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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ansonsten wird es sicherlich welche unter ihnen geben, die vertrauenswürdig genug sind, um in den nächsten Ort zu fahren, wo sie einkaufen können.«
    »Das ist möglich.«
    Uns kam wieder ein Fahrzeug entgegen. Es war ein Lastwagen, hochbeladen und an der hinteren Seite eingehüllt in eine dunkle Abgaswolke. Da der Fahrer beinahe die gesamte Straßenbreite für sich beanspruchte, mußte Marco schon scharf rechts heranfahren und warten, bis der Laster vorbeigefahren war.
    »Mistkerl!« schimpfte er. »Das kam schon beinahe einem Mordversuch an uns gleich.« Er schaute mich an. »Oder?«
    Auch ich war ein wenig blaß um die Nase herum geworden und nickte. Im Rückspiegel sah ich den Wagen verschwinden und stellte Marco eine Frage. »Ich weiß ja nun, daß deine Schwester in dieses ›Kloster‹ gegangen ist. Aber über die Gründe hast du mich nicht genau informiert.«
    »Wieso?«
    »War tatsächlich der Tod eurer Eltern der Grund?«
    »Für Lucille schon.«
    Das konnte ich nicht verstehen. Auf der anderen Seite gab es immer wieder Menschen, die nach einem Schicksalsschlag die ganz andere Welt des Klosters aufsuchten, um ihr Leben völlig konträr zu gestalten. Oft hatten sie sich zuvor schon mit dem Gedanken beschäftigt und hatten eben nur den berühmten Kick gebraucht, um die Vorsätze in die Tat umzusetzen. Ich erkundigte mich bei Marco, ob Lucille ähnlich reagiert hatte. Da konnte er nur die Schultern heben.
    »Weißt du, John, Lucille und ich waren ja nicht immer zusammen. Unsere Wege haben sich auch getrennt. Sie ist den ihren gegangen, ich den meinen. Ich bekam Kontakt zu den Templern. Ich fühlte mich ebenfalls von ihnen angesprochen. Ich war einige Male in Alet-les-Bains. Ich habe dort mit dem Abbé gesprochen. Er hat mich unterrichtet, mich über die Ziele der Organisation informiert. Er hat auch über dich gesprochen und über dein Team, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Kräften der Hölle Einhalt zu gebieten. Ich kam mir vor wie in einer großen Familie, und ich fühlte mich auch nicht schutzlos. Auch ich habe meine Eltern verloren, aber ich gewann andere hinzu, wenn auch anders.«
    »Stimmt«, sagte ich nickend, um anschließend eine Frage zu stellen. »Was machst du eigentlich beruflich, Marco?«
    »Ich arbeite in einer Bücherei.«
    »Privat oder städtisch?«
    »Angestellter der Stadt Paris.«
    »Das ist gut.«
    Er hob die Schultern. »Man verdient nicht viel. Glücklicherweise werde ich noch von meinen Freunden unterstützt, wenn sie mich brauchen. Ich bekomme dann vieles ersetzt, denn manche Tür kann man leider nur mit Geld öffnen.«
    »Da hast du leider recht. Und über die Existenz des Schattens hast du dir noch keine weiteren Gedanken gemacht?«
    »Doch, aber ich habe keine Lösung gefunden. Auch Lucille wußte nicht Bescheid. Ich weiß aber, daß er gefährlich ist, daß er einen Menschen verändern kann…« Marco schluckte, bevor er mit leiser Stimme fragte: »Glaubst du eigentlich, daß ich dich getötet hätte?«
    »Wahrscheinlich.«
    »O Gott, nein!« Er schüttelte sich. »Ich werde darum beten, daß derartiges nicht mehr passiert. Wahrscheinlich habe ich keinen Einfluß darauf. Der Schatten ist selbständig, er ist ein Killer, jemand, der andere übernimmt, und meine Schwester hat sich ebenfalls gefürchtet. Sie hatte eine wahnsinnige Angst, und diese Angst muß über eine längere Zeitspanne hinweg gewachsen sein. Das war nicht nur die Reaktion eines Moments, nein, daran kann ich nicht glauben. Das war die tiefe Furcht, die man ihr hinter den Mauern eingeflößt hat.« Er nickte sich selbst heftig zu. »Ja, so muß es gewesen sein. Das Kloster ist der Mittelpunkt und zugleich der Anfang.«
    »Ich habe dich noch nicht nach dem Namen des Ordens gefragt.«
    Marco Anderre legte den Kopf zurück und lachte. »Ich weiß nichts. Ich kenne ihn nicht.« Er lenkte den Clio mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in die Kurve. »Ich habe ihn nicht erfahren. Meine Schwester hat ihn mir nicht mitgeteilt.«
    »Hast du sie danach gefragt?«
    »Das schon.«
    »Und?«
    »Keine Antwort. Sie hat mir den Namen des Ordens nicht mitgeteilt, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht gab es ihn gar nicht.«
    Ich stimmte Marco zu. Dieser junge Mann hatte den Ernst der Lage begriffen. Ich sah ihn im Profil und dachte daran, wie er mir ein Foto seiner Schwester gezeigt hatte. Die beiden glichen sich kaum, nur der Ausdruck um die Augen herum zeigte, eine gewisse Ähnlichkeit.
    Ich kramte Lucilles Bild aus

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