich dort im weichen Grund stocherte, wo Meredith verschwunden war.
    Wieder und wieder.
    Der Schweiß perlte auf Grosvenors Gesicht, das verzerrt war vor Sorge, vor namenlosem Grauen.
    Plötzlich… ein Ruck!
    Etwas zog am Stockende, das einen Klafter tief im morastigen Boden verschwunden war. Zog erst zaghaft, rhythmisch daran, als wollte es Nachricht geben, noch da zu sein. Es…
    Meredith! Sie lebt!
    Grosvenor stieß ein erleichtertes Keuchen aus. Dann zog er ebenfalls, zaghaft zunächst, um den Widerstand, der ihm entgegengesetzt wurde, nicht zu verlieren.
    Als die Last für ihn nicht mehr zu bewältigen war - das schmatzende Sumpfland, in dem seine Frau versunken war, vervielfachte ihr Eigengewicht -, winkte er weitere Männer heran und zeigte ihnen, wo sicherer Grund war. Neben und unmittelbar hinter ihm schien der Boden fest zu sein. Zögernd schlossen zwei seiner Gäste und drei Jagdhelfer zu ihm auf, und mit vereinten Kräften zogen sie entweder am Stockschaft selbst oder an den Rockschößen des Nächststehenden.
    Irgendwann war es geschafft. Irgendwann gab das mit dunklem Schlick gefüllte Loch den Körper, den es zuvor verschlungen hatte, wieder frei. Von dunklem Schlamm überzogen lag er vor den Männern, und Grosvenor war es, der sich bückte, neben seiner Frau niederkniete und mit beiden Händen über das bis zur Unkenntlichkeit verschmutzte Gesicht wischte.
    »Meredith…«
    Nur ein Hauch kam über seine Lippen. Sie bewegte sich nicht mehr. Eine ihrer Hände hielt immer noch das Stockende umschlossen, wie eine Kralle. Aber nichts an ihr rührte sich. Sie schien aufgehört haben zu atmen.
    Zu spät , sickerte es schwer und trostlos durch Grosvenors Hirn. Wir sind zu spät gekommen.
    Etwa in diesem Moment gelang es ihm, das Gesicht bis auf ein paar Dreckschlieren vom Morast zu befreien. Und die grausige Wahrheit zu erkennen.
    Denn vor ihm lag nicht Meredith. Vor ihm bleckte eine uralte Mumie ihre fauligen Zähne.
    Grosvenor schrie auf, als hätte ihm jemand einen Dolch zwischen die Rippen gestoßen.
    ***
    Er realisierte sofort, dass ihm ein fataler Fehler unterlaufen war. Nicht seine versunkene Frau hatte das Stockende zu fassen bekommen, sondern der Widerhaken eines dort daumenlang herausragenden Nebenzweiges hatte sich in der Klaue einer mumifizierten Leiche verfangen, die der Sumpf schon vor Urzeiten verschlungen haben mochte.
    Grosvenors Schrei wehte wie das Heulen eines waidwunden Tieres über die Felder. Die ihn Umstehenden mussten ihn stützen, sonst wäre er neben der Mumie zu Boden gegangen. Allenthalben dominierte Entsetzen die Züge der Gesellschaft.
    Plötzlich rappelte sich Grosvenor wieder auf. »Weiter! Weitermachen! Sofort! Sie ist immer noch da unten - jede Minute…«
    Das »zählt« kam nicht mehr über seine Lippen oder wurde von ihm verschluckt, weil er den in der Klaue verhedderten Stock bereits mit solcher Gewalt losriss, dass morsche Knochen barsten. Im nächsten Moment stocherte er erneut in dem Sumpfloch herum.
    Betretene Mienen sahen ihm dabei zu. Dann, als würde ein Ruck auch durch die Gruppe gehen, stürmten sie herbei und unterstützten Grosvenor - die meisten von ihnen zumindest. Einige wenige waren jedoch in zu großer Sorge um das eigene Leben, als dass sie sich zu nah an die Stelle gewagt hätten, die Lady Grosvenor zum Verhängnis geworden war. Sie blieben abseits, bangten und fieberten aber mit den Schuftenden.
    Eine halbe Stunde später gaben sie auf, alle, Sir Robert Grosvenor eingeschlossen.
    Ermattet sank er neben dem Sumpfloch zu Boden, das Gesicht um Jahre gealtert, der Atem asthmatisch und am ganzen Leibe zitternd.
    Man setzte ihn auf sein Pferd, was er widerstandslos geschehen ließ, und zwei Freunde ritten eng zu beiden Seiten, um jederzeit eingreifen zu können, wenn er aus dem Sattel zu rutschen drohte. Er war wie apathisch, wie mit seinen Gedanken in einer fremden Welt gefangen.
    Noch bis spät in den Abend und auch an den folgenden Tagen wurde unablässig nach Meredith gesucht. Das halbe Sumpffeld wurde umgegraben.
    Nichts.
    Lady Grosvenor war und blieb verschwunden.
    Doch damit hatte die eigentliche Tragödie noch lange kein Ende gefunden.
    3.
    Gegenwart
    Der Tote war steif und kalt. Was auch normal war. Wärme hätte Zamorra nach all den Stunden, die der Todeskampf zurückliegen musste, sehr viel mehr irritiert.
    Wie Hogarth mit Verweis auf

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