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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Taschen der Hose verschwinden lassen. Auf mich machte er einen verbissenen Eindruck. Gleichzeitig sah er aus wie jemand, der es nicht erwarten konnte, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Er stand zwar auf der Stelle, wippte aber hin und her, als wollte er Schwung holen, um über den Zaun zu springen.
    Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, und er nickte langsam vor sich hin.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Fällt dir nichts auf, John?«
    »So einiges, aber wenn ich dich reden höre, denkst du an etwas Bestimmtes.«
    »Ja.«
    »Sag es mir.«
    »Schau dir mal den Bau genauer an.«
    Das tat ich und konnte nichts Ungewöhnliches daran erkennen. Die Anlage bestand aus einem großen Haupthaus, an das sich im rechten Winkel ein Anbau anschloß. Das war alles, abgesehen von den beiden kahlen Bäumen, die auf dem Grundstück standen und ihr Geäst wie starre Arme in die Gegend gereckt hielten. Ein Garten jedenfalls, wie man ihn oft bei Klöstern hatte, war aus dieser Perspektive nicht zu erkennen. Die Fenster waren relativ klein, demnach mußte es im Innern sehr düster sein.
    »Nun, John?«
    Ich hob die Schultern.
    »Also nichts.«
    »Sag's schon.«
    »Es fehlt das Kreuz!«
    Durch meinen Kopf sirrte es, als hätte jemand einen Nervenstrang wie die Seite einer Gitarre anklingen lassen. Ich schalt mich selbst einen Narren, daß ich nicht darauf gekommen war. Mein junger Partner hatte recht, es fehlte das Kreuz!
    Ich schaute genauer nach, ließ meine Blicke über das Dach hinweggleiten und mußte zugeben, daß sich auch dort nichts abmalte. Ein Kloster ohne Kreuz, ein Kloster ohne Kapelle, auch sie fehlte.
    Das war ein Hammer!
    »Warum sagst du nichts?«
    »Gratuliere, Marco, du hast es genau erfaßt. Himmel, so etwas ist mir noch nicht untergekommen.«
    »Mir auch nicht.«
    »Ein Kloster ohne Kreuz«, murmelte ich. »Ohne das Zeichen, unter dem die Nonnen oder die Brüder normalerweise dienten.« Das mußte etwas zu bedeuten haben, und ich faßte es ebensowenig positiv auf wie Marcos Miene. Er wirkte als würde er Schmerzen leiden.
    »Kannst du nicht mehr dazu sagen, John? Du als Fachmann?«
    »Was willst du hören?«
    »Es liegt auf der Hand, nicht?«
    »Ja, wenn sich ein Kloster mit keinem Kreuz ziert, dann haben seine Bewohner zumeist etwas zu verbergen…«
    »Oder sie dienen demjenigen, der das Kreuz haßt!« vollendete Marco Anderre. »Ich denke an den Teufel…«
    »Kann hinkommen.«
    »Bon. Da wir jetzt alle Unklarheiten beseitigt haben, frage ich mich, was wir unternehmen, wobei ich davon ausgehe, daß man unsere Ankunft bereits bemerkt hat. Das Gelände ist frei. Vom Kloster aus kann man bis hier zum Eingang schauen.«
    »Wir werden uns anmelden.«
    »Nicht klettern?«
    Ich war bereits auf die Anlage zugegangen. »Später vielleicht, aber nicht jetzt.«
    »Schön, dann versuche es.«
    Der Kasten war so hoch angebracht, daß jemand in einer normalen Haltung hineinsprechen konnte.
    Ich mußte mich leicht bücken und drückte gleichzeitig auf einen weißen Knopf, der im Kloster ein Signal auslösen würde.
    Zunächst geschah nichts. Wir warteten voller Spannung, das Rauschen des Windes in den Ohren. Es verging Zeit. Ich schellte noch einmal und vernahm wenig später ein leises Kratzen.
    »Aha«, sagte Marco.
    Die Stimme klang verzerrt. Es war sogar schwer zu unterscheiden, ob sie einer Frau oder einem Mann gehörte. »Wer ist da? Was wollen Sie?«
    Ich hatte mir rasch eine Ausrede einfallen lassen. »Wir sind hier, um jemanden zu besuchen.«
    »Bitte?« Das eine Wort hatte sie wie einen Schrei ausgesprochen. »Das darf doch nicht wahr sein! Sind Sie angemeldet?«
    »Nein.«
    »Dann gehen Sie wieder.«
    »Aber man erwartet uns.«
    »Wer?«
    »Lucille Anderre.«
    Pause. Kurz nur. Ich schaute nach links, wo Marco stand. Er sah aus, als hielte er sich nur mehr mühsam zurück, und ich legte schnell einen Finger auf meine Lippen.
    »Es gibt hier keine Lucille Anderre!«
    »Aber ich bin mit ihr…«
    »Hier existiert keine Lucille Anderre!« schnitt man mir das Wort ab. »Wie oft soll ich das noch wiederholen? Und jetzt verschwinden Sie. Sehen Sie zu, daß Sie Land gewinnen. Wir wollen hier unsere Ruhe haben.«
    »Für eine Nonne sind Sie ganz schön…« Das letzte Wort konnte ich mir sparen, denn die Verbindung war plötzlich unterbrochen. Nichts mehr, man wollte uns nicht.
    »Dieses verfluchte Weibstück!« keuchte Marco. »Dieses…«
    »Komm«, sagte ich nur und drehte mich um.
    »Wie meinst du

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