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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das?«
    »Einsteigen!«
    »Was?« schrie er.
    »Einsteigen«, sagte ich nur und packte ihn an der Schulter. Er war so perplex, daß er erst wieder richtig denken konnte, als er im Wagen auf dem Beifahrersitz saß. Er war bleich geworden. Ich hämmerte die Tür an meiner Seite zu und bekam mit, wie Marco neben mir zusammenzuckte.
    »Das darf nicht wahr sein! Das ist unmöglich!« Er funkelte mich an. »Du fährst zurück, John! Du gibst auf?«
    Für einen Augenblick stoppte ich das Fahrzeug. »Traust du mir das wirklich zu…?«
    ***
    Lucille war allein, Lucille fror. Das verfluchte Kellerlabyrinth wurde durch kein Feuer und auch durch keinen Ofen erwärmt. Die winterliche Kälte hatte sich längst auch hier unten im Boden und in den Wänden festgesetzt.
    Es gab trotz allem einen Vorteil. Die beiden Weiber hatten nach ihrem Verschwinden das Licht nicht gelöscht. So leuchteten unter der breiten Decke in verschiedenen Abständen die schwachen Lampen wie vergessene Sterne irgendwo in der Weite des Alls. Das Licht war matt, aber die Gefangene war trotzdem froh, daß überhaupt Licht vorhanden war.
    Sie stand auf dem Boden. Die Arme noch immer in derselben Haltung, halb in die Höhe gereckt.
    Die Hände lagen mit den Flächen gegeneinander, und die junge Frau sah aus, als wollte sie beten.
    Die Ärmel ihres Pullovers waren bis zu den Ellbogen hochgerutscht, und Lucille konnte die Gänsehaut erkennen.
    Noch immer baren die Stricke wie Schlangen um ihre Gelenke gedreht, und sie hatten sich auch im Laufe der Stunden nicht gelockert. Im Gegenteil, es war ihr vorgekommen, als hätten sie sich noch mehr zusammengezogen, um sie weiter zu quälen und ihr das Blut abzusperren. Nicht allein durch die Kälte, auch durch diese unnatürliche Haltung hatte sich ihr Körper verkrampft. Sie spürte das Ziehen in den Schultern, während die Hände fast taub geworden waren.
    Lucille war ein Lebewesen, sie war ein Mensch, der denken konnte, und die Gefangene dachte darüber nach, was mit ihr geschehen würde. Da gab es verschiedene Möglichkeiten. Man konnte sie verhungern und verdursten lassen. Es gab aber noch eine andere Möglichkeit. Dieser Platz war ideal für den Schatten. Er konnte sie überfallen, ohne mit einer Gegenwehr rechnen zu müssen. Wenn er sich ihr lautlos näherte, würde es in sie hineindringen. Er würde sie ausfüllen, er würde von ihr Besitz ergreifen, so daß sie sich auf schreckliche Art und Weise veränderte und ihre eigenen Reaktionen nicht mehr kontrollieren konnte. Dann war sie ein gelenktes Wesen, ein Neutrum ohne eigene Gedanken. Jemand, der möglicherweise befreit wurde, aber dann durch diesen Keller irrte wie ein Zombie, ohne eigene Gedanken zu haben. Er stand unter der Knute des anderen.
    Was war dieses ANDERE?
    Lucille wollte bewußt darüber nachdenken, denn jede Gehirntätigkeit lenkte sie von ihren Problemen ab. Dann konnte sie die Gefangenschaft besser überstehen und mußte nicht immer auf die Stricke an ihren Gelenken starren.
    Sie kannte den Schatten.
    Mehr auch nicht.
    Sie hatte einige Zeit hinter den Mauern des Klosters gelebt, und sie hatte sich über manches gewundert, es aber nie richtig wahrgenommen. Sie hatte sich auch nicht gegen all die schrecklichen Dinge aufgelehnt, und jetzt, wo sie trotz allem zur Ruhe gekommen war, fragte sich Lucille, weshalb das so gewesen war. Warum hatte sie nicht schon früher die Initiative ergriffen und diese verfluchten Mauern verlassen?
    Darüber wollte und mußte sie nachdenken. Sie grübelte, sie ließ ihre Zeit im Kloster noch einmal Revue passieren, und sie dachte daran, daß sie sich eigentlich wie in einer tiefen Trance bewegt hatte. Die Realität war von ihr nicht so wahrgenommen worden, wie es eigentlich hätte sein müssen.
    Sie hatte sich in alles gefügt, was eigentlich sonst nicht ihre Art war.
    Warum?
    Urplötzlich fand sie die Lösung oder glaubte zumindest, sie gefunden zu haben.
    Ja, da hatte es etwas gegeben. Das hatte es sein müssen. Sie erinnerte sich wieder an die Mahlzeiten, die in einem kargen Gemeinschaftsraum eingenommen wurden. Dort hatten sie alle zusammen gesessen und…
    Genau das mußte es gewesen sein.
    Das Essen! Man hatte ihr etwas in das Essen getan, irgendein Mittel, eine Droge, ein Gift, das sie hatte gefügig werden lassen.
    Und kurz vor ihrer Flucht hatte sie nichts gegessen. Da hatte sie die Kranke simuliert und sich das Essen in ihre Zelle bringen lassen, um es in das Waschbecken zu spülen.
    Zweimal

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