Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
öffnete, schaute sie gegen ihre Gelenke. Beide lagen fest zusammen, und das feuchte, aber sehr harte Seil scheuerte bereits jetzt auf ihrer nackten Haut.
    Die beiden Weiber traten zurück, nickten, schauten sich an und lächelten selbstzufrieden.
    »So, hier bleibst du!«
    Lucille wollte antworten. Der Druck in der Kehle ließ es nicht zu. Auch dort schienen Bänder zu sitzen, die alles einschnürten. Sie drehte den Kopf nach links.
    Dort standen die beiden Weiber, die den Namen Nonnen nicht verdienten. Sie erfreuten sich an ihrem Schicksal. Die Blicke empfand Lucille als böse und grausam.
    Endlich war die Kehle frei, und sofort stellte sie eine Frage. »Was geschieht mit mir?«
    Die Weiber schauten sich an. Sie nickten, als wollten sie sich gegenseitig dazu auffordern, Antworten zu geben. Schließlich sprach die Person, die schon immer geredet hatte, doch ihre Antwort gab der Gefangenen wenig Aufschluß.
    »Wir überlassen dich ihm…«
    Ihm? Lucille vergaß für die nächsten Sekunden ihre Lage und dachte über das Gehörte nach. IHM?
    Was konnte das bedeuten? Er hörte sich nach einem männlichen Wesen an, mußte aber nicht unbedingt sein, und ihr kam die Szene aus der Nacht in den Kopf.
    Der Schatten!
    Und er konnte auch so bezeichnet werden. Er war ein IHM!
    Sie leckte mit der Zungenspitze über die trocken gewordenen Lippen. »Ist er der Schatten?« würgte sie flüsternd hervor.
    Beide Frauen nickten.
    Lucille schloß für einen Moment die Augen. Sie nahm sich vor, hoffnungsvoll und optimistisch zu denken. Sie dachte daran, daß der Schatten, als er von ihr Besitz ergriffen hatte, sie nur in die tiefe Bewußtlosigkeit gestoßen hatte.
    War es ein gutes Omen?
    Die Worte der Frau machten diese Hoffnung sofort zunichte. »Nein, du brauchst dich nicht zu freuen, Lucille. Noch einmal wird dir das gleiche nicht passieren. Diesmal wird er kommen und dich zerstören. Er wird dir alles nehmen, was dir lieb und teuer gewesen ist, darauf kannst du dich verlassen…«
    Mit dieser Drohung beendeten die beiden Frauen ihren Besuch. Sie drehten sich gemeinsam um und ließen Lucille allein.
    Die Worte der Weiber aber klangen noch in ihrem Kopf nach.
    Zerfressen und zerstören!
    Furchtbar…
    ***
    Zum Glück kannte sich mein Begleiter in dieser Gegend aus. In seinem drei Jahre alten Renault Clio zuckelten wir an der Küste entlang in Richtung Süden. Lange zu fahren, brauchten wir nicht, es zog sich nur deshalb hin, weil wir kurvenreiche Landstraßen nehmen mußten, deren grauer Asphalt hin und wieder durch Bepflasterung abgelöst wurde und dieses Grau sicherlich im Sommer in einem direkten Kontrast zu dem Grün der Landschaft stand.
    Im Winter war dies nicht der Fall. Da hatte sich auch die Natur der Jahreszeit angepaßt. Die tristen Braun- und Grünfarben lockten keine Touristen an, zudem war es wieder kälter und windiger geworden. Die Wolken wurden über den Himmel getrieben. Es roch nach Schnee.
    Das Gelände nahe der Küste war flach. Nur hin und wieder sahen wir breite Mulden, ansonsten wurde dem Wind kaum Widerstand entgegengesetzt, abgesehen von vereinzelt stehenden Bäumen, die lange Zeiten überstanden hatten, wie auch die grauen Felsen und Steine, die sich im Gelände verteilten, ebenso wie vereinzelt stehende Gehöfte und Ställe, beides gesichert durch Steinmauern, damit der scharfe Wind nicht zuviel Boden wegfegte. Weiter östlich stieg das Gelände an. Dort wuchsen Hügel hoch, und dort war das Land auch dichter besiedelt. Wir waren auf unserem Weg nur durch zwei Dörfer gefahren, deren Namen ich vergessen hatte.
    Aber ich hatte die gewaltigen Apfelplantagen gesehen, wo sich die jetzt kahlen Bäume wie perfekt aufgereihte Skelette in den Himmel reckten.
    Marco schaltete höher. Der Clio gewann an Tempo. Dann deutete der Fahrer mit einer Hand nach vorn. Der Zeigefinger malte den Verlauf der Straße nach, die in eine lange Linkskurve überging.
    »Sie müssen wir noch durchfahren, dann sind wir fast am Ziel.«
    »Dann steht das Kloster verdammt einsam.«
    »Und wie.«
    »Würdest du es überhaupt als Kloster bezeichnen?« fragte ich.
    Marco hob die Schultern. »Eine schwierige Frage, John. Offiziell heißt es ja Kloster. Wenn ich aber daran denke, was meine Schwester gesagt hat, ist es mehr ein Gefängnis.«
    »Es darf also niemand hinaus, wenn er will.«
    »So ist es.«
    »Und wie versorgen sich die Nonnen?«
    Marco mußte lachen. »Nonnen ist gut. Ich nenne sie nur Weiber. Sie werden einen Garten haben,

Weitere Kostenlose Bücher