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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hintereinander.
    Und sie war klarer geworden. So klar, daß sie heimlich entweichen und über den Zaun klettern konnte.
    Ein bissiges Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie daran dachte. Es war einfach schlimm gewesen. Diese Weiber hatten ihre Jugend und ihre Dummheit für ihre Zwecke ausgenutzt.
    Tatsächlich nur für ihre? Oder standen nicht andere im Vordergrund? Der Schatten, zum Beispiel?
    Daran glaubte sie eher. Der Schatten hielt hier die Wacht. Ihm dienten diese Weiber, die den Namen Nonnen nicht verdienten. Er war grausam und unmenschlich.
    Lucille schluckte den Speichel hinunter, der sich in ihrem Mund angesammelt hatte. Sie ging davon aus, die Lösung gefunden zu haben, und sie schalt sich selbst eine Närrin, daß sie nicht vorher darauf gekommen war. Warum nicht?
    Sie hatte keine Ahnung.
    Mach dir positive Gedanken, hatte Lucille einmal in einem Buch gelesen. Wenn die Stimmung auf dem Tiefpunkt ist, mußt du dich einzig und allein darum kümmern. Nur das kann dich aus gewissen Situationen retten. Mach sie dir.
    Sie versuchte es.
    Ihr Bruder war die Hoffnung. Er hatte ihr versprochen, Hilfe zu schicken, und er würde, wenn es klappte, nicht allein kommen, sondern jemanden mitbringen. Das mußte oder konnte sie glauben, aber der richtige Kontakt war leider nicht zustande gekommen.
    Sie war allein, verlassen, eine Gefangene in einem verdammten Kellergewölbe, tief in der feuchten Erde, und es gab kaum jemand, der hier ihre Spur finden konnte.
    Nicht mal weinen konnte sie. Lucille hatte es versucht. Es war nur ein trockenes Schluchzen gewesen, keine Tränen, die erlösend gewirkt hätten.
    Hinzu kam die Stille. Lucille empfand sie als etwas Besonderes. Es war nicht die Stille in einer leeren Kirche oder auf einem Berggipfel, diese hier war anders. So bedrückend, beinahe erdrückend, von allen Seiten auf sie zukommend, um sie zu umschlingen wie ein enges Gefängnis.
    Konnte Stille wahnsinnig machen?
    Bestimmt. Wenn sie nie durchbrochen wurde, dann war sie schon so etwas wie eine gefährliche Folter, und immer wieder schauderte Lucille zusammen, wenn sie daran dachte.
    Stille…
    Gefährlich - gnadenlos…
    Sie schluckte, wischte über ihr Gesicht, indem sie den Kopf vordrückte und den Schweiß von dem Pullover aufsaugen ließ. Trotz der Kühle schwitzte sie. Es war eine Reaktion auf ihre Angst und auf die Einsamkeit.
    Sie atmete durch den offenen Mund. Der Geschmack der Luft hatte sich nicht verändert. Noch immer glaubte sie, eine Mischung aus Schimmel, Feuchtigkeit und alter Luft auf der Zunge zu spüren, wobei all dieses Zeug in ihrem Hals einen Klumpen bildete.
    In einem plötzlichen Anfall von Wut und Panik zerrte sie an ihren Stricken. Sie wollte das andere Ende von diesem Galgen an der Mauerkrone reißen, was ihr natürlich nicht gelang. Aber sie hatte den Eindruck, daß sich die Fesseln um ihre Handgelenke noch mehr zusammenzogen.
    Lucille senkte den Kopf und schüttelte ihn. Es war eine Geste der Verzweiflung. Wieder drang das Schluchzen aus ihrem Mund. Der Körper zuckte unter den Weinstößen, und die einsame Frau rutschte immer mehr hinein in dieses Tief.
    Bis sie plötzlich hochschreckte.
    Etwas strich wie ein eisiger Finger über ihren Rücken, obwohl sie fest da von überzeugt war, daß sie nichts berührt hatte. Es war der Schreck auf das, was sie gehört hatte.
    Ein Kratzen…
    Nicht weit entfernt. In unmittelbarer Nähe. Kratzen und auch Tappen.
    Füße?
    Lucille richtete sich wieder auf und sie spie aus. Dann atmete sie einige Male tief durch und drehte den Kopf, um sich ihre nähere Umgebung anzuschauen, denn das Geräusch war nicht weit entfernt von ihr aufgeklungen.
    Die Frau suchte den Boden ab.
    Noch bewegte sich dort nichts. Geirrt hatte sie sich trotzdem nichts. Es war etwas da. Vielleicht hatte auch jemand an einer Wand gekratzt.
    Der Schatten huschte auf einmal durch ihr Blickfeld. Er war kompakt wie ein deformierter Ball auf kleinen Füßen, glatt und ölig auf der Oberfläche wirkend.
    Ein Tier - eine Ratte!
    Lucilles Atem stockte. Für einen Moment hatte sie den Eindruck, ersticken zu müssen, denn etwas hatte sich in ihrer Kehle festgesetzt. Es war die Furcht vor den Ratten. Schon als Kind hatte sie diese Tiere nicht gemocht. Sie ekelten sie an, sie hatte zuviel Schlechtes über sie gehört, und diese Angst war nie richtig verschwunden.
    Die Ratten waren da.
    Oder nur eine?
    Das konnte sich Lucille nicht vorstellen. Ratten traten zumeist in kleinen Rudeln auf, sie bissen

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