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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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fern am anderen Ende (dem Fleck, dem er entgegenstrebte, von dem aber zugleich auch spürbare Anfeindung und… Abwehr ausging) herrschte Zwielicht.
    Von dort kamen Stimmen, schwach nur und mehr ein Flüstern - aber es klang immerhin nach Menschen -, und dazwischen… Hammerschläge.
    Zamorra ließ sich auf das Kräftespiel und die Kulisse ein, lauschte - und dachte: Ein Schmiedehammer. Das sind Schläge von Eisen auf Eisen.
    Eisen, das klirrte, das regelrecht sang , Vibrationen erzeugte, die auch Zamorra in Schwingung versetzten, Leib und Seele, als wäre er ein lebender Resonanzkörper…
    Für eine Weile nahm er es hin, während er sich (er konnte nicht sagen, ob er sich körperlich auf das ferne Zwielicht zu bewegte oder nur mit seinem Geist dorthin strebte) der Quelle aus Lärm und gesprochenem Wort näherte.
    Für besagte Weile hatte er das Gefühl von den Kräften seines Amuletts durch die widerstreitenden Energien geschleust - regelrecht hindurch gefädelt - zu werden und dem Ziel so gegen alle Widrigkeiten tatsächlich näher zu kommen.
    Die Stimmen wurden lauter, die Hammerschläge setzten aus.
    Aus dem Zwielicht schälten sich Konturen: ein düsterer Raum. Die Glut von Kohle warf Schatten auf Gesichter, von denen kaum mehr als Umrisse erkennbar waren. Im Mittelpunkt ein hünenhafter Kerl mit einem Hammer. Ein…
    Irgendetwas in Merlins Stern veränderte sich. Glyphen verschoben sich selbstständig. Der schützende Schild, der Panzer aus Licht, in dem sich Zamorra in den Tunnel durch Zeit und Raum gewagt hatte, erlosch jäh…
    ... und Zamorra fand sich am Boden neben Simon Kennedys Leichnam wieder, vor der Wand, in der sich der Durchgang in die Anderwelt nun wie eine rasend schnell verheilende Wunde geschlossen hatte.
    Das für Kennedy zur Todesfalle gewordene Gemälde schien plötzlich nichts anderes mehr zu sein als ein Bild , das vor langer Zeit mit Pinsel und Farbe - und einer gehörigen Portion Genialität - von einem Künstler namens Joseph Wright auf die Leinwand gebracht worden war. Die Bedrohung, die von ihm ausging, schien vollständig erloschen…
    Wilde Schreie aus einem der angrenzenden Räume ließen Zamorra das gerade Erlebte augenblicklich zwar nicht vergessen, aber doch in seinen Gedanken - und erst recht in seiner Prioritätenliste - zurückstellen. Denn eine Stimme, die sich in das Gebrüll mischte, kannte er nur zu gut.
    Nicole!
    ***
    Beinahe überscharf sah Carl Christie die Menschen, die sich mit ihm im Ausstellungsraum aufhielten, bekannte und unbekannte. Da waren sein gebeutelter Kollege Malfoy und sein cholerischer Chef Brunswick, dazu Polizisten und eine Frau, die Christie nicht zuzuordnen wusste. Verdammt hübsch war sie, genau seine Kragenweite - nur leider nicht seine Liga. Er war nicht nur zu alt, er war schlichtweg zu langweilig für jemanden wie diese -
    Es war, als würde ein Schlag durch sein Gehirn gehen und den gerade gestrickten Gedanken einfach anhalten. Er zuckte zusammen. Sein Blick kehrte zurück zu Malfoy, mit dem er sich unterhalten, auf den er aufmunternd eingesprochen hatte. Cummings Blick wiederum war auf den Boden oder auf die eigenen Füße gerichtet. Er sah mehr als schlecht aus, leichenblass.
    Aber das alles… verlor jäh seine Bedeutung. Für Carl Christie zählte von einem haarsträubenden Moment zum anderen nur noch eines: Carl Christie.
    Wie… geschieht mir?
    Er streckte den Arm aus und wollte Halt bei seinem Kollegen suchen. In seinem Kopf schien sich ein Schalter umzulegen, und im nächsten Moment raste eine Welle von Schmerz durch jede einzelne Faser seines Körpers. Er hörte sich aufstöhnen, während sich sein Blickfeld verschob , sich seine Sichtweise und Gestalt… veränderten.
    Ihm blieb nicht einmal Zeit für Panik. Seine Beine gaben nach. Aber noch im Sturz schritt die Verwandlung rapide voran. Als er auf dem Boden aufschlug, war er bereits ein ganz anderer als der, der er sein wollte.
    Mit Macht brach sich die Erkenntnis in ihm Bahn, dass er der, der er sein wollte, schon seit Tagen, vielleicht seit Wochen nicht mehr war. Alles hatte mit diesem Gemälde begonnen, das ihn so sehr faszinierte. Zu dem er immer wieder zurückkehren musste auf jedem seiner nächtlichen Wachgänge…
    »Carl!«
    Dass es Direktor Brunswick war, der nach ihm rief, drang kaum mehr in sein Bewusstsein. Auch nicht die weibliche Stimme, die sich einmischte, die…
    Die kupferfarbene Iris seiner Augen, die so verändert waren wie alles an ihm, ließen ihren Blick

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