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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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er das ohnehin längst für ihn feststehende Urteil über ihn verkündete.
    »Also…?«
    Die schneidende Schärfe von Brunswicks Stimme knackte die Verstocktheit, die in Cummings' Blick zurückgekehrt war.
    Und endlich erfuhr Nicole den Grund, warum der Direktor des Tate so erbost über den Entdecker von Simon Kennedys Leiche war: Malfoy Cummings, Kennedys Kollege, hatte Dreck am Stecken. In einer Weise, die Nicole beim ersten Zuhören beinahe ein Schmunzeln entlockte… andererseits verstand sie aber auch in gewisser Weise Brunswicks Zorn. Immerhin handelte es sich bei den Gemälden, die Cummings »umgeordnet« hatte, um Exponate von hohem Wert. Und Nicole wollte gar nicht wissen, was das zuständige Versicherungsunternehmen dazu gesagt hätte, wenn das ausstellende Haus selbst - beziehungsweise ein dort Angestellter - die Beschädigung oder gar Zerstörung eines der Schätze vorsätzlich herbeigeführt hätte. Wahrscheinlich wäre kein Penny geflossen. Das Museum wäre auf den Kosten sitzen geblieben.
    Sie sah sich um, zählte gut drei Dutzend aufwändig gerahmte und ausgeleuchtete Kunstwerke…
    ... und diesmal musste sie schmunzeln.
    Unglaublich!
    »Wie… ich meine«, wandte sie sich an Cummings, »wie sind Sie denn nur auf die Idee gekommen, so etwas zu tun?«
    Der Wachmann, eigentlich für die Unversehrtheit der Bilder zuständig, zuckte hilflos die Achseln. Er hatte keine Antwort. Er schien selbst nicht zu verstehen, was über ihn gekommen war.
    »Ich hatte inzwischen Gelegenheit, mir die Bandaufzeichnungen des Saales anzusehen - sie werden immer drei Tage rückwirkend gespeichert, ehe wir sie, wenn keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden waren, löschen«, sagte Brunswick, den stechenden Blick auf Cummings gerichtet, der regelrecht darunter zu schrumpfen schien. »Es ist keineswegs so, dass es sich um ein einmaliges Vorkommnis handelt - Sie haben das in jeder der aufgezeichneten Nächte getan, Cummings, Sie Wahnsinniger! Sie haben jede Nacht zur selben Zeit eine Stunde lang Gott gespielt!« Er räusperte sich, sein Blick zuckte leicht verlegen zu Nicole und Hogarth, der alldem ebenfalls interessiert zuhörte, ehe er sich wieder an Cummings wandte. »Na ja, Gott ist sicherlich übertrieben… aber zum Herrn über diesen Saal haben Sie sich erhoben! Haben sich aufgespielt, als gehöre das alles hier Ihnen!« Die Stimme kippte, lief aus wie eine Welle, die den Strand erreicht. »Wie konnten Sie nur, Cummings, wie konnten Sie? Ich hielt Sie immer für einen absolut verlässlichen Mitarbeiter…«
    Cummings schluckte. Nicole sah, dass ihm die Tränen in den Augen standen. Grundgütiger, dachte sie. Das Schlimmste scheint zu sein, dass er all die Vorwürfe versteht - nur sich selbst nicht! Er ist absolut ratlos, warum er das getan hat!
    Sie nahm Hogarth beiseite. »Cummings hat also Kennedy gefunden.«
    Der Detective nickte.
    »Und wer hat Cummings gefunden? Wie ich hörte, floh er aus dem Raum mit dem Bild, das Kennedy auf dem Gewissen hat. Brach irgendwo zusammen.«
    »Korrekt - wie ich auf dem Weg hierher schon sagte. Derjenige, der Cummings fand, ist ein gewisser Carl Christie. Es ist der Wachmann, der dort bei ihm steht.«
    Richtig, dachte Nicole, darauf hätte ich auch selbst kommen können. »Und Christie alarmierte die Polizei?«
    »Er alarmierte Brunswick - und der verständigte uns.«
    »Warum?«
    »Sie erleben Brunswick doch gerade live - damit dürfte Ihre Frage beantwortet sein. Seine Mitarbeiter fürchten ihn. Er scheint hier ein strenges Regiment zu führen. Offenbar wollte Christie nichts verantworten, was das schädigen kann, was Direktor Brunswick offenbar am wichtigsten auf der Welt ist.«
    Sie schaute fragend.
    »Das Tate«, erläuterte Hogarth.
    »Aber hier starb ein Mann - ein Kollege von Christie und Cummings. Die beiden hätten…«
    Hogarth zuckte die Schultern. »Ich weiß auch, was sie hätten tun müssen. Aber offenbar herrschen hier ganz eigene Regeln, denen sich die beiden mehr verpflichtet fühlten.«
    Nicole wunderte sich, dass ausgerechnet ein Polizist dies offenbar so stoisch hinnahm. Ihr Blick musterte den korpulenten Christie erstmals eingehender. Und genau in diesem Augenblick… brach der leicht korpulente Mann mit einem tiefen Seufzer zusammen.
    Es war der Auftakt zu einer unheimlichen Entartung.
    ***
    Kraft und Gegenkraft… Zamorra tauchte in den gespenstischen Gezeitenstrom magischer Energien ein. Um ihn herum war eine Art Schlauch - wie aus geronnener Finsternis. Nur

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